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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Felsvorsprung verdeckt war. Vielleicht sogar breit genug, um darauf Platz zum Schlafen zu finden.
    „Was haltet ihr davon?“ Luke deutete auf seinen „Fund“.
    „Sieht zumindest vielversprechend aus“, meinte Krister.
    „Einen Versuch wert“, stimmte ich mit ein. „Viele werden uns ohnehin kaum noch bleiben.“
    Eile war geboten, in wenigen Minuten würde es sogar zu dunkel zum Klettern werden. Der stark durchfurchte, von der Wärme des Tages aufgeheizte Fels bot ideale Bedingungen für einen relativ sicheren Aufstieg. Krister sprang regelrecht in die Wand und fand auf Anhieb genügend Halt, um sich kraftvoll die ersten Meter hochzuziehen, als hätte er die Strapazen des Aufstiegs aus der Caldera bereits komplett weggesteckt. Luke folgte leicht versetzt dicht hinter ihm, dann Avalea. Ich bildete das Schlusslicht.
    Einen weit verzweigten Baum zu besteigen hätte nicht einfacher sein können, jeder Tritt saß, die suchenden Finger fanden eine Vielzahl möglicher Griffe, die sie dankbar annahmen. Es ging schon fast zu leicht. Krister erreichte mit weitem Vorsprung als erster den Rand der Plattform, schwang seinen Oberkörper über die Kante und war auch schon aus meinem Sichtfeld verschwunden, als ich noch nicht einmal das erste Drittel hinter mich gebracht hatte. Welche physischen Anstrengungen auch immer von uns gefordert waren, Krister meisterte sie mit einer Leichtigkeit, die stets Bewunderung in mir hervorrief. In unserer Kinderzeit hatte es nur Rob mit ihm aufnehmen können. Von der Statur annähernd ähnlich gebaut wie Krister, waren sie von jeher die idealen Rivalen gewesen. Laufen, Schwimmen, Ringen, Klettern, in jeder nur erdenklichen Disziplin hatten sie ihre Kräfte gemessen und waren doch nie über ein Unentschieden hinausgekommen. Irgendwann sahen sie es ein und verloren das Interesse an der Fortsetzung dieser freundschaftlichen Fehde. Als kleinerer Bruder hatte ich nie auch nur den Hauch einer Chance gegen Rob gehabt. Erst als sich der Altersunterschied nicht mehr zu meinem Nachteil auswirkte, wurde ich ihm ebenbürtig. Er bezeichnete es als „Lohn seiner Mühe, aus mir einen richtigen Mann gemacht zu haben“. Es erfüllte ihn mit unverhohlenem Stolz zu sehen, wie ich unter seiner Anleitung zu einer wahren Herausforderung für ihn heranwuchs. Mit siebzehn Jahren gelang es mir, ihn zum ersten Mal im Ringen zu bezwingen, unserer bevorzugten Disziplin. Von diesem Tage an behandelte er mich nicht mehr wie seinen kleinen Bruder sondern wie einen Verbündeten, einen Alliierten, auf den er zählen konnte, was immer auch passierte.
    Unvermittelt hielt ich tief in Gedanken versunken inne. Rob! Plötzlich fühlte ich mich ihm so nahe. Die Unsicherheit über sein Schicksal entfachte abermals das heiße Feuer ohnmächtiger Wut tief in meinem Innern. Ob ich ihn jemals finden würde? Allein der Gedanke ließ mich fast verzweifeln. Hatten wir uns nicht schon als Kinder Beistand bis in den Tod geschworen? Das waren keine leeren Worthülsen gewesen, niemals. Ich hoffte so sehr, auf der richtigen Fährte zu sein!
    „Hey, machst du schlapp, oder was?“ Die vertraute Stimme Lukes zerrte mich in die Realität zurück. Ich blinzelte einige wenige Male und warf einen verschwommenen Blick nach oben. Waren es Tränen gewesen oder lief mir der Schweiß in die Augen?
    „Alles in Ordnung?“ Avaleas Kopf tauchte neben Lukes über dem Rand des Felsvorsprungs auf.
    „Ja klar, alles bestens“, erwiderte ich und konzentrierte mich sogleich auf die letzten Meter, die vor mir lagen. „Wie sieht’s aus da oben?“
    „Hier ist in der Tat eine Art Zugang, der in den Fels hineinführt“, rief Luke. „Aber sieh für dich selbst, falls du es schaffst, du müder Krieger.“
    „Keine Sorge, ich bin sofort da.“ Es dauerte nicht einmal eine Minute, die restlichen paar Meter hinter mich zu bringen. Dankbar ergriff ich Lukes ausgestreckte Hand, die mich mit einem kräftigen Ruck über den Rand der Plattform zog, als mich heißer Schmerz durchzuckte.
    „Verflucht!“ entfuhr es mir.
    „Was ist passiert?“ fragte Avalea besorgt und sah auch sogleich das Missgeschick, als ich mich aufrichtete. „Lass mal sehen!“
    Auf dem letzten Meter war es mir doch noch gelungen, mich ganz und gar unnötig zu verletzen. Während ich mich über die Felskante schwang, musste ich das linke Bein an irgendeinem messerscharfen Vorsprung entlang gezogen haben, jedenfalls klaffte plötzlich eine ungefähr zehn Zentimeter lange und mehr oder

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