Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
angenehmes Gefühl, den Staub der Wüste abzuwaschen!
Nach den haarsträubenden Ereignissen der letzten Nacht fühlte ich mich im nassen Element wie geborgen. Auf und ab tauchend, das Gesicht so lange wie möglich unter der Wasseroberfläche haltend, löste sich der eingetrocknete Mithankorschleim in Fetzen ab. Befreit tauchte ich auf und schwamm gemächlich zum Ufer zurück, wo Avalea und Luke bis zu den Knien im Wasser standen. Ich schwamm heran, bis ich sandigen Boden unter den Füßen spürte und erhob mich aus den Fluten. Die Skiava deutete auf den See hinaus.
Und dann sah ich die Insel.
Eindrucksvoll erhob sie sich aus dem See, weit entfernt und vermeintlich unerreichbar, umgeben von milchigem Nebel. Mit einem Mal fiel mir Rob ein, und mein Magen verkrampfte. Eine Mischung aus Angst und dunkler Vorahnung legte sich in Form einer glühenden Zangenbewegung um meine Körpermitte. Es war, als spräche die Insel plötzlich mit mir, als spürte ich ihren Lockruf, ihr garstiges Verlangen nach Menschenleben, die sie zu verschlingen beabsichtigte. Gewissheit erfüllte mich. Das Ziel unserer Odyssee war erreicht. Auf diesem Eiland inmitten des Taorsees sollte ich meinem Schicksal begegnen, so wie in den vielen traumschweren Nächten der vergangenen Monate angedeutet.
Jeder Zweifel fiel von mir, als blickte ich der reinen Wahrheit ins Antlitz. Ja, die Insel verlangte nach mir. Rob hatte sie schon bekommen, dessen war ich nun sicher. Eine weitere Gewissheit stellte sich ein: Mein Bruder lebte. Er war am Leben und auf dieser verfluchten Insel, ich zweifelte keine Sekunde mehr daran. Gleichsam einer Rückversicherung schickte sie diese Feststellung wie eine Einladung, um sich meiner Überfahrt zu versichern. Dann, von einer Sekunde auf die nächste, brach der geheimnisvolle Kontakt ab. Der Würgegriff um die Magengrube löste sich. Ich starrte nur noch auf einen weit entfernten Felsen umgeben von Wasser, wie ich es unzählige Male zu Hause in Stoney Creek getan hatte, beim Blick über die Bay of Islands.
Avalea hatte mich die ganze Zeit über von der Seite gemustert.
„Wieder eine Vision?“ fragte sie behutsam.
„Sozusagen“, antwortete ich leise.
„Du hast etwas gespürt, als du die Feuerinsel gesehen hast, nicht wahr?“
Ich starrte noch immer wie gebannt auf den See hinaus. Feuerinsel! So hieß sie also.
Feuerinsel…
„Rob lebt“, gab ich schließlich flüsternd von mir. „Er ist da drüben. Ich weiß es.“
„Ich glaube dir. Deine Mission beginnt sich zu erfüllen.“ In Avaleas Worten schwang kaum vernehmbar Erleichterung mit. Ich war sicher, sie wahrgenommen zu haben. Schließlich seufzte sie unergründlich und lächelte aufmunternd. „Hey, dein Gesicht ist ja wieder ganz das alte.“
„Ja, nicht wahr?“ Wie zur Bestätigung fuhr ich mir mit den Händen über beide Wangen. Dann watete ich ans Ufer zurück und suchte nachdenklich meine Sachen zusammen.
Kristers Geschäftigkeit brachte mich auf andere Gedanken. Er stand bis zum Bauchnabel im Wasser, die Angelschnüre fest in den Händen haltend. Am Ufer lagen bereits vier prächtige, phantastisch gefärbte Fische. Einer davon zappelte noch heftig um sein Leben. Mein Freund wandte den Kopf um und grinste mir zu. Sein entrückter Gesichtsausruck genügte: er war in seinem Element. Ich bedeutete ihm, für Feuer zu sorgen und ging auf die Suche nach Brennholz. Die Vorfreude auf das bevorstehende Mahl beflügelte meine Schritte, und in Windeseile trug ich genug Material zusammen, um einen ansehnlichen Scheiterhaufen zu formen.
Krister sammelte den ansehnlichen Fang zusammen, sechs annähernd gleich große Fischen, und brachte ihn strahlend zur Feuerstelle. Wir stießen wieder einmal Lobeshymnen auf sein unvergleichliches Jagdglück an, was er wie gewöhnlich mit einer verächtlichen Handbewegung abtat. Avalea durchsuchte unsere dürftigen Vorräte nach verbliebenen Gewürzen. Alles war verbraucht, sogar das letzte Körnchen Salz. Luke zeigte sich daraufhin wieder von seiner vortrefflichsten Seite und organisierte eine Handvoll Kräuter, die den ohnehin köstlichen Fischen unnachahmliches Aroma verliehen.
„Die beste Mahlzeit seit langem“, kommentierte Luke und ließ der Bemerkung einen handfesten Rülpser folgen, den er mit einem zweiten entschuldigte. „Die Auswahl an Kräutern hier in Ufernähe ist überwältigend. Ein wahrer Gewürzgarten. Ich denke, hier lassen sich einige Reserven wieder auffrischen.“
Krister nickte.
„Solange wir
Weitere Kostenlose Bücher