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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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körperlicher Schmerz, den er bisher empfunden hatte.
    „Wo ist sie?“ fragte er langsam, jedes einzelne Wort seltsam dehnend.
    „Ich weiß es nicht.“
    Doch ich ahnte es. Der Sentry spürte ihre Nähe.
     
    Krister kümmerte sich rührend. Ich konnte nicht einmal protestieren, als er mich mit am Feuer geröstetem Fisch wie einen Invaliden fütterte. Mit der einbrechenden Nacht kehrte die nicht greifbare Angst vor den unbekannten Gefahren wieder, die am Taorsee lauerten. Avalea gehörte nun dazu.
    Krister und Luke waren fest entschlossen, die ganze Nacht hindurch zu wachen. Das Lager zu wechseln machte zu dieser vorgerückten Stunde keinen Sinn mehr, so blieb nur diese Alternative. Viel bekam ich von jener Nacht hingegen nicht mit. Ich schlief bald ein, doch ein Teil von mir blieb hellwach. Die kommenden dunklen Stunden fühlte ich mich sicher, denn auch der Sentry patrouillierte unsichtbar unter uns. In meinen Träumen nahm ich Kontakt zu ihm auf, bekam aber keine Antworten auf die vielen quälenden Fragen.
    Doch eines teilte er mir unverhohlen mit: die Feuerinsel stellte das ultimative Ziel der Reise dar. Was mich dort erwartete, ließ er weiterhin im Dunkeln ruhen. Ich musste seine Entscheidung akzeptieren. Avalea stellte augenblicklich keine Gefahr dar. Sie war auf und davon. Indessen fühlte ich ihre unheilvolle Nähe. Sie befand sich noch am Taorsee, wenn auch in einiger Entfernung. Der Anschlag auf mein Leben hatte nicht mir gegolten, davon durfte ich guten Gewissens ausgehen. Nein, sie wollte den Sentry ausschalten. Und damit auch mich. Wir waren eins. Ich hatte das andere Wesen in mir mehrheitlich akzeptiert, als Teil meines Ichs angenommen und offerierte ihm mehr als nur Waffenstillstand. Es war der Versuch einer Verbrüderung, und er belohnte indem er die Fesseln lockerte, mit denen er mich band. Er zog sich weit zurück und gewährte mir damit seit langer Zeit wieder das Gefühl, ganz und gar Herr über mich selbst zu sein. Es war als löste sich der Würgegriff um meinen Hals, der über einen langen Zeitraum hinweg an Intensität gewonnen und mir mehr und mehr die Luft genommen hatte. Ich konnte endlich wieder frei durchatmen. Indem ich dem Sentry Vertrauen offerierte, befreite ich mich wenigstens zeitweise von seiner allgegenwärtigen Präsenz. Damit endete eine lange Periode innerer Zerrissenheit, ich fühlte mich wieder eins mit mir selbst, auch wenn ich es jetzt paradoxerweise am wenigsten war.
     
    Mit dem ersten Tageslicht kehrten meine Kräfte zurück. Ich fühlte mich erholt, gefestigt, voller Tatendrang. Als ich übereilt aufstand, ging ein Stich durch die linke Brustseite. An die Verletzung hatte ich überhaupt nicht mehr gedacht. Den Verband entfernend untersuchte ich die Wunde. Avaleas Messer hatte auf mein Herz abgezielt, daran gab es keinen Zweifel, aber dank Lukes Eingreifen lediglich eine Fleischwunde in der Nähe des Sternums verursacht. Es handelte sich zwar mehr als nur um einen Kratzer, stellte jedoch keine akute Gefahr dar. Reste einer grauen Masse, welche sich als Lutanasalbe erwies, hafteten wie dünner Film auf der Haut rund um die Verletzung. Luke hatte als eine der ersten Taten nach Avaleas Verschwinden all ihre nützlichen Utensilien an sich genommen. Dazu zählte vor allem ihre Medizin. Die restlichen Habseligkeiten einschließlich der Decke ließen wir beim Abbrechen des Lagers zurück.
    Dem übermächtigen Schlaf war es irgendwann gelungen, sowohl ihn als auch Krister zu übermannen. Beide lagen wie leblos vor dem Zugang zum Lager. Einen kurzen Augenblick befürchtete ich tatsächlich, sie seien tot. Im Nachhinein überkam mich unangenehmes Gefühl. Ich machte den beiden nicht den geringsten Vorwurf, vor allem Krister nicht, für den es die zweite Nacht in Folge ohne Schlaf gewesen wäre. Jeder Eindringling hätte leichtes Spiel gehabt. Allerdings befanden wir uns unter dem Schutz des Sentrys. Hätte sich Gefahr zusammengebraut, er würde nicht stillgehalten haben. Nicht so nah vor dem Ziel seiner weiten Reise.
       Wir machten uns mit Hochdruck an die Fertigstellung des Floßes. Krister schnitzte aus Astwerk zwei einigermaßen brauchbare Ruder, die ausreichten, unser Gefährt die paar Meilen hinüber zu der geheimnisvollen Insel zu bringen. Ich hatte das Floß für fünf Personen plus Gepäck ausgelegt und doch war es zu klein geraten. Immerhin bot es nun ausreichend Platz für drei erwachsene Menschen.
    Luke und Krister zogen es ins Wasser und testeten seine

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