Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
oder ich war zu weit weg.
Keuchend blieb ich stehen.
Beinahe war ich gewillt, mich auf den Boden zu setzen und einfach sitzen zu bleiben. Da ich aber nicht wusste, was für eine Schrecklichkeit dann geschehen würde, lief ich weiter.
Schließlich stieß ich auf eine Tür. Ich wollte schon nach der Klinke greifen, doch im letzten Moment hielt ich inne. War das Metall vielleicht mit einem Gift der Derwische bestrichen?
Ich zog meinen Ärmel über die Hand und griff dann nach der Klinke. Kaum hatte ich sie hinuntergedrückt, ertönte hinter mir ein helles Surren. Während sich meine Nackenhaare aufrichteten und mir kalter Schweiß über den Rücken lief, warf ich mich instinktiv auf den Boden und hörte wenig später mehrere dumpfe Aufschläge über mir.
Ich kniff die Augen zusammen und hielt kurz die Luft an. Geschosse , ging es mir durch den Sinn. Warum hatte ich damit nicht gerechnet? Als keine weiteren Geräusche ertönten, blickte ich auf.
In der Tür steckten mehrere Bolzen, alle in Brust- und Schulterhöhe. Hätte ich mich umgesehen, anstatt zu Boden zu gehen, hätten mich die Metallstäbe regelrecht durchlöchert.
Keuchend entließ ich die Luft wieder aus meinen Lungen und erhob mich. Allerdings zunächst nur bis in die Hocke, weiter traute ich mich nicht. Ich streckte die Hand nach den Bolzen aus. Sie waren mit solcher Wucht abgefeuert worden, dass sie fest im Holz saßen. Vielleicht hätten sie meinen Leib sogar durchschlagen.
Nur warum hatte ich keine Löcher an der Tür gesehen? Bedeutete das, dass niemand bis hierher gekommen war?
Ich war sicher, dass niemand diese Salve hätte überleben können. Meine Vorgängerin hatte es aber bis in die Prüfung mit Sayd geschafft. Bedeutete das, dass sie in einem anderen Gang geprüft worden war? Oder hatte ihr jemand gesagt, welche Fallen sie hier unten erwarteten? Mir fiel wieder ein, dass Malik die Bewerberin geliebt hatte. Vielleicht hatte er ihr sogar gesagt, wie sie die Fallen entschärfen konnte?!
Zorn wallte in mir auf. Warum hatte Gabriel das nicht getan? Warum hatte er mich diesen Fallen ohne Vorbereitung ausgesetzt?
Ich musste das später mit ihm klären. Denn jetzt sollteich erst einmal herausfinden, was sich hinter dieser Tür befand. Während ich erneut nach der Türklinke griff, blieb ich vorsichtshalber in der Hocke. Vielleicht gab es ja noch eine Ladung Bolzen für den Fall, dass ein Eindringling nicht allein gekommen war.
Hinter der Tür befand sich zunächst nichts weiter als Dunkelheit, die meine Fackel kaum durchdringen konnte. Vorsichtig tastete ich mich voran, bis ich an einer Treppe ankam. Die Stufen waren mit einem grünlichen Belag überzogen, soweit ich es im undeutlichen Licht erkennen konnte. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ein leichter Luftzug erfasste mich von unten und ließ eine böse Ahnung in mir aufsteigen. Befand sich unter der Treppe ein Abgrund?
Die Treppe war nicht nur schmaler, als ich gedacht hatte, sie schien auch in der Luft zu schweben. Wenn jetzt eine Falle zuschnappte, hatte ich nur die Wahl, mich von ihr töten zu lassen oder in den Tod zu springen.
Meinen Unmut beiseiteschiebend tastete ich mich langsam nach oben. Der Luftzug wurde stärker und drohte jeden Augenblick meine Fackel zu löschen. Ich versuchte etwas schneller zu gehen, um möglichst viele Stufen hinter mich zu bringen, bevor ich im Dunkeln stand.
Doch während ich die nächsten Stufen erklomm, gab es einen scharfen Luftzug, der die Flamme mit einem trockenen Knistern erlöschen ließ. Umgeben von absoluter Finsternis war es mir plötzlich, als würde ich nach hinten kippen. Rasch beugte ich mich vor, um Halt zu finden. Dabei rutschte mir die Fackel aus der Hand. Kurz polterte sie über die Stufen, dann fiel sie lautlos in die Tiefe.
Ein Laut der Verzweiflung entrang sich meiner Kehle. Warum nur hatte ich eingewilligt, die Auserwählte der Bruderschaft zu werden? Die Antwort war einfach: Weil ichleben wollte. Und weil ich das Erbe meines Vaters weitertragen wollte.
Auf allen vieren tastete ich mich nun die Wendeltreppe hinauf, froh darüber, dass mich niemand sehen konnte. Als ich mich schon fragte, wie weit es noch nach oben ging, griffen meine Hände plötzlich ins Leere. Vor Angst, in die Tiefe zu fallen, schrie ich auf, merkte dann aber, dass dies keine Falle, sondern das Ende der Treppe war. Meine Hände berührten wenig später eine kleine Plattform, an die sich eine Tür anschloss.
Zitternd tastete ich über das
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