Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Beschützer.
Das Westvolk hingegen blieb in alten Mustern verhaftet und ruhte nicht eher, bis es alle anderen Konkurrenten ausgerottet hatte und als einzige höhere Lebensform übrig blieb.
Im Laufe ihrer weiteren Evolution überwand das friedliche Ostvolk die stoffliche Barriere, es fand einen Weg, ohne Körper zu existieren. Lediglich zur Fortpflanzung, zur Schaffung neuer Generationen, bildeten sie stoffliche Existenzen aus, sogenannte Sennt-riis, die den Fortbestand der Art sicherten. Das eigentliche Leben der östlichen Ermeskul hingegen fand seine Vollendung in der sogenannten Traumzeit, einer Art ewigem Leben, zu der nur noch Eliten Zugang fanden. Eine Herrscherkaste bildete sich heraus, die für den Bestand der Art Verantwortung übernahm. Hochspezialisiert und vollendet an ihren Lebensraum angepasst, überdauerten die östlichen Ermeskul Jahrtausende in vollkommener Harmonie mit ihrer Umwelt. Sie hatten die Perfektion erreicht.
Die Entwicklung der westlichen Ermeskul verlief unterschiedlich. Ihnen gelang nicht, was die östlichen Vettern vollbrachten. Sie blieben zeitlebens an ihre Körper gebunden, der evolutionäre Sprung in die Traumzeit und damit deutlich längerer Lebensspanne blieb ihnen versagt. Auf dem Herrscher-Untertanen-Prinzip beruhend, bildeten sie mehr oder weniger erfolgreiche Staaten aus, innerhalb derer sie ihre Existenz über Tausende von Jahren sicherten. Ein Teil des Westvolkes erwies sich zudem als das stärkere und begann, das schwächere zu unterdrücken und zu versklaven. So entstand auch in Tarev eine Elitekaste, die die Kontrolle über den Fortbestand der gesamten Art übernahm. Am Ende blieb schließlich nur ein einziger Herrscher übrig, der die Reproduktion des ganzen Volkes übernahm. Im Endeffekt hatten beide Ermeskulvölker ähnliche Ziele erreicht, wenn auch auf völlig verschiedenen Wegen.
Tarev und Fennosarmatia existierten schier endlos nebeneinander her, ohne groß voneinander Notiz zu nehmen. Die Grenze zwischen beiden Welten, das Große Barrieregebirge, blieb unangetastet. Doch das sollte nicht ewig so bleiben. Aus Gründen, die im Dunkeln liegen, begann man sich in Tarev für den Ostteil Gondwanalands zu interessieren und brach das uralte Tabu. Zum zweiten Mal überwand das Westvolk die Demarkationslinie und marschierte in unverhohlen feindlicher Absicht in Fennosarmatia ein.
Die Katastrophe nahm ihren Lauf.
Die in der Traumzeit weilenden Ermeskul sahen ihren physischen Lebensraum erst spät von einer deutlich aggressiveren Lebensform besetzt. Die Brüder und Schwestern von einst erkannten sich nicht mehr, sie waren zu Gegnern geworden.
Das Westvolk, von den Uhleb „Ar-Nhim“ getauft, schickte sich an, die Herrschaft in ganz Gondwanaland zu übernehmen. Nach bewährter Manier unterwarfen sie alles und jeden, der sich ihnen in den Weg zu stellen gedachte. Zu Tausenden wurden die verteidigungsunfähigen Sennt-riis von den Ar-Nhim ausgerottet.
Endlich bemerkten die in der Traumzeit wandelnden Ermeskul die gravierenden Veränderungen. Zum ersten Mal in ihrer langen Geschichte sahen sie sich in ihrer Existenz bedroht und zur Verteidigung genötigt. Etwas Unerhörtes fand nun statt: die Anwendung von Gewalt gegen anderes Leben.
In ihrer Not bedienten sich die bedrängten Ermeskul der Natur, der einzigen Waffe, die sie kannten. Stürme, Sintfluten und alles erstickende Feuersbrünste diesseits und jenseits des Großen Barrieregebirges sorgten für rasante Dezimierung nicht nur der Ar-Nhim. Alle Lebensformen Gondwanas wurden in Mitleidenschaft gezogen und standen vor der Vernichtung.
Am Ende verblieben dem letzten Herrscher der Ar-Nhim nur eine Handvoll Untertanen. Die überlebenden Vertreter der fortpflanzungsfähigen Kaste (die Uhleb nannten sie „Opreju“) verbannten die Ermeskul nach Travorsa und stellten damit die alten Verhältnisse wieder her. Die Ar-Nhim herrschten allerdings von nun an nicht mehr über den halben Kontinent sondern lediglich über eine von den tosenden Fluten der Tethys umgebene Insel. Zudem fanden sie sich führungslos wieder. Der Herrscher der Ar-Nhim verschwand an geheimem Ort, von dem nur die Ermeskul wussten.
Diese Pattsituation würde heute noch gelten, wäre nicht etwas schier Unvorstellbares geschehen – die Invasion Gondwanas durch eine gänzlich unbekannte Spezies. Der Mensch trat auf den Plan und sollte das Gleichgewicht der Kräfte in nur wenigen Jahrzehnten komplett auf den Kopf stellen.
Ich hatte nicht gedacht, noch
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