Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
liegt die Caldera, dort beginnt Fennosarmatia mit seinem permanent heißen Klima. Wir müssen die drei Opreju abpassen, bevor sie den Taor erreichen. Sonst haben wir nicht mehr die geringste Chance, Jack zu befreien.“
Krister nickte stumm. Er hatte verstanden.
Mit dem Verschwinden der Xyn setzte unangenehm kühler Wind ein, der mit fortschreitender Dunkelheit zunahm. Fröstelnd wickelten sich die drei Verfolger in die Decken. Schon erschienen die ersten Sterne. Ihr Glanz nahm jedoch rasch ab, als Tauri langsam über den Rand der Welt kroch und sie in unwirkliches Licht tauchte. Achtungsvoll beobachtete Luke eine Zeitlang den inzwischen zu einem Riesen angewachsenen Ringplaneten. Er stellte schon lange das größte Objekt am nächtlichen Himmel dar und schien mit jedem weiteren Tag an Größe zu gewinnen. Schwefelgelb leuchtete er, orangerot an den Polen, der äußere Ring purpur, ja violett. Seitdem Avalea seine Theorie über die Taurinacht bestätigt hatte, konnte Luke es insgeheim nicht mehr erwarten, Zeuge seines beginnenden Regiments zu werden. In nicht mehr allzu ferner Zeit würde er nahe genug heran sein, der Xyn die Stirn bieten, sie bedecken und ausblenden. Welch Schauspiel lag vor ihm! Und er durfte Zeuge dieses einzigartigen Ereignisses sein!
Die Jagd nach den Opreju entwickelte sich zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Einziger Anhaltspunkt war Avaleas Vermutung, ihr Ziel läge in Yalga, was ihren südwestlichen Kurs rechtfertigte. Nach Stunden des Wanderns durch die von Tauri erhellte Nacht, die Luke vage an das von den Sonnenfindlingen beschienene Reich der Ar-Nhim erinnerte – und lange Zeit, nachdem er die Hoffnung aufgegeben hatte, in irgendeiner Weise noch auf der richtigen Spur zu sein – nahm er einen flackernden Widerschein wahr, der sich ein gutes Stück entfernt im Gestein einer gedrungenen Felsformation brach. Wieder einmal waren es seine hervorragenden Augen, die ihm dieses willkommene Geschenk bereiteten. Müdigkeit und Ermattung fielen augenblicklich von ihm ab.
„Irgendwo da vorne brennt Feuer“, verkündete er mit gedämpfter Stimme. Die Gruppe blieb stehen.
„Tatsächlich“, bestätigte Krister, der den Feuerschein nun auch bemerkte. „Sehr gut, Luke! Ich hatte schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt.“
Mit doppelter Vorsicht und auf lautlosen Sohlen schlichen sie sich an. Jeder Schritt war wohlbedacht. Neben einem ausgezeichneten Geruchsinn verfügten die Opreju nach Avaleas Angaben auch über ein äußerst scharfes Gehör. Als sie sich endlich auf Sichtweite herangearbeitet hatten, wurde ihnen ein eigenwilliges Bild zuteil. Das zwischenzeitlich weit heruntergebrannte Feuer beleuchtete eine bizarre Szenerie.
Drei Opreju lagen reglos dicht an dicht gedrängt nahe der roten Glut. Ihre gewaltigen Körper, die wie ein einziger wirkten, warfen tiefschwarze Schatten an die Felswand in ihrem Rücken, vor der sie Zuflucht gefunden hatten und welche noch die Sonnenhitze des vergangenen Tages abstrahlte. Vor dem Feuer, auf dem Rücken liegend, an gespreizten Armen und Beinen gefesselt, lag jemand, den sie lange nicht mehr gesehen hatten, aber sofort wieder erkannten. Dieser Jemand, der vor Kälte zitterte wie Espenlaub, war kein anderer als Jack Schilt, war ich.
Kristers Atem ging stoßweise vor Aufregung. Er faltete beide Hände dicht vor dem Mund zusammen und blies sachte durch sie hindurch. Der laute, klägliche Ruf eines Käuzchens ertönte, täuschend echt imitiert, aber nicht im Mindesten in diese Gefilde passend. Avalea missfiel Kristers Alleingang, doch beruhigte sie die unmittelbare Reaktion darauf sogleich wieder.
Der Kopf des Gefangenen ruckte herum. Natürlich kannte ich unser geheimes Signal, und trotz der wüstesten Gedanken, die ich in diesem Augenblick wälzte, schaltete mein Gehirn sofort auf höchste Konzentration. Wieder ertönte der Kauz, diesmal leiser, zaghafter. Meine Augen versuchten das Dunkel der Nacht zu durchdringen, und mit Hilfe Tauris nahm ich schließlich eine Bewegung rechterhand wahr. Außerhalb des Scheines der glimmenden Glut, noch mindestens fünfzig Meter entfernt, sah ich eine dunkle Gestalt stehen. Und noch eine. Und noch eine. Drei Menschen. Ich musste an mich halten, nicht laut aufzuschreien, vor Überraschung, vor Erleichterung, vor Freude.
Wir hatten uns wieder gefunden!
Doch in welcher Situation!
Der ganze Ernst der Lage kehrte sofort wieder zurück, als ich sah, wie die drei Figuren Anstalten machten sich
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