Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
geringste Ahnung davon zu haben, ob mein Leben sinnvoll ist, aber eines weiß ich ganz genau: ich würde nicht eine Minute mit dir tauschen wollen, nicht einmal eine Sekunde. Du bist vom wahren Leben so weit entfernt wie... wie die Xyn von... von Vestan. Der Beschränkte bist du. Du geisteskranker Irrer!“
Die letzten Worte spie ich ihm regelrecht ins Gesicht.
Cantrell richtete sich zu ganzer Größe auf und blickte drohend herab. Ich erwartete eine Strafe für meine Provokationen. Jedoch entspannte er sich schnell wieder. Tückisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
„Wie ich bereits sagte, unsere Konversation amüsiert mich. Es ist in der Tat eine Freude, mich mit einem jungen Menschen auseinanderzusetzen, der glaubt, alles zu wissen, alle Zusammenhänge erkannt zu haben.“
Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar.
„Sehr schade, ich würde dir gerne die Ehre zuteil werden lassen, mich für einige Zeit zu beherbergen. Leider habe ich für dich andere Pläne. Und dann beherbergst du ja bereits ein zweites Wesen in dir, Jack Schilt, das sollte genügen, nicht wahr? Dein Sentry wird noch gebraucht, ich werde doch nicht meinen größten Trumpf vorzeitig verspielen. Tja, so erweist sich ein Fehler, den ich vor Jahrhunderten begangen habe, letzten Endes doch noch als Segen. Du musst wissen, es ist mein Verdienst, dass die Ermeskul überhaupt noch hoffen dürfen, diesen Planeten eines Tages wieder allein zu regieren. Wie deprimierend es für sie sein muss, auf mich angewiesen zu sein, auf mich, einen in ihren Augen verachtungswürdigen Eindringling. Avalea berichtete dir schon davon, nicht wahr? Lange Jahre versuchte ich, den Ermeskul das Geheimnis des ewigen Lebens zu entreißen und für den Menschen zu nutzen. Zu diesem Zweck ging die gesamte Population ihrer Sentrys drauf. Ungewollt natürlich, das glaubst du mir hoffentlich... nun ja, wer einen Kuchen backen will, muss in der Lage sein, ein Ei zu zerschlagen.“
Dieser unpassende Vergleich schien ihm zu gefallen, denn er kicherte einen Moment wie irre.
„Ich gebe zu, ich wusste anfangs zu wenig über die Sentrys, sonst hätte ich sie wissentlich ausgerottet. Erfreulicherweise ist mir dies nicht gelungen. Wie du siehst, können sich frühe Niederlagen in späte Siege verwandeln. Konnte ich ahnen, dass diese trägen Ermeskulgene Jahrhunderte brauchen, um sich gegen humane durchzusetzen? Und dann auch noch bei nur einem einzigen Menschen, obwohl ich mehrere hundert davon für meine Tests heranzog? Sehr ernüchternd, wenn du mich fragst, Jack Schilt, sehr ernüchternd. Einer so hoch entwickelten Spezies hätte ich mehr Durchsetzungsvermögen zugetraut. Aber wie dem auch sei, es ist mir am Schluss doch gelungen. Jetzt habe ich die Ermeskul da, wo ich sie seit langem haben wollte. Kurz vor der Vernichtung. Ja, Jack Schilt, du bist ihr letzter Hoffnungsträger, denn in dir steckt er, der letzte Sentry. Ohne ihn – ohne dich – wird ihr Reproduktionszyklus auf immer unterbrochen sein. Dein Ende ist auch ihr Ende. Sie werden letztendlich aussterben und sang- und klanglos verschwinden. Einfach so.“
„Dann frage ich mich, warum du mich nicht sofort umbringst. Dann hast du doch dein Ziel erreicht, oder?“
„Nicht doch. Bevor ihr beiden sterben dürft, müsst ihr noch eine Aufgabe erledigen. Eine sehr ehrenvolle Aufgabe. Dein Name wird Legende, Jack Schilt. Generationen nach dir werden ihn mit Ehrfurcht aussprechen. Wer weiß, vielleicht wird man dir eines Tages ein Denkmal setzen?“
Ich schnaubte verächtlich.
„Von welcher Aufgabe faselst du da?“
„Den Ghaia vernichten natürlich! Was nützt den Menschen eine Welt ohne Ermeskul, wenn die Ar-Nhim ihren Platz einnähmen? Nein, damit wäre nichts erreicht, gar nichts. Ich muss sichergehen, dass sowohl die Ermeskul als auch der Ghaia beseitigt werden. Und dieses Ziel ist zum Greifen nahe. Dein Tod ist für den Ghaia sozusagen der Weg in die Freiheit. Weißt du, deine Ermeskul sind nicht in der Lage zu töten. Ist das nicht absurd? Sie müssen Naturkatastrophen heraufbeschwören, die diese Aufgabe übernehmen. Sie haben im Laufe ihrer Evolution einen Weg gefunden, der Natur zu befehlen, sich ihrer zu bedienen. Doch ihre Macht schwindet seit langem, sie haben sich schlicht und einfach verrechnet. Um den Bann über den Ghaia aufrecht zu erhalten, müssen sie eine Menge Energie aufbringen... zu viel Energie, wenn man es über die Ewigkeit betrachtet, die der Ghaia bereits hier verbringt. Betrachte
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