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Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition)

Titel: Sentry - Die Jack Schilt Saga: Die Abenteuer des Jack Schilt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Thiele
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es sich um Hyperion gehandelt haben. Warum aber sollte ich einen Bogen um sie machen, warum dem Ziel, für das wir all die Strapazen auf uns genommen hatten, nun entsagen? Es konnte eigentlich nur bedeuten, dass Rob nicht oder nicht mehr dort war. Warum hatte ich so gar nichts von der Britannic zusammengesponnen, in deren Schatten wir geschlafen hatten?
    Mir blieb nur der Schluss, die Reste des riesigen Sternenschiffs nicht mit meiner Suche nach Rob verknüpfen zu können. Somit stand es nicht länger im Fokus meines Interesses, was man von Luke weniger behaupten konnte. Er schien noch besessener von der Idee, in das Innere des Schiffes vorzudringen, als am Vortag. Sein Vorschlag, mit Steinen beschwerte Lianen hochzuwerfen und darauf zu hoffen, dass sie sich irgendwo verhakten, um anschließend an ihnen hochzuklettern, stieß wenigstens bei mir auf Ablehnung. Krister, das wusste ich, hätte bei der Umsetzung von Lukes Plan wahrscheinlich mitgeholfen, doch schloss er sich vernünftigerweise meiner Meinung an.
    „Aber wir müssen es doch zumindest versuchen!“ Luke verstand meine abweisende Haltung nicht.
    „Wozu? Selbst wenn es dir gelingt, was bringt das? Wir wissen doch schon von Krister, wie es da drin aussieht, alles unter Wasser und zusammengefallen.“
    „Ja, das war sein Eindruck vom Heck aus gesehen. Noch wissen wir nicht, welche Möglichkeiten sich von oben aus bieten.“
    „Keine. Weil keiner von uns diesen Leichtsinn eingehen wird, sich da rauf zu begeben. Und weißt du warum? Weil sich im Umkreis von tausend Meilen kein Medikus befindet, der deine gebrochenen Beine zusammenflickt, wenn du auf halber Höhe abstürzt, weil deine Liane abreißt, du den Halt verlierst oder was weiß ich was.“
    Luke schnaubte verächtlich.
    „Wenn es danach ginge, dürften wir gar nicht hier sein. Denn wer flickt uns wieder zusammen, wenn uns die Opreju in die Klauen bekommen? Wir laufen jeden Tag, ja jede Stunde Gefahr, verletzt zu werden oder den Tod zu finden. Du kannst nicht alle Eventualitäten ausschließen, Jack!“
    „Sicher nicht alle. Aber die kalkulierbaren mit Sicherheit. Und jetzt Ende der Diskussion. Unser Ziel heißt Hyperion, und ich gedenke uns heil dort hinzubringen.“
    Luke machte den Fehler, sich hilfesuchend an Krister zu wenden und damit die Struktur unserer Gemeinschaft in Frage zu stellen, was ich ihm übelnahm. Erst als auch Krister seinem Stiefbruder unmissverständlich zu verstehen gab, endlich Ruhe zu geben – „Halt jetzt deine Futterluke, verdammt!“ –, gab er auf. Mein freilich unvernünftiger Groll auf ihn verbunden mit Lukes Verachtung gegenüber meiner Vorsicht ließ uns die nächste Zeit kein Wort miteinander sprechen.
     
    Der Weiterweg entlang der Küstenlinie erwies sich nicht mehr als so leicht gangbar wie noch am Tag zuvor. Tiefe Miniaturfjorde bohrten sich wie spitze Nadeln ins Landesinnere Lavonias und zwangen zu langwierigen Umwegen, die eine Menge Zeit in Anspruch nahmen. Zu allem Überfluss bemächtigte sich dichter Wald der Küstenregion und machte zügiges Vorankommen endgültig unmöglich.
    Dafür stießen wir endlich auf Leben, auf Tierarten, die ich nur aus Büchern oder Erzählungen kannte. Paarhufer waren in den letzten Jahrzehnten in Avenor nicht mehr gesichtet geworden. Ich selbst hatte noch nie welche zu Gesicht bekommen, wusste jedoch, was auf uns zukam, als einer davon hier im dicht bewachsenen Lavonia aus dem Unterholz stürzte.
    „Achtung!“ rief Krister, der voranging, als der Lärm losbrach.
    Wir vermuteten nicht ganz zu Unrecht einen Opreju-Angriff und reagierten entsprechend heftig. Der aus dem Dickicht hervorschnellende Hirsch, ein kapitaler Bock von gut anderthalb Metern Schulterhöhe, stürzte mit gesenktem Kopf und furchteinflößendem Geweih auf uns zu, beließ es aber bei seinem Scheinangriff und machte ebenso schnell wieder kehrt. Vielleicht hatte ihn auch mein überraschter Aufschrei in die Flucht geschlagen. Das Rauschen im Blätterwald beruhigte sich jedenfalls schnell wieder.
    „Mann, hab ich mich erschrocken!“ lachte Luke. „Du liebe Zeit, ich wäre beinahe die Böschung hinuntergefallen. Habt ihr auch Opreju vermutet? Und dann war es nur ein Barasinga.“
    „Ich hätte mir beinahe in die Hosen geschissen“, gestand ich freimütig, mit immer noch großen Augen. „Dabei wollte unser Abendessen nur auf sich aufmerksam machen.“ Schon hielt ich den Bogen im Anschlag. „Was meinst du, Krister? Sollen wir die Freundlichkeit

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