Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
enttäuschst wieder, Jack Schilt. Ist es wirklich so schwer zu begreifen?“
„Sieht so aus“, kam ich ihm achselzuckend entgegen. „Klär mich doch auf! Lass mich am Schatz deines Wissens teilhaben! Sagtest du nicht, du wolltest mich nicht dumm sterben lassen?“
Cantrell grinste unheilvoll.
„Wenn hier einer Katz und Maus spielt, bin ich das. Es ist an der Zeit, dich dorthin zu befördern, wo du hingehörst! In die Hölle!“
„Versuch es doch!“ reizte ich ihn. Meine sich überschlagende Stimme strafte jedoch die vorgespielte Selbstsicherheit Lügen. „Mal sehen, ob es dir gelingt, du jämmerliches Scheusal.“
„Für dich und deinen Bastard von Bruder ist kein Platz mehr in der Welt, die jetzt entsteht“, schleuderte mir Cantrell entgegen. „Ihr seid ihrer nicht einmal würdig!“
„Aber du bist es! Du, ein gewissenloser Mörder, ein Verräter an deiner eigenen Art! Auf deine neue Welt spucke ich, hörst du?“
Mein Plan, wenn es dein einer war, ging auf. Unerwartet bebend vor Zorn über diese Dreistigkeit wagte Cantrell eine neuerliche Attacke. Den Abgrund im Rücken blieb mir keine andere Wahl, als mit dem Schwert zu parieren. Klirrend prallten die beiden ungleichen Waffen mit einer Wucht aufeinander, die mich fast von den Beinen riss. Niemals hätte ich meinem klapperdürren Gegner noch Kräfte dieser Art zugetraut. Nur mit Mühe gelang es mir, das Schwert zu halten, während ich keuchend in die Knie ging.
Cantrells Fratze befand sich so nahe, ich konnte seinen fauligen Atem riechen.
„Du blutest, Jack Schilt“, triumphierte er. „Ich kann deine Wunde sehen! Mit jeder weiteren Anstrengung fließt mehr und mehr Lebenssaft aus dir heraus. Eigentlich hättest du es verdient, wie ein geschlachtetes Schwein langsam auszubluten. Wie gerne würde ich dabei zusehen! Aber für dieses Vergnügen ist leider keine Zeit.“
Mit übelwollendem Grinsen holte mein Widersacher zum alles entscheidenden Schlag aus – und offerierte mir damit ungewollt eine letzte Chance. Er rechnete offenbar fest damit, dass ich eingeschüchtert an Ort und Stelle verweilte, andernfalls hätte er seine Deckung niemals so bedenkenlos weit geöffnet. Diese Tatsache schenkte mir eine, vielleicht anderthalb wertvolle Sekunden.
Aus dem Stand heraus warf ich mich Cantrell entgegen und damit in die Schlagrichtung des Ithronn hinein. Mein Rivale zielte auf meinen Kopf ab, den Schlag hoch angesetzt. Ein unentschuldbarer Fehler. Mittels einer Rolle vorwärts tauchte ich unter dem fauchenden Ithronn hinweg, der noch sacht meine Stiefel streifte, wo sich eigentlich mein Kopf hätte befinden sollen. Unmittelbar vor Cantrell kam ich wieder auf die Füße.
Nie war ich ihm so nahe gewesen wie jetzt. Ihm blieb keine Zeit mehr, zu einem neuen Hieb anzusetzen oder sich anderweitig zu verteidigen, während ich mir praktisch aussuchen konnte, wo ich ihn treffen wollte. Und mir war glasklar, was ich zu tun hatte.
Komplette Verblüffung lag in Cantrells Zügen, als das blutverschmierte Schwert auf ihn zuraste und ihm mit relativ kraftlos wirkender Bewegung den Kopf vom Rumpf trennte. Das letzte was ich von ihm mitbekam waren ungläubig aufgerissene Augen, als der abgeschlagene Schädel Annachie Brennains für einen Lidschlag in der Luft schwebte, bevor er der Schwerkraft Folge leistete. Der Kopf hinter all den unsäglichen Experimenten, die in den vergangenen Jahrhunderten auf Gondwana stattgefunden hatten, lag nun zu meinen Füßen.
Cantrell war nicht mehr.
Der Tyrann von Laurussia, der Herrscher über die Weiße Stadt, der letzte Siedler Vestans, war besiegt.
Wie ein Besessener hieb ich wieder und wieder auf den Schädel ein, spürte, wie das schonungslose Eisen die Knochenwände durchbrach und das verletzliche Innere, Cantrells uraltes dämonisches Gehirn, unwiderruflich zerstörte. Widerlich zähflüssige graue Masse floss aus den beinernen Trümmern heraus, bevor ich ihnen mit dem Fuß einen Stoß versetzte und über den Grottenrand in den Abgrund beförderte. Damit nahm das unnatürlich lange Leben Alpha Cantrells ein ebenso unnatürliches Ende. Seine Pläne waren vereitelt. Wenigstens das war mir gelungen.
Erlahmend ließ ich das Schwert fallen. Klirrend fiel es zu Boden. Von plötzlichem Schwindel befallen, stolperte ich einige wenige Schritte vom Rand der Grube fort und ging in die Knie. Schwer atmend und mit der rechten Hand die pochende Halswunde bedeckend verharrte ich mit hängendem Kopf. Leer fühlte sich alles an,
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