Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
schwatzen!“
Ich nickte ihm zu, und schon waren wir wieder draußen.
„Übler Laden“, sagte Luke angewidert. „Wie man sich in so einer Spelunke vollaufen und dabei wohlfühlen kann, entzieht sich mir völlig.“
„Nun, so schlimm fand ich es gar nicht“, erwiderte Krister. „Und ehrlich gesagt sah das Korma sehr verlockend aus.“
Wir marschierten die Straße hinauf und hielten Ausschau nach dem Mataki. Der Weg verlief parallel zum Meer, was ein gutes Gefühl vermittelte. Wenig Verlangen hatte ich danach, mich in das Gewühl der engen Gassen zu begeben, die ins Zentrum Van Diens führten. Der eine oder andere Passant blickte uns unverhohlen neugierig hinterher, doch vermochte ich nicht festzulegen, ob wir derart fremdartig wirkten oder es am Gepäck lag, das wir mit uns führten und uns als Reisende verriet. Die fremdartige Stadt hatte Besitz ergriffen und mir war nicht klar, ob ich mich wohlfühlte oder diesem bunten Treiben eher ablehnend gegenüberstand. Vermisste ich jetzt schon die Ruhe und das beschauliche Leben meines Dorfes?
„Da vorne ist es!“ rief ich endlich. Ein simples Holzschild über dem Eingang verriet mit schwarzen Pinselstrichen den Namen der Absteige. Es waren meiner Meinung nach deutlich mehr als hundert Schritte gewesen.
Das Mataki wirkte genauso wenig einladend wie die Taverne. Sauberer würde es wohl auch nicht sein. Aber legte ich darauf wirklich Wert? Eine Nacht auf weicher Unterlage war alles, nach was ich mich sehnte. Erst in Hyperion würden wir wieder eine von Menschen errichtete Siedlung erreichen, und was uns dort erwartete, konnte niemand vorhersagen. Nach allem was ich wusste, existierte die Weiße Stadt sowieso nur noch in meinen Träumen, war dort während des Großen Krieges kein Stein auf dem anderen geblieben. Dort eine intakte Herberge erwarten, durfte zu viel verlangt sein.
Artig klopfte ich an die schwere Holztüre.
„Gehen wir einfach rein!“ forderte Krister ungeduldig.
„Nein, das machen wir nicht!“ hielt ich ihm entgegen.
„Und wieso nicht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Mann, Krister, schon mal was von Manieren gehört? Wie würde es dir gefallen, wenn wildfremde Leute vor deinem Haus stünden und hineingingen wie es ihnen beliebt?“
Krister grinste breit und sah sehr vergnügt drein. „Wusste gar nicht, dass ich ein Gästehaus führe.“
„Du weißt was ich meine“, murmelte ich, als die Türe aufschwang. Eine junge Frau blickte uns fragend und erkennbar ablehnend entgegen. Sie durfte es sich leisten, denn sie sah bezaubernd aus.
„Amny?“ fragte ich sogleich.
„Wer fragt danach?“ kam die brüske Antwort. Ihre warme Stimme wollte nicht so ganz mit ihrer Abneigung einhergehen.
„Finn schickt uns. Er sagt, dies hier ist das einzig annehmbare Gästehaus der ganzen Stadt.“ Ich strahlte sie an, wissend, dass auch mein Lächeln durchaus Türen öffnen – oder in diesem Fall offen halten – konnte.
„Sagt er das?“ Sie schmunzelte einen verschwindend kurzen Moment. „Ihr habt eine gute Zeit gewählt, im Augenblick haben wir nicht viele Besucher. Wie lange wollt ihr bleiben?“
„Nur eine Nacht“, erwiderte Krister. „Was verlangst du?“
Sie sah uns der Reihe nach an.
„Sechs Schildlinge...“ und fügte schnell „...im Voraus“ hinzu.
Nun waren es wir Männer, die sich ansahen. Natürlich! Wie konnten wir das bloß vergessen haben? Während im Westen Avenors überwiegend Tauschhandel betrieben wurde, gab es hier in Van Dien Tauschmittel, sogenannte Schildlinge. Ich kannte diese kupferfarbenen Münzen von der Größe eines Daumennagels sehr wohl, sie kursierten wenn auch seltener in Avenor. Mit ihnen ließen sich Waren, die mit dem Treck aus Aotearoa kamen, problemlos handeln. Dumm, dass weder ich noch Krister auch nur über einen einzigen Schildling verfügten.
„Wir können nur Perlen tauschen.“ Krister holte ein kleines ledernes Säckchen aus dem Rucksack hervor und leerte einen Teil der leise klickernden, schwarz glänzenden Kugeln in seine gewölbte Handfläche.
Mit Perlen ließ es sich in Stoney Creek hervorragend tauschen, noch viel besser als mit Coris oder einer perfekt geformten Marcoma. Es ist nicht gerade einfach, an Perlmuscheln heranzukommen, da sie in Tiefen leben, die der Mensch nur schwer ertauchen kann. Und bei weitem nicht in jeder Muschel findet sich eine der begehrten Kostbarkeiten. Daher auch ihr hoher Tauschwert.
Ich staunte nicht schlecht, als ich das gute Dutzend rabenschwarzer
Weitere Kostenlose Bücher