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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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unter meinem Scheitel fühlte es sich an wie die zärtliche Massage einer Geliebten.
    Erst nach und nach kehrte mein Erinnerungsvermögen zurück, nahm ich Bewegungen in der unmittelbaren Umgebung wahr, riesige, huschende Schatten, die im Licht der untergehenden Sonne noch monströser wirkten. Die Augen eisern geschlossen haltend, verließ ich mich einzig auf meinen Hörsinn, der mir signalisierte, wie nahe die Opreju waren. Erst als alle Laute verstummten, das Prasseln des Feuers abnahm und die ersten Grillen zirpten, wagte ich die Augen aufzuschlagen.
    Es war Nacht. Ich nahm die Sterne, nahm Tauri am Firmament wahr und kämpfte zeitgleich gegen aufkommende Übelkeit an. Nach wenigen halbseidenen Versuchen, die Fesseln zu lockern, gab ich auf. Die Hoffnungslosigkeit meiner Situation führte zu einer Ernüchterung, die den körperlichen Schmerz ausblendete. Zu keiner Gefühlsregung mehr fähig lag ich ergeben da, spürte sogar die Kälte nicht mehr, ergab mich voll und ganz der Verzweiflung... bis der Ruf eines Käuzchens meine Lethargie beendete.
    Es dauerte eine Weile, bis ich davon überzeugt war, nicht dem Wahnsinn anheim gefallen zu sein. Neue Zuversicht kam wie eine reißende Flutwelle über mich, welche die innere Betäubung mit sich riss. Das schier Unmögliche war eingetreten. In den Stunden höchster Not hatten sie mich gefunden, meine Freunde, die ich bereits für tot erklärt hatte. Nun verdankte ich ihnen mein Leben.
    Doch ich dankte es ihnen schlecht. Zwar berichtete ich in allen Einzelheiten, was mir seit der unfreiwilligen Trennung widerfahren war, doch ein entscheidendes Detail sparte ich wohlweißlich aus. Kein Wort von der Begegnung mit den Uhleb kam über meine Lippen, mit keiner Silbe erwähnte ich den Sentry. Ich konnte es nicht. Womöglich durfte ich es gar nicht, am Ende verbat das heimliche Wesen in mir, seine Existenz einem all zu großen Kreis publik zu machen. Also lenkte ich mich selbst ab und berichtete von meiner misslungenen Flucht vor den Opreju und wie sie mich am Ende doch noch so hinterhältig in ihre Gewalt brachten. Krister stellte dann auch die eine Frage, die mich ebenfalls schon lange Zeit beschäftigte.
    „Was sie wohl mit dir vorhatten? Verzeih, aber warum erschlugen sie dich nicht einfach und ließen dich liegen? Stattdessen nahmen sie dich gefangen und belasten sich darüber hinaus noch mit deinem ganzen Gepäck... das ergibt wenig Sinn.“
    „Ja, nicht wahr? Was auch immer sie vorhatten, sie wollten mich lebend. Nur, wofür?“
    „Und ihr Ziel würde mich auch interessieren“, warf Luke ein. Wir liefen bereits die ganze Nacht hindurch und unsere Beine wurden schwerer und schwerer. Der östliche Horizont schickte die ersten Anzeichen des beginnenden Morgens. „Ich meine, sie gingen nach Südwesten. In genau die Richtung, in die wir auch laufen... werden wir nicht zwangsweise wieder auf sie stoßen? Werden sie uns nicht irgendwann einholen?“
    Diese Frage war unmissverständlich an Avalea gerichtet, die auch sofort darauf reagierte.
    „Wir müssen die Sümpfe am Nordrand der Rima erreichen, wo Taor und Sokwa zusammenströmen. Dort ist die letzte Möglichkeit, den Taor zu überqueren. Wir müssen an sein Westufer, eine andere Wahl bleibt nicht. Was deine Frage angeht, Luke, natürlich sollten wir damit rechnen, verfolgt zu werden. Aber ich glaube, unser Vorsprung ist groß genug.“ Dann lachte sie. „Was sie wohl tun werden, wenn sie bemerken, ihren Gefangenen wieder verloren zu haben?“
    Krister lachte voller Genugtuung.
    „Ja, das wird ihnen ein schwer zu lösendes Rätsel aufgeben. Wie gerne sähe ich ihre belämmerten Gesichter, wenn sie aufwachen.“
    Müdigkeit und Entkräftung zwangen zu baldigem Stillstand. Ich entsann mich der verbliebenen gebratenen Fische in meinem Rucksack, die ich, sofern sie noch genießbar waren, mit den anderen teilen wollte. Mit Sicherheit würden wir den ganzen kommenden Tag verschlafen und neue Kräfte sammeln. Um den Opreju aus dem Weg zu gehen, durften wir bis zu den Sümpfen ohnehin nur noch im Schutz der Dunkelheit marschieren.
    Ein gewaltiger Schatten, der bis in den Himmel zu reichen schien, stellte sich uns plötzlich in den Weg. Luke nahm ihn zuerst wahr und blieb beeindruckt stehen. Er deutete darauf und fragte niemand Bestimmten: „Was ist das?“
    Wir sahen ihn natürlich auch, standen wir doch direkt davor. Und Avalea löste die beklommene Anspannung, als sie rief: „Ein Baobab! Ein gutes Zeichen!“ Baobabs, wie

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