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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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es wie eine offene Wunde, die nicht heilen will. Sie mag klein sein, aber sie sorgt dafür, dass Blut austritt, nicht viel, aber stetig. Irgendwann wird dieser Kratzer den Patienten so schwächen, dass er daran stirbt. Der Ghaia ist die Wunde im Fleisch der Ermeskul. Er blutet sie aus...“
    Ich versuchte möglichst überheblich zu lächeln. „Dein Plan klingt einfach. Zu einfach. Er wird misslingen. Irgendetwas wird schief gehen, Cantrell. Gib gut acht! Die Natur wird sich nicht ewig schänden lassen. Letzten Endes wird sie ihren Fehler korrigieren und dich zur Hölle schicken!“
    Cantrell freute sich diebisch über meine leeren Drohungen. „Ah, die Arroganz der Jugend! Als ich jung war, hatte auch ich Ideale, das versichere ich dir. Doch diese Zeit liegt lange zurück. Jugend ist etwas wunderbares, dessen bin ich mir bewusst, eine kostbare Zeit, die sehr schnell vergeht. Doch das wahre Leben beginnt erst viel später, Jack Schilt, sehr viel später.“
    Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Um deine Existenz als das wahre Leben zu bezeichnen braucht es eine gehörige Portion Irrsinn.“
    „Ah, ihr ewig Gestrigen.“ Cantrell lachte höhnisch. „Ihr, die ihr eurer verlorenen Unschuld hinterher trauert. Ihr, die ihr glaubt, die Evolution aufhalten zu können, indem ihr euch taub und stumm stellt. Schließt nur eure Augen! Seht nicht hin! Ignoriert, was um euch herum geschieht, leugnet, woher ihr kommt! Eure pure Existenz verdankt ihr genialen Gehirnen wie mir, die die Fortentwicklung angenommen haben. Warum seid ihr nicht konsequent? Eurer Auffassung nach dürfte es humanes Leben auf Gondwana nicht geben, richtig? Warum gehorcht ihr nicht den Gesetzen eurer unfehlbaren Natur? Warum löscht ihr euch nicht selbst aus? Nein, leben wollt ihr. In einer Umwelt, in der ihr ohne das, was ihr so vehement ablehnt, niemals gelangt wärt. Du bist inkonsequent, Jack Schilt, inkonsequent und ignorant.“
    „Was ist falsch daran, leben zu wollen?“
    Cantrell ignorierte meinen Einwand.
    „Glaubst du, die Ermeskul schließen Frieden mit den Menschen, wenn wir uns ihnen unterordnen? Niemals. Sie werden uns mit Freuden ausmerzen, wenn wir Schwächen zeigen. Und nicht nur sie. Auch die Ar-Nhim und ihre Opreju. Der Schwächere geht unter, das ist das eherne Gesetz deiner so hochgepriesenen Natur. Nichts anderes. Es geht um das Überleben der humanen Rasse, also auch um
dein
Fortbestehen als Individuum. Keine noch so primitive Lebensform wünscht sich ihren eigenen Untergang. Nein, sie will leben, leben um jeden Preis. Genau wie du. Auch du willst leben. Doch du verkennst die Grundlagen, die dir dieses Leben ermöglicht haben, willst etwas anderes, etwas, das vor Ewigkeiten untergegangen ist, sich nicht als überlebensfähig erwiesen hat.“
    Ich erwiderte nichts darauf. Cantrells Worte machten in gewisser Weise tatsächlich Sinn, wenn auch wir die Dinge aus völlig unterschiedlichen Positionen betrachteten. Mit einem hatte er Recht: dies war die einzige Strategie, das Überleben der Menschheit auf Gondwana dauerhaft zu sichern. Falls ich akzeptierte, dass der Preis dafür niemals zu hoch sein konnte, musste ich Cantrell uneingeschränkt zustimmen. Wenn ich dem Überleben meines Volkes auf diesem Planeten oberste Priorität einräumte, wäre jede andere Entscheidung denkwidrig.
    Die Logik lag klar auf der Hand.
    Das Schicksal spielte den Menschen so wie es aussah eine einzigartige Karte in die Hände, mit Hilfe derer sie nicht nur die Ar-Nhim sondern auch die Ermeskul für immer von Gondwana tilgen konnten. Danach gab es außer vielleicht den Opreju keinen nennenswerten Widersacher mehr, der sie würde gefährden können.
    Ein verlockendes Szenario, befand man sich bedingungslos auf der Seite der Menschheit. Doch befand ich mich dort? War ich noch der Mensch, der ich bis vor kurzem gewesen bin? Wohl nicht. Ich hatte gelernt, die prekäre Läge dieses Planeten aus anderem Blickwinkel zu betrachten. Was konnte ich als Vertreter der Gattung Mensch von einer Vorherrschaft meiner Spezies unter der Führung eines Wahnsinnigen wie Alpha Cantrell erwarten? Nichts. Nein, dies durfte nicht die Option sein, die ich mir nach dem Ausscheiden der Ermeskul und der Ar-Nhim wünschte. Ganz im Gegenteil. Mein Menschsein sträubte sich dagegen, den teuflischen Erben Laurussias dazu zu verhelfen, den Thron Gondwanas zu besteigen. Was würde dies bedeuten? Würde es den Menschen Aotearoas dienen, sich Alpha Cantrell unterzuordnen? Nichts anderes als

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