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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Vibrationen gingen durch das kühle Eisen. Handelte es sich in der Tat um eine Waffe, die in der Lage war, den Ghaia zu töten? Wenn ja, wie sollte ich es anstellen, diesen lächerlich kleinen, hoffnungslos stumpfen Eisenstab in den Körper des riesenhaften Wesens vor mir zu treiben? Selbst wenn es sich der Ghaia gefallen ließe, wo sollte ich ihn angreifen? Wo saß seine verwundbare Stelle?
    Noch während ich diesen wahnwitzigen Gedanken verfolgte, setzte sich das rote Monster in Bewegung. Sein Ziel stand unbestreitbar fest. Natürlich, ich war der einzige, der es jetzt noch wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Die Frage der Flucht stellte sich nicht mehr. Mir blieb nichts anderes, als mich zu stellen. Wohin hätte ich auch fliehen mögen?
    Schützend nahm ich den Ithronn hoch. Vielleicht ließ sich der Rote Herrscher damit beeindrucken? Ich glaubte keine Sekunde daran.
    Dann nahmen die Geschehnisse eine unerwartete Wendung. Der massige Schädel des Ghaia ruckte plötzlich zur Seite wie der Kopf einer hungrigen Mantis, die Beute erspähte. Was hatte seine Aufmerksamkeit erregt? Sein Blick blieb an Rob haften, der sich ausgerechnet in dieser Sekunde auf die Beine zu rappeln versuchte. Ein fürwahr ungünstiger Moment! So sehr ich mich darüber freute, meinen Bruder lebendig und aktiv zu sehen, so sehr fürchtete ich nun um ihn. Mir wäre lieber gewesen, er wäre liegen geblieben oder hätte sich tot gestellt. Aber es war leider wie so oft anders gekommen, als ich mir das gewünscht hätte.
    „Bleib liegen, rühr dich nicht!“ rief ich ihm zu.
    Rob schrie entsetzt auf, als er das dunkelrot glühende Ungeheuer so dicht vor sich gewahrte – ein Schrei mit ungeahnten Folgen.
    Der Ar-Nhim Ghaia zuckte zurück, als hätte er sich erschrocken. Für einen flüchtigen Augenblick sah es so aus, als wollte er den Rückzug antreten. Allein, es schien nur so. Orangerot, als läge er mit der untergehenden Sonne im Wettstreit, glühte sein Leib auf, als bliese man mit großer Anstrengung in vor sich hin glimmende Glut. Schnell wie züngelnde Flammen ging er dann auch zum Angriff über. Und er hatte es warum auch immer auf meinen Bruder abgesehen.
    „Nein!“ hörte ich mich schreien, die Absicht des Ghaias erkennend.
    Doch es war bereits zu spät.
    Rasant schoss einer der Greifarme vor und packte den zur Salzsäule erstarrten Rob. Vier riesenhafte Klauen, jede einzelne halb so groß wie ein ausgewachsener Mensch, legten sich um seinen zerbrechlich wirkenden Körper. Noch ehe sie sich ganz um ihn geschlossen hatten, rissen sie meinen stocksteifen Bruder von den Füßen und hoch in die Luft.
    Rob schrie aus Leibeskräften, als er sich auf die unfreiwillige Reise in schwindelerregende Höhen machte. Zur Untätigkeit verdammt beobachtete ich die grauenhafte Szene. Einen schrecklichen Herzschlag lang war ich davon überzeugt, Rob würde im Maul des Ghaias enden, so dicht befand er sich an dessen undefinierbaren Hautlappen, die züngelten wie wild tanzende Schlangen. Aber es sah eher so aus, als röche das riesige rote Monster mittels dieser Tastorgane an Rob herum, als würde er ihn von allen Seiten beschnuppern. Ich glaubte auch, schnüffelnde Laute zu vernehmen, ähnlich denen eines im Erdboden nach Nahrung wühlenden Tieres.
    Robs Schreie verstummten.
    Doch nur für den Moment.
    Sie setzten wieder ein, als ihn der Ghaia wie angewidert von seiner abscheulichen Fratze entfernte und wie ein widerliches Tier am ausgestreckten Arm so weit wie nur irgend möglich fernhielt. Unergründliche Laute entrangen sich der Kehle des Roten Herrschers, die dem Knurren eines drohenden Wachhundes glichen. Was, wenn er meinen Bruder einfach fallen ließ? Einen Sturz aus dieser Höhe hinunter in die Tiefen der Grotte konnte er keinesfalls überleben.
    Nein, etwas anderes geschah.
    Zu meiner Verblüffung richtete der Ghaia die geballte Faust auf mich. Rob schwebte jetzt nur noch wenige Meter über mir, ich hätte mir zugetraut, zu ihm hochzuspringen – und wusste doch um die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens.
    Fieberhaft suchte ich nach einem Weg, Rob zu helfen, als sich eine außerhalb meiner Kontrolle liegende Mechanik in Bewegung setzte. Niemals konnte es mir gelingen, von meiner Warte aus das rote Ungeheuer ernsthaft zu gefährden. Aber jemand anders befand sich näher dran... viel näher!
    „Rob!“ brüllte ich. „Sieh mich an!“
    Er tat es. Ich blickte in ein angstverzerrtes Gesicht.
    „Fang!“ Von neuer Hoffnung erfüllt, schleuderte

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