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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Uhleb begegnet.“
    Krister und Luke waren nicht sonderlich überrascht. Wir hatten die komplette Weltanschauung aus Sicht Avenors innerhalb weniger Wochen auf den Kopf gestellt, da spielte die Tatsache, auf eine ausgestorben geglaubte Lebensform getroffen zu sein, nur eine äußerst untergeordnete Rolle.
    „Du bist also den Uhleb begegnet“, bohrte Krister weiter.
    „Ja. Genauer gesagt, zwei von ihnen. Éi-urt-tuay und Éi-yor-oys.“ Noch einmal zögerte ich, wider besseres Wissens hoffend, auf Verständnis zu stoßen. „Ihrer Begegnung verdanke ich heute zu wissen, dass sich...“ Ich hielt ein letztes Mal inne, bevor ich die Wahrheit endlich preisgab, „…dass sich zwei Wesen meinen Körper teilen.“
    Nun war es endlich ausgesprochen. Irgendwie fühlte ich mich erleichtert, es endlich mitgeteilt zu haben. Größtes Unverständnis spiegelte sich jedoch in den Augen meiner beiden Gegenüber. Ich wollte es nun schnell ganz hinter mich bringen.
    „Einen davon kennt ihr, er heißt Jack Schilt. Das bin ich. Den Namen des anderen weiß ich nicht, aber er ist ein Sentry. So wie es aussieht, der letzte Sentry Gondwanas.“
    Tiefes Schweigen. Verdutzte Gesichter. Krister setzte mehrere Male zum Sprechen an, doch fehlten ihm die passenden Worte in Bezug auf mein befremdliches Geständnis.
    „Ein Sentry?“ Er fixierte mich kopfschüttelnd. „Jack, was redest du da?“
    Dann hielt er inne. Ich konnte es hinter seiner Schädeldecke sprichwörtlich rattern hören. Kein Wunder. Er wusste um die Aufzeichnungen von Radan, hatte selbst in ihnen geblättert und sich ein eigenes Bild machen können. Seine Augen verengten sich, als er sagte: „Sentry und Ermeskul sind Bezeichnungen für ein und dieselbe Lebensform. Ein Teil von dir ist Ermeskul? Wie ist das möglich?“
    „Ja und nein“, antwortete ich ihm, erstaunt, wie schnell und überaus emotionslos er seine Schlüsse zog. „Ich glaube, die Beziehung zwischen Ermeskul und Sentry ist am ehesten zu begreifen, wenn man sie mit einem Pilzgeflecht vergleicht. So habe ich mir das wenigstens zu erklären versucht. Der Pilz an sich, das unterirdische Geflecht, das wir Mycel nennen, ist unsichtbar. Weit verzweigt, aber im Erdreich verborgen. Die Fruchtkörper, die das Mycel hervorbringt, also das, was wir sehen und essen können und eigentlich als Pilz bezeichnen, sind die Sentrys. Versteht ihr? Die Ermeskul selbst sind für uns nicht sichtbar. Ihre stofflichen Vertreter aber sind die durchaus sichtbaren Sentrys. Sie sind die Wächter Gondwanas, die Aufpasser, die Hüter.“
    Komplette Verwirrung in den Gesichtern mir gegenüber. Ich überforderte sie. Die Ermeskul, diese mysteriöse Geisterrasse Gondwanas, mit ordinären Pilzen zu vergleichen, bedurfte in der Tat einer gehörigen Portion Phantasie.
    „Du willst damit sagen, in dir steckt der Pilz eines Ermeskul?“ Es klang lächerlich, traf aber den Kern der Wahrheit.
    „Ja, Krister“, sagte ich ihm. „So kann man das ausdrücken.“
    Schweigen.
    „Seit wann?“
    „Ich weiß es nicht. Womöglich schon immer.“
    Weiteres Schweigen. Auf meiner Zunge lagen Tausende Worte, doch sah ich mich außerstande, sie zu artikulieren. Ich suchte vergeblich nach einigermaßen verständlichen Formulierungen, scheiterte aber bereits im Ansatz.
    „Was ist mit Rob?“
    Ich verstand, worauf Krister anspielte.
    „Keine Ahnung. Sein urplötzliches Verschwinden gibt natürlich Anlass, zu vermuten, dass er nicht aus freien Stücken gegangen ist, also fremdbestimmt wurde. Aber in ihm ist kein Sentry. Nur in mir. In niemandem sonst.“
    Zum ersten Mal sprach Luke wieder.
    „Das ganze hier wird mir allmählich zu unheimlich. Wer ist dieser Sentry? Wie macht er sich bemerkbar? Ich verstehe das nicht.“
    Ich versuchte, ermutigend zu lächeln.
    „Luke, ich verstehe es auch nicht. Ich weiß nur, er ist Teil von mir. Zweimal versuchte er bisher, die Oberhand über mich zu bekommen. Nun ja, ich nehme an, es ist ihm auch gelungen. Erstmals im Land der Uhleb, als Éi-urt-tuay ihn heraufbeschwörte. Das zweite Mal gestern. Da war es Avalea.“
    Mit dem letzten Satz traf ich ins Schwarze.
    „Avalea hat diesen Sentry in dir
heraufbeschwört
? Woher weiß sie davon?“
    „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Heute bin ich aber überzeugt davon, sie wusste es bereits, als wir ihr zum ersten Mal begegneten. Erinnert ihr euch? Die seltsame Lähmung, die mich gerade dann überfiel, als ich beschloss, Hyperion zu meiden? Man wollte mich dort aber

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