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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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Tosen des gewaltigen Stroms an mein Ohr drang. Ganz in der Nähe. Wir strauchelten auf das beruhigende Rauschen zu und standen wieder am Ufer. Trotz der Nacht, die hereingebrochen war, sah ich noch genug, um mich einigermaßen zu orientieren.
    „Das Floß muss dort hinten unter jenem Baum liegen“, meinte Krister. Nur konnten wir es nicht mehr sehen – es war bereits von einer dicken Ascheschicht bedeckt. Und auch der Baum vereinigte sich immer mehr mit der allumfassenden Düsternis. Ich bezweifelte Kristers Vermutung, dennoch bewegten wir uns in die von ihm vorgegebene Richtung. Als ich stolperte, der Länge nach stürzte und Krister und mit ihm Luke zu Boden riss, entfuhr mir ein hoffnungsloser Fluch. Erst dann bemerkte ich, worüber ich gefallen war.
    Ich hatte das Floß wieder gefunden! Krister hatte Recht behalten!
    Erleichtert zerrten wir es die Böschung hinunter und setzten die ungewisse Reise auf dem Taor fort. Der unaufhörliche Niederschlag aus Asche und Staub nahm an Intensität zu und hüllte uns schließlich ganz und gar ein. Das Atmen fiel immer schwerer. Der südliche Himmel begann eigenartig zu glühen, als loderte über den Wolken gigantisches Feuer. Zudem schien der Partikelregen von Minute zu Minute heißer zu werden. Die Luft um uns herum heizte sich spürbar auf. Bald schwitzten wir unerträglich. Ich wagte nicht daran zu denken, was es bedeuten konnte, sollte es mit der Zeit glühend heiße Asche regnen. Erschöpft und erstaunlich gefasst legte ich mich der Länge nach neben Luke und Krister nieder und ergab mich den Launen des Flusses, der uns wohin auch immer tragen mochte.
     
    Ich erinnere mich noch genauestens an den Moment, als mir klar wurde, ein Ermeskul geworden zu sein. Äußerlich nahm ich keine Veränderung wahr. Doch mein Inneres hatte sich dramatisch gewandelt.
    Die Taurinacht war angebrochen, alles versank in tiefster Dunkelheit. Meine Augen nahmen nichts mehr wahr. Das Getöse des reißenden Flusses stellte den einzigen Kontakt zur Welt dar. Wie sonderbar ruhig sich das Floß anfühlte, als schwebte es ohne jeden Kontakt über dem brausenden Strom auf einem Vlies aus Watte. Mehrere Male war ich überzeugt, mein Ende gefunden zu haben. Die Realität schien ausgeblendet. Was um mich herum geschah, hatte nichts mehr mit ihr zu tun. Sah so der Tod aus?
    Alle Fragen, über die ich mir noch vor wenigen Stunden den Kopf zerbrochen hatte, stellten sich nicht mehr. Jede Unklarheit war verschwunden. Ich wusste alles, ohne jemals auch nur ein Wort der Aufklärung vernommen zu haben. Ich war wissend, ohne eine einzige Antwort erhalten zu haben.
    Die Geschichte der Ermeskul entsprach nun meiner eigenen. Klar und deutlich breitete sie sich vor mir aus, als wäre sie bereits immer Teil von mir gewesen. So lange Jahre nichts von ihr gewusst zu haben erschien nun viel abwegiger. Wie konnte ich nur jemals so kompliziert darüber gedacht haben! In ihrer Schlichtheit wirkte sie beinahe trivial.
    Die Aufzeichnungen von Radan, die die Ermeskul betrafen, erwiesen sich in weiten Teilen als vage Vermutungen, wilde Ansichten und unbestimmte Ahnungen. Von Menschen verfasst, blieben sie in ihren menschlichen Strukturen verhaftet. Unfähig, Andersartiges zu verstehen, außerstande, es nach menschlichen Maßstäben zu begreifen, wurde es schlichtweg abgelehnt und verteufelt. Dabei sah alles so einfach aus, jetzt, wo ich Teil davon geworden war.
     
    Auf Gondwana war ähnlich wie auf unzähligen anderen Planeten des Universums im Laufe von Jahrmillionen intelligentes Leben entstanden. Die erfolgreichste Gruppe davon, in ihrem Verhalten staatenbildenden Insekten ähnelnd, nannte sich „Ermeskul“. Aufgrund ihres außergewöhnlichen Zusammenhalts entwickelten sie eine Stärke, die ihnen gegenüber anderen Lebensformen entscheidende Vorteile bescherte. Sie setzten sich letztlich durch und dominierten den gesamten Ostteil des Großkontinents Gondwanaland.
    Irgendwann in grauer Vorzeit spaltete sich das Volk der Ermeskul in zwei rivalisierende Gruppen, die, um größeren Konflikt zu vermeiden, räumliche Trennung herbeiführten. Ein Teil überwand das Große Barrieregebirge und siedelte im Ostteil des Kontinents, ein Gebiet, dem sie den Namen Tarev gaben. Von nun an ging die Geschichte der beiden voneinander isolierten Brüdervölker unterschiedliche Wege.
    Der im Osten verbliebene Zweig stellte sein bestimmendes Verhalten gegenüber anderen Lebensformen allmählich ein und wandelte sich vom Beherrscher zum

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