Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Hakim angeht, wecke ihn und erkläre ihm die vorgezogene Prüfung damit, dass ich den Zeitpunkt für richtig gehalten habe. Malkuth wird es recht sein.«
Damit nickte er dem jungen Assassinen zu, und während dieser verschwand, hatte Gabriel keine andere Wahl, als Sayds Befehl nachzukommen.
Wieder ein Erwachen in Ungewissheit – diesmal sogar noch mit Kopfschmerzen. Anstelle von Modergeruch wehte mir aber eine frische, mit Sand durchsetzte Brise entgegen. Während ich mir die Augenbinde herunterzog, spürte ich das Gewicht eines Schwertes auf mir.
Ich erinnerte mich noch daran, dass ich in dem Gang vor der Schmiede niedergeschlagen worden war, doch warum war ich jetzt hier? Und warum blitzte mir Fenrir im Licht der aufgehenden Sonne entgegen?
Langsam richtete ich mich auf. Der Schmerz in meiner Schulter zog sich bis hoch in die Schläfe, doch er wurde nebensächlich, als ich sah, dass ich vor einer Brücke lag. Sie bestand aus einem langen Steg, der mit Seilen über einer weitgespannten Schlucht angebracht worden war.
Hatte ich es in Alexandria schon als schlimm empfunden, in großer Höhe über den Balken zu laufen, sank mir nun vollends der Mut. War das die Probe, von der Gabriel gesprochen hatte? Meine Kehle fühlte sich mit einem Mal an, als würde Malik sie mit seiner Peitsche zuziehen.
»Alles, was du tun musst, ist, das andere Ende der Brücke zu erreichen«, sagte eine Stimme hinter mir, die mir wie Eiswasser über die Wirbelsäule rann. Als ich herumwirbelte sah ich Sayd, der sich gerade von einem Stein erhob.
»Heute kein Stich mit deinen Nadeln?«, fragte ich spöttisch, doch damit konnte ich meine Unsicherheit nicht verbergen.
»Ich würde dir kaum einen Gefallen tun«, gab er ungerührt zurück. »Auf der Brücke zu kämpfen wird dich schon genug fordern. Und dich davon abbringen, zu lauschen, wo es für dich nichts zu lauschen gibt!«
Damit versetzte er mir einen Stoß, der mich ein ganzesStück weit auf die Hängebrücke brachte. Die vorgezogene Prüfung war also eine Strafaktion. Während mein Herz wild zu rasen begann, klammerte ich mich an die Seile über mir. Die Brücke unter meinen Füßen erzitterte, und obwohl ich nur zwei Armeslängen vom Felsen entfernt war, bekam ich einen kleinen Vorgeschmack dessen, was mich erwartete, wenn ich weiterschritt. Die Brücke schwankte bei jedem Schritt, den ich machte. Allmählich verstand ich, woher Gabriels Furchtlosigkeit kam, wenn es darum ging, auf einem schmalen Balken über eine Straßenschlucht zu balancieren.
Wenn ich diese Brücke hinter mich gebracht hatte, würde ich vielleicht auch meine Angst vor der Höhe verloren haben. Als ich mich umwandte, erblickte ich Sayd, der sich breitbeinig vor der Brücke aufbaute. Um zu unterstreichen, dass es ihm ernst war, zog er seine beiden Dolche aus dem Gürtel.
Ich atmete tief durch, dann schritt ich auf der Brücke voran. Meine schweißfeuchten Hände klammerten sich dabei an die Seile, während der Wind an meinen Kleidern zerrte und mein Haar aufwirbelte. Eine ganze Weile konzentrierte ich mich dermaßen auf meine Füße, dass ich die Gestalt übersah, die mir den Weg versperrte. Eher zufällig blickte ich auf und sah in das Gesicht von Belemoth. Dieser trug ein langes Messer vor seiner Brust.
Eigentlich hätte mich das nicht wundern dürfen. Die Bruderschaft würde sich doch nicht damit zufriedengeben, dass ich eine wacklige Brücke überquerte! Offenbar lief es darauf hinaus, dass ich mir meinen Weg erkämpfen sollte. Deshalb hatte man mir Fenrir mitgegeben.
Langsam senkte ich das Schwert.
»Ich will nicht gegen dich kämpfen«, sagte ich zu dem schwarzen Krieger. »Aber wenn du mir nicht den Weg freigibst, werde ich es tun.«
Daraufhin lächelte Belemoth, und nun sah ich etwas, das mich weitaus mehr erschreckte als die Waffe in seiner Hand. Seine Zähne, die mir bisher noch nicht aufgefallen waren, weil seine Lippen sie beim Sprechen verbargen, waren angespitzt und mit glänzendem Metall überzogen! Wenn er seine Waffe verlor, würde er mich sicher beißen.
»Dann wirst du es tun müssen«, gab er mit seiner dunklen, wohlklingenden Stimme zurück, bevor seine Augen in hellem Silber zu leuchten begannen. Er schwang sein Messer durch die Luft, und ich fragte mich, ob ich ihn von der Brücke werfen musste, um passieren zu können. Aber vielleicht reichte es schon aus, wenn ich ihn entwaffnete.
Rasch parierte ich den Hieb mit Fenrir und versetzte ihm einen Tritt, der unsere Klingen
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