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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Krister nahm den letzten Schluck aus seinem Wasserbeutel, löschte die Fackel, drehte sich auf die Seite und schlief auch schon.
    Es war kein leichtes Unterfangen, in lautloser Schwärze wie dieser nicht sofort wegzudämmern. Ich beneidete Luke nicht um seine Pflicht. Was für einen Tag wir hinter uns hatten! Ich kam nicht einmal mehr ganz dazu, ihn Revue passieren zu lassen, bevor ich einschlummerte.
    Luke weckte mich nach, wie es mir schien, fünf Minuten. Tatsächlich waren Stunden vergangen. Es fiel ihm nicht schwer, mich wach zu kriegen, sanftes Rütteln an der Schulter genügte und ich schreckte aus meinem stets seichten Schlaf hoch.
    „Was ist?“ fragte ich schlaftrunken und blinzelte in das grelle Licht der Fackel, die sich viel zu nahe an meinem Gesicht befand.
    „Du bist dran, Jack. Tut mir leid, aber ich kann die Augen nicht mehr offen halten. Keine besonderen Vorkommnisse. Ich bin tot.“
    Er übergab die Fackel und kollabierte auch schon auf seinem Lager. Ich wollte ihm noch angenehmen Schlaf wünschen, hörte den armen Kerl aber schon schnarchen. Also setzte ich mich auf und rieb ausgiebig beide Augen. Müdigkeit griff wie unwiderstehliches Verlangen nach mir, doch hatte ich in den letzten Wochen gelernt, diesem Begehren entgegenzutreten. Gähnend ging ich ein paar Schritte und streckte steife Arme und Beine. Wie kühl es war! Doch das hatte auch sein Gutes, die Kälte würde helfen, wach zu bleiben.
    Träge machte ich mir ein Bild meiner Umgebung. Groß war das Gewölbe nicht, in dem wir unser Nachtlager aufgeschlagen hatten, ich schätzte es auf gute zwanzig mal fünfzehn Meter, nicht mehr. Die Höhe ließ keine Einschätzung zu, das Licht der Fackel reichte nicht bis nach oben. Ein geworfener Stein kehrte wieder zurück, ohne je die Decke der Höhle berührt zu haben. Ziemlich hoch, schloss ich, kehrte zu meinem Platz zurück, wickelte die Decke um mich und löschte etwas beruhigter die Fackel. Dies war zwar nur eine von vielen Nachtwachen, die bereits hinter mir lagen, gleichwohl handelte es sich trotzdem um eine außergewöhnliche.
    Da saß ich in der tiefsten Schwärze, die ich je in meinem Leben empfunden habe, eingeschlossen in einem Berg, mitten in einem fremden, beklemmenden Land, bedroht von unheimlichen Kreaturen, von denen ich nicht wusste, wie sie eigentlich aussahen und suchte wilden Visionen vertrauend nach meinem verlorenen Bruder, der, wenn er überhaupt noch lebte, wer weiß wo sein konnte. Ohne die Unterstützung meiner treuen Freunde hätte ich nicht einmal Hyperion erreicht, wäre mit Sicherheit bereits auf einer der ersten Stationen dieser seltsamen Reise gescheitert. Wie lange wir wohl schon unterwegs waren? Ich hatte jegliches Gefühl für die vergangene Zeit verloren. Es konnten bereits Monate sein, und doch wäre ich nicht sonderlich überrascht gewesen, wenn es sich nur um zwei Wochen gehandelt hätte.
    Mehr als einmal musste ich mich schwer zusammennehmen, um nicht einzunicken. Meine bleischweren Lider fielen beharrlich zu. Ein seliger Traum hatte mich bereits verlockend umgarnt. In halber Höhe sah ich mich über den schlafenden Körpern meiner Gefährten schweben, auf unwiderstehliches Licht zu, welches schwach schimmernd aus der ungeahnten Höhe unserer Höhle drang, die irgendwie nicht mehr dieselbe zu sein schien. Welch verlockendes, angenehmes Glimmen! Wie ein Feuer, das in einiger Entfernung flackerte. Es zog magisch an. Aber nein, ich durfte nicht einschlafen. Auf gar keinen Fall! Ich durfte nicht, ich durfte nicht, ich durfte… nicht…
    Mit einem Ruck schreckte ich auf. Was war das gewesen? Ein scharrendes, schleifendes Geräusch, das in dem Augenblick verstummte, als ich hochfuhr. Ich lauschte angestrengt, vernahm aber keinen Laut mehr, außer den leisen Atemzügen der Schlafenden. Verdammt, das war mir noch nie passiert. Während der Wache einzuschlafen ist unverzeihlich!
    Mit üblem Gewissen und nervösen Fingern tastete ich nach den Feuersteinen und entzündete die Fackel. Sitzend gegen die Wand gelehnt war ich eingedöst. Wie lange wohl? Unentschuldbar! In keiner Weise zu rechtfertigen!
    Ich stand auf und warf einen Blick auf meine ruhenden Gefährten, die sich auf mich verlassend den Schlaf der Gerechten schliefen. Ich dankte allen denkbaren höheren Mächten für ihren gnädigen Schutz während meiner kurzfristigen Abwesenheit. So weit ich sehen konnte, hatte sich nichts verändert. Das merkwürdige Scharren war wohl Teil eines Traums gewesen. Ich setzte

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