Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
die irgendetwas fußen konnte, starrte ich aus ungläubigen Augen die transparente Ausgabe eines Opreju an, der am Rande der Grube dem Ghaia gegenüberstand. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Nicht der Hauch logischer Erklärung für das, was sich gerade abspielte, ließ sich finden.
Der Sentry - ein Opreju?
Alles in mir weigerte sich, dies zu glauben. Nein, das konnte nicht sein! Ermeskul und Opreju waren seit Ewigkeiten Gegner, Todfeinde. Irgendetwas hier stimmte ganz und gar nicht... nur was? Würde ich einen Opreju in mir tragen, hätte ich nicht unweigerlich Robs Schicksal teilen und so wie er zu einem Greis altern müssen? Davon ging ich zumindest aus, wenn ich den Worten Cantrells Glauben schenkte.
Was zum Teufel ging hier vor?
Die wenig greifbaren Konsequenzen dieses Ereignisses überforderten mich. Mit dem Versiegen des ersten Schocks spürte ich so etwas wie Wut in meinem Innern aufgehen. Mehr verraten und ausgenutzt konnte sich kein Mensch vorkommen. Der letzte Vorrat an Zuversicht und Glauben versiegte wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Erst der reifende Gedanke, nicht mehr mit dem Sentry verbunden zu sein, veranlasste mein Gehirn wieder, klar zu denken. Es versuchte rational und pragmatisch vorzugehen und alle drängenden Fragen fürs erste auszublenden. Wer auch immer er war, mit dem ich einen Körper geteilt hatte, wie sehr er mich auch getäuscht haben mochte, ich war ihn los. Meine Aufgabe war erfüllt. Ich hatte Sentry und Ghaia zusammengebracht. Mehr durfte keiner von mir erwarten. Ich war frei, mein Leben gehörte wieder mir. Niemand versuchte, mit mir in Kontakt zu treten, mich zu beeinflussen oder zu manipulieren. Ich vernahm keine Stimmen, die zu mir sprachen. Ein weiterer Anhaltspunkt, mit dem Sentry keine Einheit mehr zu bilden.
Mehr noch!
Was, wenn alles Lug und Betrug war, einfach alles? Basierte mein Wissen nicht vollkommen auf den Erzählungen und Vermutungen anderer? Was, wenn all jene anderen nur gelogen hatten, angefangen bei den Aufzeichnungen von Radan über Avalea bis hin zu Cantrell? Nach seiner Meinung hätte ich spätestens jetzt eigentlich schon tot sein müssen. Aber ich war es nicht. Ganz im Gegenteil!
Cantrell!
Er befand sich unverändert am Zugang zu dieser teuflischen Grotte, noch immer umgeben von den beiden mit beeindruckenden Schwertern bewaffneten, riesenhaften Skiavos. Er ließ es sich nicht nehmen, dem Schauspiel beizuwohnen. Natürlich nicht, gedachte er doch im richtigen Moment entscheidend einzugreifen. Immerhin hielt er das offensichtlich einzige bekannte Instrument in Händen, welches ihn befähigte, den Ghaia auszuschalten. Wie er es jedoch bewerkstelligen wollte, dies mit dem lächerlichen Ithronn zu schaffen, blieb schleierhaft.
Dann weiteten sich meine Pupillen in blankem Entsetzen.
Direkt hinter Cantrell erkannte ich Rob, meinen Bruder Rob, wie tot im festen Griff zweier weiterer aus dem Nichts aufgetauchter Skiavos hängen. War er es wirklich? Erlag ich auch keiner Täuschung? Nein, es ließ sich nicht leugnen. Seine Flucht war also gescheitert. Damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. Ihn hier wieder zu sehen entlud sich wie ein Fußtritt in die Magengrube.
Noch während ich aus der Entfernung herauszufinden versuchte, ob Rob überhaupt noch unter den Lebenden weilte, kehrte Regsamkeit in seinen Körper zurück. Keine Ahnung, wie lange er Kraft gesammelt hatte für diesen Augenblick. Mit einer Gewalt, die ich ihm niemals mehr zugetraut hätte, riss er sich urplötzlich los und einen der Bewacher beinahe mit zu Boden. Für einen verschwindend kurzen Moment war mein Bruder frei. Unbeholfen versuchte auf die Beine zu kommen. Der andere Skiavo jedoch packte ihn zielsicher am Genick, zerrte ihn mühelos von den Füßen und ließ Rob am ausgestreckten Arm zwischen Himmel und Erde zappeln wie einen räudigen Köter.
In diesem Moment nahm die weitere Entwicklung der Geschichte Gondwanas einen veränderten Lauf.
Fassungslos musste ich zusehen, wie der von Rob überrumpelte Skiavo anfing, auf sein ohnehin schon halbtotes Opfer einzuschlagen. Aus Robs weit aufgerissenem Mund drang kein Laut.
Vergessen waren Opreju und Sentry, Ar-Nhim und Ermeskul!
Nur noch konzentriert auf die stummen Schreie meines Bruders, der unter den erbarmungslosen Schlägen seines Peinigers hin und her pendelte, spurtete ich los. Und ich war nicht einmal überrascht, dass es mir gelang.
Cantrell und seine Wachen, absorbiert von der Auseinandersetzung
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