Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
der Wächter auf. Wieder knallte die Peitsche und fraß sich diesmal in meinen Rücken.
Der Schmerz nahm mir kurz den Atem, sodass ich glaubte ohnmächtig werden zu müssen. Meine Knie brachen ein und vor meinen Augen begann es zu flimmern. Obwohl ich ein Wams trug, war ich sicher, dass einen blutende Wunde in meinem Rücken klaffte.
Der Mann trat nun auf mich zu, und unter seiner Kapuze konnte ich deutlich erkennen, wer er war. Ich hatte mich nicht getäuscht. Mein Jäger war Malik, der Mann, der mich ohnehin hasste! Plötzlich stieg eine Welle des Zorns in mir auf und wurde zu einer Flut, die mich die Schmerzen vergessen ließ.
Er würde mich zweifelsohne windelweich prügeln, wenn ich nichts unternahm. Also sprang ich auf die Füße und stürmte zur Seite. Ehe sich die Idee richtig in meinem Verstand formen konnte, griff ich auch schon nach der Fackel,die über mir loderte. Ein paar meiner Haare verglommen zischend in der Flamme, als ich sie aus der Halterung riss. Malik hieb ein weiteres Mal nach mir.
Blitzschnell riss ich die Fackel in die Höhe, bevor das eisenbewehrte Leder mein Gesicht erreichen konnte. Während ich einen scharfen Luftzug spürte, wickelte sich die Peitschenschnur schneller um den Schaft der Fackel, als meine Augen schauen konnten. Meine Chance erkennend zog ich die Fackel ruckartig nach hinten.
Meine Kraft reichte nicht aus, um Malik zu entwaffnen, doch als er mir nahe genug war, riss ich mein Bein hoch und versetzte ihm einen Tritt in den Unterleib. Schnaufend taumelte Malik nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Während sich seine Miene im Schmerz verzerrte, stieß er einen Fluch aus und ließ die Peitsche los.
Damit hatte ich meine Waffe! Rasch zog ich sie an mich, legte meine Hände um ihren Griff und schleuderte die Fackel zur Seite. Schneller, als ich es für möglich gehalten hätte, stürzte Malik auf mich zu.
Ohne langes Zögern holte ich aus und hieb mit der Peitsche nach ihm. Das metallbewehrte Leder traf seine Wange und hinterließ einen blutigen Striemen. Dadurch wurde Malik noch wütender. Er griff so rasch nach seinem Dolch, dass ich nichts weiter als ein kurzes silbriges Aufblitzen sah.
Bevor ich noch einmal mit der Peitsche ausholen konnte, warf sich plötzlich Sayd zwischen uns. Ungläubig beobachtete ich, wie er Maliks Dolchhand umklammerte, ihm die Waffe innerhalb weniger Augenblicke abnahm und ihn dann mit ungeheurer Leichtigkeit nach hinten stieß, sodass er gegen die Wand prallte.
»Genug!«, bellte er Malik auf Arabisch entgegen. »Es ist vorbei!«
Malik schien nicht der Ansicht zu sein, wie seineknirschenden Zähne bewiesen. Doch er wagte auch nicht, sich gegen seinen Anführer zu stellen. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, Sayd wegen des Nadelstichs zu beschimpfen, jetzt war ich allerdings nur mehr dankbar, dass er mich vor dem Dolch bewahrt hatte.
Nach und nach traten nun die anderen Assassinen aus den Schatten. Wie auch schon bei der ersten Zeremonie in der Wüstenfeste waren sie ausnahmslos in Weiß gekleidet. Gabriel suchte ich allerdings vergebens unter ihnen. Das unbändige Verlangen, ihn wegen der Fallen und der ausgebliebenen Warnung zur Rede zu stellen, tobte jetzt heftiger in mir als der Zorn auf Malik.
»Gib mir die Peitsche«, sagte Sayd, als er zu mir trat.
Ich zögerte zunächst, doch da ich spürte, dass ich nun nichts mehr zu befürchten hatte, legte ich sie ihm in die Hand.
»Du hast du die Fallenprobe bestanden«, stellte Sayd fest, während er die Peitsche sorgfältig zusammenrollte.
Als ich an Sayd vorbei zu meinem Verfolger spähte, bemerkte ich, dass seine Augen heller leuchteten als zuvor noch im Kampf. Der Kratzer, den ich ihm verpasst hatte, war bereits wieder verschwunden. Was ihn so wütend machte, war wohl die Einsicht, dass er mich nicht bezwungen hatte.
»Der Keller der Fallen versinnbildlicht deine Flucht aus dem Kerker«, sagte Sayd nun feierlich. »Die Peitsche dein Entkommen vor der Folter, die viele von uns durchmachen mussten. Damit hast du bewiesen, dass du würdig bist, den nächsten Teil deiner Ausbildung zu beginnen.« Darf Gabriel mir dann endlich beibringen, wie man Fallen entschärft? Das ist nun zu spät! , wäre es beinahe aus mir herausgeplatzt, doch ich nickte nur.
Sayd betrachtete mich einen Moment lang, als könnte er meine Gedanken lesen. Dann lächelte er und wandte sich an einen seiner Brüder.
»Vincenzo, geleite die Adeptin zurück.«
Der junge Bursche, der zumindest dem Aussehen nach in
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