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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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sie zu berichten wusste, gehörten zu den grandiosesten Bäumen Gondwanalands. Kein anderes Gewächs diesseits des Großen Barrieregebirges konnte es an Ausmaß oder Umfang mit einem Baobab aufnehmen. Sie speicherten zudem eine Unmenge Wasser unter ihrer harten Borke, das sich mit etwas Geschick anzapfen ließ. „Es sind wahre Giganten“, fuhr sie fort. „Einige von ihnen wachsen bis zu einhundertfünfzig Meter in den Himmel. Wir nähern uns Lygaria. Dort gibt es Baobabs an allen Ecken und Enden. Sie lieben heißes, trockenes Klima.“
    Respektvoll traten wir an den riesigen Baum heran. Luke berührte ehrfürchtig die vollkommen glatte Rinde. Bis zu den ersten Ästen ging es schätzungsweise fünfzig Meter nach oben. Es gab nicht den Hauch einer Möglichkeit, den blanken Stamm zu erklimmen. Die Nähe eines solchen friedlichen Riesen stimmte mich auf eigenartige Weise versöhnlich mit der ansonsten lebensfeindlichen Umgebung. Womöglich lag es auch an den allmählich klarer werdenden Farben, die sich aus den Schatten der ersterbenden Nacht lösten. Der östliche Horizont entflammte ein wahres Farbenspektakel, welches das baldige Erscheinen der Xyn ankündigte. Es wurde Zeit, einen Unterschlupf zu finden, wo wir den Tag verschlafen konnten. Dass es gerade der Baobab werden sollte, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Luke nahm den Stamm genauer unter die Lupe und entdeckte einen tiefen Spalt in seiner dem Sonnenaufgang abgeneigten Flanke.
    „Seht mal, sieht so aus, als wäre er innen hohl“, rief er.
    Neugierig untersuchten wir den Eingang, der in den Baum hineinführte. Er bot bequem Platz für einen Menschen, auch wenn er den Kopf einziehen musste. Ohne lange zu zögern schlüpfte Luke hinein und verschwand vor unseren Augen im Innern des Baobabs.
    „Sehr geräumig hier“, hörten wir seine Stimme dumpf aus den Eingeweiden des Baumriesen erklingen. „Ich kann zwar so gut wie nichts erkennen, aber es sieht aus, als wäre hier Platz für ein ganzes Dorf. Es riecht etwas streng, ist aber erträglich.“ Dann lugte sein Kopf keck wieder aus der Öffnung heraus. „Hereinspaziert!“
    Es war die schönste Behausung, die man sich in unserer Lage wünschen konnte. Als die Kraft der Sonne zunahm und die Außenwelt in ihren grellen Bann zwang, herrschte im Innern des Baumes angenehm gedämpftes Licht, hell genug, um ordentlich zu sehen, sanft genug, um ungestört zu ruhen. Wir breiteten die zerlumpten Decken aus und machten uns über die Reste der Fische her.
    „Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir sind wieder zusammen“, wiederholte Luke zum x-ten Male. „Sieht fast so aus, als wachte eine höhere Macht über uns.“
    „Es gibt keine höheren Mächte“, wehrte Krister sogleich mit einer Schroffheit ab, die mich aufhorchen ließ.
    „In Van Dien lernten wir früh, an eine höhere Macht zu glauben“, verteidigte sich Luke sofort. Sein Stiefbruder winkte verächtlich ab und widmete sich demonstrativ ablehnend der Polsterung seines Schlaflagers. „Sag was du willst, Krister, aber ich bin nach wie vor überzeugt von der Existenz höherer Mächte. Nicht umsonst hat der Glaube bis zum heutigen Tag überlebt.“
    Krister schnaubte missbilligend.
    „Ja, und sieh, wohin uns dein Glaube und deine höheren Mächte gebracht haben.“
    Luke schwieg betroffen, was mich zu glauben veranlasste, dass dieses Thema zwischen den beiden nicht das erste Mal Zwietracht stiftete. Da Avalea uns fragend ansah, fühlte ich mich genötigt, ein paar erklärende Worte abzugeben.
    „Gottgläubigkeit war im alten Aotearoa geächtet, als sogenannte ‚präatomare Wortkunst‘ verschrien und mancherorts sogar richtig verboten. Jedenfalls las ich so etwas in den Aufzeichnungen von Radan. Nach dem Großen Krieg sah das anders aus. Die Menschen entdeckten wieder den Glauben an höhere Mächte. Vor allem in Van Dien... und Luke stammt aus Van Dien.“
    „Ich kann für mich selbst reden!“ kam es verärgert aus einer Ecke des Baobab.
    „Präatomare Wortkunst?“ Krister verzog das Gesicht. „Das klingt nach Dichtung. Ich kann Gedichte nicht ausstehen, das dürfte wohl erklären, warum mich die präatomare erst recht nicht die Bohne interessiert.“
    Avalea lachte.
    „Ein Poet wirst du wohl nie.“
    „Poet? Du liebe Zeit, Avalea, welche Sprache sprichst du?“
    „Ein Poet ist ein Dichter, Krister“, klärte Luke ihn auf. „Weißt du, jemand der schöne romantische Geschichten in Reimform schreibt.“
    „So wie Britt-Marie? Sie ging

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