Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Mithankor! Heißt sie willkommen, sie werden regieren siebzehn Tage und Nächte.“ Er lachte irr. „Ihr Regiment wird niemand überleben.“
„Wir müssen weg.“ Krister stand auf, als das kühle Wasser des Flusses unsere Füße erreichte.
„Wo sollen wir hin? An Land sind wir besser aufgehoben, als auf dem Fluss.“
„Schon, Jack, aber was machen wir, wenn die Taurinacht beginnt? Durch finsteres Land irren, umgeben von blutrünstigen Bestien, die nur darauf warten, uns ihre beschissenen Embryonen einzupflanzen? Lieber bringe ich mich gleich um.“
Luke gab wieder dieses verrückte Lachen von sich, schloss dann die Augen und schien zu ruhen. Was, wenn der Mithankor in ihm in der Taurinacht geboren werden wollte? Ein beunruhigend naheliegender Gedanke. Wir würden es in der allumfassenden Finsternis nicht einmal mitbekommen!
„Wir müssen etwas tun!“ drängte Krister. „Ich darf nicht daran denken, was geschieht, wenn wir Luke nicht bald zu einem Medikus bringen!“
Wir wussten beide um die Unmöglichkeit dieses Unterfangens. Luke war verloren. Er schien es selbst zu ahnen. Eine wissende Stimme tief in mir warnte bereits vor ihm. Auch wenn ich es deutlich realisierte, Luke bald loswerden zu müssen, war mir genauso klar, es niemals tun zu können. Ihm die Geburt des Mithankor zu ersparen, hieße, ihn vorher zu töten. Ein Ding der Unmöglichkeit. Absolut unvorstellbar. Krister und ich sahen uns an. Wir schienen beide zu wissen, was hinter der Schädeldecke des anderen vorging.
Bevor Tauri das Licht der Sonne ganz und gar ausblendete, entschlossen wir uns, dem Fluss den Rücken zu kehren und nach einer Bleibe für die nächste Zeit zu suchen. Zuerst hievten wir den wieder bewusstlosen Luke das Ufer hinauf, bevor das Floß folgte. Wir wollten es nicht einfach dem steigenden Fluss preisgeben. Krister schulterte seinen Bruder, und wir marschierten mit unbekanntem Ziel los. Durch das dicht bewachsene Unterholz zu stapfen erwies sich als äußerst anstrengend. Krister brach bald unter der Last Lukes zusammen. Auch ich verfügte nicht mehr über Kraftreserven, nahm aber die Anstrengung ohne zu klagen auf mich. Wenigstens für kurze Zeit. Dann war klar, dass wir nur zu zweit eine Chance hatten, weiterzukommen. Ich erbot mich, alleine voranzugehen, um so etwas wie einen Unterschlupf zu finden. Krister nickte stumm und ließ mich ziehen.
Es dauerte nicht lange und ich hatte mich durch den dichten Dschungel gekämpft, der den Fluss wie ein grüner Schutzschild säumte. Ich schwitzte wie ein Tier, wischte den Schweiß von der Stirn und stutzte. Mein Handrücken hatte sich schwarz verfärbt. Nicht nur das. Der ganze Körper auch. Eine Schicht dunklen Staubes klebte an mir wie eine zweite Haut. Ich warf einen Blick nach oben in den dunklen Himmel. Tauri war nicht mehr zu sehen. Nichts war mehr zu sehen. Es regnete grauen Staub, fingerdicke Partikel fielen tanzend herab wie verbrannter Schnee und sammelten sich zu meinen Füßen. Mit jeder Sekunde nahm das Tageslicht ab.
Asche!
Es regnete Asche!
Ich stand nur da und staunte. Es dauerte einen Augenblick, bis ich eins und eins zusammenzählte. Nur der Vulkanausbruch konnte dieses Phänomen bewirkt haben. Innerhalb der kurzen Zeitspanne, die ich an Ort und Stelle verharrte, nicht wissend, was ich tun sollte, bildete sich eine zentimeterdicke Ascheschicht auf dem Boden, die unaufhaltsam in die Höhe wuchs.
Endlich hatte ich begriffen!
Es gab kein Weiter. Jedenfalls nicht hier. Wir mussten zurück zum Fluss! Ich machte auf der Stelle kehrt und rannte zurück. Laut nach Krister rufend, leiteten mich seine Antwortschreie zu ihm. Als ich ihn fand, war es bereits gefährlich dunkel geworden.
„Wir müssen zum Fluss!“ rief ich ihm zu.
„Was ist das?“ Auch Krister hatte den wenn auch durch das Blätterdach des Dschungels noch spärlich dringenden Ascheregen bemerkt.
„Es regnet Asche. Wir müssen hier weg. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.“
„Asche? Was bedeutet das?“
„Es ist der Vulkan. Wir müssen zum Fluss. Es gibt keine andere Möglichkeit.“
Ohne ein weiteres Wort nahmen wir Luke hoch und stolperten los. Die Zeit verstrich. Der Fluss wollte und wollte nicht auftauchen. Jeder Schritt wurde zur Qual. Meine Kräfte verließen mich, und auch Krister ächzte und stöhnte. Die Umgebung verschmolz mit den dunklen Schatten einer unheilvollen Dämmerung, und alsbald sah ich nicht mehr, wohin ich den Fuß setzte, bis plötzlich das tröstende
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