Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)
Erscheinung, soviel ist klar. Also künstlich erschaffen. Von Opreju möglicherweise… oder von Uhleb? Am Ende waren es vielleicht sogar Menschen gewesen?“
Krister und ich tauschten beeindruckte Blicke. Verdammt schlaues Kerlchen, in der Tat. Wäre ich ohne entsprechendes Vorwissen auch auf ähnliche Vermutungen gekommen? Wohl kaum.
„Wenn es sich in der Tat um eine menschliche Konstruktion handelt, dann frage ich mich, welchem Zweck sie diente“, fuhr er bedächtig fort. „Um diese Frage zu klären, müssten wir ins Innere vordringen… aber soviel ich sehe, gibt es keinen Zugang.“
„Anzunehmen, dass sich der Zugang, wenn es denn einen gibt, an der Unterseite befindet, tief im Sandboden verborgen“, vermutete ich, glaubte aber selbst nicht daran.
„Ja, oder auf der Oberseite“, spann Luke seinen Faden weiter. „Aber wie dort hinauf gelangen? Die Außenwände sind aalglatt.“
„Und was ist mit dem Heck?“ stellte Krister zur Diskussion. „Vielleicht findet sich ein Weg von See her. Ich schau mir das mal an.“ Und noch ehe jemand etwas dagegen einzuwenden wusste, sprintete er auch schon den Strand hinunter.
„Krister, das ist zu gefährlich, du hast keine Ahnung, welche Strömungen hier herrschen“, schickte ich ihm hinterher, wissend, auf taube Ohren zu stoßen. Hatte sich Krister etwas in den Kopf gesetzt, führte er es durch, komme was da wolle.
„Er will doch nicht etwa da raus schwimmen?“
Ich bedachte Luke mit einem geringschätzigen Blick. „Nach was sieht es denn deiner Meinung nach aus?“
Uns blieb nichts weiter übrig, als ihm mit den Augen zu folgen. Krister warf sich der nicht unbedingt schwachen Brandung entgegen und verschwand. Endlich tauchte sein Kopf zwischen den Wogen auf. Einen Moment wandte er sich um und winkte. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht, sogar aus der Entfernung nahm ich es wahr. Diese Geste sollte uns wohl beruhigen. Automatisch erwiderten wir Zurückgebliebenen den Gruß, bevor Krister erneut abtauchte. Eine halbe Minute später machten wir seinen Kopf, einen dunklen, auf und ab hüpfenden Fleck in der von weißen Schaumkronen umwölkten See, wieder aus.
„Dort ist er!“ rief Luke aufgeregt deutend.
„Ja, ich sehe ihn.“ Der Teufelskerl hatte in der kurzen Zeit eine ganz schöne Strecke zurückgelegt. Meine Sorgen um ihn nahmen indes nicht ab. Wussten wir nicht alle genauestens um die Gefahren Bescheid, die in Küstennähe lauerten, von Strömungen einmal abgesehen? Inständig das Beste hoffend, folgten meine Augen jeder seiner Bewegungen, bis er ums andere Mal abtauchte und vollständig verschwand. Luke und ich warteten geduldig. Wir wussten nur zu gut, wie lange Krister den Atem anhalten konnte.
„Wo ist er?“ fragte Luke alsbald, den Blick nicht vom Meer abwendend.
„Er hat wohl das Heck erreicht“, mutmaßte ich. „Befindet sich wahrscheinlich auf der anderen Seite.“ Wir änderten unsere Position entsprechend, fanden den Verwegenen jedoch immer noch nicht. Minuten vergingen. Mit jeder steigerten sich meine Bedenken. Wie viel Zeit durfte ich noch verstreichen lassen, wie lange noch untätig herumstehen und idiotisch aufs Meer hinaus glotzen?
„Es muss etwas passiert sein“, schloss ich endlich. „Verdammt! Ich muss hinterher!“
„Nein, warte noch!“ hielt mich Luke zurück. „Ich wette, er hat einen Zugang gefunden. Wahrscheinlich klettert er irgendwo am Heck umher. Gib ihm noch ein wenig Zeit!“
Das beruhigte mich nicht im Mindesten. „Er ist hoffentlich nicht so unvernünftig, allein in das Heck einzusteigen!“ Oh doch, das sah ihm ähnlich. Das sah ihm ganz und gar ähnlich. „Gut, er bekommt noch zwei Minuten. Aber nicht länger!“
Aus den zwei Minuten wurden schnell fünf. Jeden Augenblick erwarteten wir Krister wieder zu sehen, er musste einfach wieder auf der Bildfläche erscheinen. Doch er tat es nicht. Zu guter Letzt gab ich mein Zaudern auf und zog mir die Stiefel von den Füßen. Es gab kein Zurück mehr, ich musste handeln.
„Du bleibst hier und schaust, ob er irgendwo auftaucht!“ orderte ich an. „Wenn du ihn siehst, gib Signal!“
„Geht klar!“ Zerknirscht sah er mich an. Alleine zurückzubleiben sagte ihm wenig zu. Um mein Verlangen, mich in der aufgewühlten See auf die Suche nach dem Vermissten zu machen, war es ähnlich bestellt. Widerwillig watete ich ins Wasser, bereit mich hineinzustürzen, als Luke rief: „Ich sehe ihn! Er kommt zurück!“
„Dem Himmel sei Dank“, murmelte ich
Weitere Kostenlose Bücher