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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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spürte nichts. Herausfordernd hob ich den Kopf. „Ich verwünsche den Tag, an dem deine Existenz begann.“
    „Wir sind eins. Kämpfe nicht dagegen an, es ist unnötig. Es macht mich bekümmert, dich so zweifeln zu sehen. Wie sinnlos. Die Epoche der Uzu ist vorüber, allein dir wird das Privileg teil, unendlich zu existieren. Wenn dein Menschsein endet, wird etwas Großes und Neues beginnen, etwas, zu dem du als Mensch niemals Zugang gefunden hättest. Deiner Rasse ist nur eine Ahnung gewährt von dem, was sein könnte. Sie ist nicht weit genug entwickelt, um zu verstehen. Sie verschwendet ihre kurze Existenz auf sinnlose Art und Weise, nur ganz wenige spüren die Möglichkeiten, die so greifbar nahe und doch unerreichbar sind. Der Mensch hat Augen, doch er sieht nicht. Er verfügt über Ohren, doch er hört nicht. Er spricht immerzu, aber er sagt nichts. Der Mensch vergeht, bevor er wissend wird. Er hat sich letzten Endes sehenden Auges selbst zugrunde gerichtet. Du aber bist auserwählt, suksarman. Du wirst der erste deiner Art sein, der in die Traumzeit eingeht.“
    „Die Epoche der Uzu kann nicht vorüber sein, solange ich lebe!“ erwiderte ich trotzig. „Ich bin Uzu, falls du das nicht begreifst.“ Ein Gedanke durchzuckte mich, eine vage Idee nur, die schnell zu neuer Einsicht reifte. Ich griff den Einfall sogleich auf.
    „Du brauchst mich“, sagte ich langsam, mit jedem Wort diese neue Erkenntnis begreifend. Das Gefühl, über ungeahnte Macht zu verfügen, machte trunken vor trügerischer Selbstsicherheit. „Du brauchst mich. Du bist auf mich angewiesen, nicht wahr? Wenn wir eins sind, dann wäre mein Tod auch deiner, habe ich Recht? Sag schon, wehr dich nicht dagegen, es wäre ja so sinnlos.“ Ich lachte höhnisch. „Und? Was sagst du dazu?“
    Der Sentry äußerte sich nicht.
    „Was würdest du tun, wenn ich mich jetzt umbrächte? Dann könntest du deine Traumzeit vergessen, nicht wahr? Nein, mein Freund, so läuft das nicht mehr. Wenn ich schon das Vehikel für deine Rückkehr in den Schoß deiner gottverdammten Sippe sein muss, dann stelle ich Bedingungen. Es ist an der Zeit, dich erkenntlich zu zeigen für all das, was ich für dich und deinesgleichen getan habe. Und nicht nur ich! Auch Krister und Luke! Du wirst bei deiner Sippschaft ein gutes Wort für uns einlegen! Das haben wir uns verdammt nochmal verdient, hast du verstanden?“
    Unerwartet schnell meldete sich der Sentry wieder. Gelang es mir tatsächlich, ihn unter Druck zu setzen? Wohl kaum.
    „Ich kann nichts für die Menschen tun. Sie sind nicht mehr.“
    „Was meinst du damit‚ sie sind nicht mehr’?“
    „Fühlst du es nicht? Höre in dich hinein, gib dich ganz deinen Wahrnehmungen hin, sie sind wissend. Höre genau!“
    Und ich hörte, hörte in mich hinein. Doch da war nichts. Nichts als grauenhafte Stille, als verstummten alle Singvögel in der Morgendämmerung von einem Moment auf den anderen. Frostklirrendes Schweigen lag über dem Land. Alles schien zu Eis erstarrt, vom Leben abgeschnitten. So etwas Ähnliches hatte ich erst vor wenigen Stunden gespürt, als ich begonnen hatte, den Tod meines Bruders anzunehmen. Mir war für einen Augenblick gewesen, als wären mit ihm alle Menschen Gondwanas gestorben.
    „Sie sind nicht mehr“, wiederholte der Sentry tonlos. Gefühllos. Mitleidlos. Als sei das Sterben Tausender von Menschen mit einem Achselzucken abgetan.
    „Was ist geschehen?“ flüsterte ich, vom Grauen der Ahnung gepackt.
    „Mit dem Ende des Ar-Nhim Ghaia erfüllte sich die Prophezeiung. Das Zeitalter der Uzu ist beendet. Eyllas-Aundri übernimmt wieder die Herrschaft zu Wasser, zu Lande, zur Luft. Wir sind frei.“
    Der Sentry musste nicht weitersprechen. Ich wusste um die Prophezeiung. Die große Säuberung der Elemente. Verheerende Erdbeben und Vulkanausbrüche zu Lande, unvorstellbare Flutwellen zu Wasser, vernichtende Orkane zu Luft. Alle waren sie tot. Verbrannt, erstickt, ertrunken oder zermalmt. Alle! Kein Kontakt mehr! Ich hatte meine eigene Rasse, mein eigenes Volk dem Untergang preisgegeben.
    „Warum?“ flüsterte ich zutiefst entsetzt.
    „Eyllas-Aundri ist frei. Eine neue Traumzeit beginnt. Wir sehen uns wieder, suksarman. Spürst du, wie sehr wir uns danach sehnen? Wie wohl es tut, loslassen zu können… oh diese Ruhe, diese Stille. Auf bald, suksarman. Vergiss dein Versprechen nicht!“
    Dann war Stille. Ich sollte für lange, lange Zeit nichts mehr von ihm hören, von ihm, dem Sentry, meinem

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