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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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einmal, wenn es dir möglich ist.“
    Ich hatte ihn eiskalt erwischt. Er blickte eine Weile betreten zu Boden, bevor sich unsere Augen wieder fanden.
    „Es war ein Fehler, von Anfang an“, gestand er aus einer Defensive heraus, in die ich ihn niemals hatte bringen wollen. „Aber... wie soll ich sagen... es war stärker.“
    Ich bedeutete ihm, sich nicht weiter erklären zu müssen, heilfroh feststellen zu dürfen, unserer Freundschaft wohl doch keine bleibenden Schäden zugefügt zu haben. Luke allerdings schien dies nicht zu genügen. Er ging zwei Schritte auf seinen Stiefbruder zu und knurrte: „Du hast es mit ihr getrieben, nicht wahr? Du konntest deine Pfoten natürlich nicht von ihr lassen. Pfui Teufel, Krister! Wie konntest du nur!“
    Der Ältere sah den Jüngeren ungläubig an. Stand er mir das Recht zu, ihn zu kritisieren, galt das noch lange nicht für Luke. Es folgte sofort die Reaktion, unbedacht und verletzend.
    „Nun hör sich einer ihn an! Über dieses Thema darfst du einmal reden, wenn du davon etwas verstehst. Werde erst einmal ein Mann!“ Und fügte nach kurzer unheilvoller Pause zischend hinzu: „Auch wenn ich mich manchmal frage, ob aus dir jemals etwas wird, was man unter einem richtigen Mann versteht.“
    Luke prallte zurück, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er sich abwenden und weglaufen. Der Junge in ihm hätte es getan, doch dessen Macht hatte in den letzten Wochen stark abgenommen. Der Erwachsene, der Luke nun war, verbat es ihm, doch schützte er ihn nicht vor dem Schmerz, den Kristers leichtfertige Worte auslösten. Für einen Atemzug wellten verräterische Tränen in beiden Augen. Dann allerdings wurde sein Blick hart.
    „Wenn Mann zu sein bedeutet, so wie du zu werden, verzichte ich darauf!“
    „Schluss damit!“ Ich sah mich genötigt, einzugreifen. Wie überflüssig, jetzt auch noch Zwietracht unter Brüdern bekämpfen zu müssen.
    Luke wandte sich mir umgehend zu.
    „Du hast Recht!“ meinte er mit einem Tick zu hoch erhobenem Haupt. „Was stehen wir eigentlich hier noch herum? Wollten wir nicht heute noch zu dieser beschissenen Insel rüber?“ Er packte seinen Rucksack, schleuderte ihn aufgebracht auf das Floß und bestieg es, demonstrativ auf uns zurückblickend.
    Ohne ein weiteres Wort zu wechseln ergriffen sie die Ruder, nahmen jeweils die Backbord- und Steuerbordseite ein (Krister vorne, Luke hinten) und gingen an die Arbeit. Mochten sie sich momentan auch so fremd wie selten sein, ihr perfekter Taktschlag verriet nichts davon. Ich blieb in der Mitte unseres fragilen Gefährts stehen und versuchte mich wieder voll und ganz auf das zu konzentrieren, was vor uns lag.
    Mit jedem Paddelschlag, der uns der Insel näher brachte, wuchs die Anspannung. Ich spürte die Präsenz des Sentrys, der seit dem Anschlag auf unser beider Leben nicht mehr ruhte, und fühlte mich der Aufgabe gewachsen, die vor mir lag. Er gab Kraft an mich zu glauben, egal was kommen sollte.
    Stetig entfernten wir uns vom Ufer. Der Blick zurück sah unser verlassenes Lager immer kleiner und kleiner werden, bevor es allmählich verschwamm und mit dem pechfinsteren Grün des Waldes verschmolz. Das beunruhigende Gefühl, womöglich nie mehr an das Ufer dieses Sees zurückzukehren, beschlich mich. Für wenige Augenblicke siegte die dumpfe Ahnung, auf der Feuerinsel meinem Schicksal zu begegnen. Unsere Floßfahrt erschien mir unversehens wie eine Reise ohne Wiederkehr. Was auch immer auf diesem Eiland wartete, was auch immer geschehen würde, das Antlitz Gondwanas würde danach nicht mehr dasselbe sein. Es ging schon lange nicht mehr darum, nur Rob zu finden. Nein, es ging um viel mehr. Die Zukunft aller lebenden Wesen dieses Planeten stand auf dem Spiel. Auch wenn mir nicht klar war, welche Rolle man mir zudachte, so schwor ich alles zu tun, um das meiste für die Menschen Avenors herauszuholen. Ein Gedanke tröstete dabei: Ich wusste die Ermeskul, die Hüter Gondwanas, bis zu einem gewissen Grad auf meiner Seite.
    Spiegelglatt breitete sich der See vor uns aus, eine riesige Scheibe hellen Glases. Ungewöhnlich für ein Gewässer dieser enormen Größe. Die einzigen Wellen erzeugte das Floß, das zielstrebig Kurs auf die Feuerinsel hielt. Weit draußen zeigte sie sich, ein unschuldiger, dunkler Fleck am Horizont. Kein greifbares Hindernis lag zwischen ihr und uns. Ich saß bewegungslos da, tief in Gedanken versunken das verwunschene Eiland

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