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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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untergehen, lag es doch sicher auf festem Grund.
    „Was sagst du als alter Wetterfrosch, wird es lange regnen?“ fragte ich.
    Krister zögerte mit der Antwort.
    „Schwer zu sagen“, meinte er dann. „Da die Schlechtwetterfront schnell herangekommen ist, tendiere ich dazu zu glauben, dass sie morgen früh auch wieder weg ist. Andererseits ist Dauerregen in dieser Jahreszeit keine Seltenheit.“
    Sein Kopf rollte zur Seite und er sah müde herüber. „Ich hoffe auf ersteres. Hier womöglich tagelang festzusitzen trifft nicht gerade meinen Gusto.“
    Damit war unsere kurze Unterhaltung beendet. Das beruhigende Geräusch des fallenden Regens ließ mich endlich hinüberdämmern.
     
    Als ich hochschreckte, wusste ich zuerst nicht, wo ich mich befand. Ich hatte wieder wüst geträumt und ärgerte mich nicht mehr, aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. Soweit war es also schon gekommen. Ich betrachtete meine nächtlichen Visionen bereits als normal. Natürlich stand Rob wieder im Mittelpunkt. Er war durch meinen Traum gerannt wie ein verfolgtes Tier, schwarze Tränen strömten aus seinen rot geäderten Augen.
    Zuerst bewegte er sich über eine weite, grüne Ebene, driftete aber immer weiter in Richtung eines düsteren Forstes ab. Ich sah ihn rennen und spürte die Bedrohung, die von diesem Wald ausging. Warum lief er so unbeirrt darauf zu? Aus der Vogelperspektive überblickte ich die gesamte Landschaft, eine freundliche und helle Ebene, die bis an den Horizont reichte. Wieso in aller Welt verließ er sie und steuerte beharrlich auf diesen düsteren Wald zu? Ich rief ihm zu, er möge die Richtung ändern, nicht die Schatten suchen Doch je stärker sich meine warnende Stimme erhob, desto weiter entfernte ich mich von meinem Bruder wie ein von kräftigem Gegenwind zurückgeworfener Vogel, welcher sich gezwungen sah, den Kurs zu korrigieren. Ich verlor Rob aus den Augen, dann den Wald, dann die Ebene... und fand mich aus dem Traum gerissen wieder in der Realität ein.
    Mein Körper zitterte vor Kälte.
    Das Rauschen in den Ohren entpuppte sich als trommelnder Regen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich stumm in dieser Stellung verharrte, bis mir klar wurde, das Feuer wieder entfachen zu müssen, wollte ich nicht an Unterkühlung sterben. In der Finsternis überhaupt die Feuersteine zu finden stellte eine Herausforderung dar.
    Eine Unendlichkeit später hatte ich es geschafft. Kleine Flammen züngelten hoch und machten sich gierig über einen Haufen trockener Zweige her, bevor sie sich allmählich durch dickeres Holz fraßen und endlich Wärme abgaben. Mehr und mehr Holz legte ich nach, bis die Hitze in der kleinen Höhle beinahe unerträglich wurde und auch die beiden Schlafenden nicht mehr fröstelten.
    In jener Nacht tat ich kein Auge mehr zu. Ergriffen von meiner neuesten Vision, die ich nach langem Grübeln als Aufforderung wertete, Rob so schnell wie möglich aufzuspüren, bevor er sich in große Gefahr begab, saß ich hellwach neben dem Feuer und legte in regelmäßigen Abständen Holz nach.
    Erst als die Dämmerung über einen bleifarbenen Horizont sickerte, schloss ich erschöpft die Augen.
     
    Der neue Tag begann wie der alte geendet hatte. Die Sintflut der vergangenen Nacht war wieder in ein Nieseln übergegangen. In bedrückendem Einheitsgrau präsentierte sich der wolkenverhangene Himmel, was wenig auf einen baldigen Wetterwechsel hindeutete.
    Als ich erwachte und das Lager verließ, brannte bereits wieder ein knisterndes Feuer. Krister und Luke waren dabei, das Boot zu kippen, das bis zur Hälfte mit Regenwasser vollgelaufen war. Ein wahrer Sturzbach ergoss sich aus unserem Gefährt. Wie stark es geschüttet haben musste!
    „Guten Morgen!“ begrüßte ich meine Kameraden. Mit in die Hüften gestemmten Armen stand ich da und beobachtete das ablaufende Wasser.
    „Scheiß Morgen“, erwiderte Krister, offensichtlich schlecht gelaunt. Luke sagte nichts. Er hielt das Boot ganz allein noch immer in der Schräglage.
    „Ja, es regnet“, stellte ich fest.
    Doch der Regen hatte nichts mit Kristers mieser Stimmung zu tun. Er war in das Kalkskelett eines im Sand verborgenen Seeigels getreten und hatte sich den rechten Fuß übel zugerichtet. Zwar war es ihm gelungen, die tückischen Stacheln aus dem Fleisch zu ziehen ohne sie abzubrechen, doch bluteten die tiefen Wunden ordentlich. Zum wiederholten Male schalt er sich einen Narren, auf Schuhwerk verzichtet zu haben.
    „Kannst du laufen?“ fragte ich ihn.
    Er knurrte

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