Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
der Wind, und selbst der schien dem Sultan zu gehorchen.
Die Franken und die Muslime lieferten sich noch einmal ein heftiges Scharmützel, dem sich auch ihr König nicht mehr entziehen konnte. Mit seinem Streithammer hieb er gegen die Angreifer, die versuchten ihn von seinem Pferd herunterzuholen. Seine Bewegungen wirkten verzweifelt, wahrscheinlich war ihm klar, dass er mit den wenigen ihm verbliebenen Kämpfern nichts gegen Saladin ausrichten konnte, dessen Truppen kaum Verluste hatten hinnehmen müssen.
Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Franken unterlagen. Noch stand das Zelt des Königs, das Zeichen dafür, dass die Christen noch nicht besiegt waren. Malkuth richtete seinen Blick auf das fragile Gebilde. Der Wind frischte zunehmend auf; wie lange mochte das Zelt noch stehen?
Mit einem wilden Aufschrei stieß ich meine Waffen nach Sayd. Der Dolch setzte einen Schnitt zwischen seine Rippen, während Fenrir tief in seine Hüfte schnitt. Der Blutschwall, der dieser Wunde folgte, traf mich, und zum ersten Mal während des Kampfes merkte ich, dass Sayd eine Verletzung etwas ausmachte.
Fünf zu vier. Ich frohlockte innerlich, mahnte mich aber gleichzeitig, mich nicht zu früh zu freuen.
Sayd presste die Hand auf seine Hüfte, dann blickte ermich zornig an. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor und stimmte mich dermaßen zuversichtlich, dass ich es wagte, einen weiteren Stoß nach ihm zu führen.
Doch Sayd war nicht so angeschlagen, dass er meine Absicht nicht erkannte. Ein paar Blutstropfen bildeten eine feine Spur im Sand, als er zur Seite trat und herumwirbelte. Seine Absicht erkennend wollte ich ausweichen, doch nun zeigte sich überdeutlich, dass meine menschlichen Reflexe im Vergleich zu Sayds wie die eines Greises gegenüber einem Kind waren.
Die Klinge traf meinen Rücken in Höhe der Rippen. Der Schmerz brachte mich dazu, aufzuschreien und meine Wirbelsäule nach vorn zu biegen.
Fünf zu fünf.
Diese Erkenntnis brachte mich schnell wieder zu Bewusstsein und dazu, mich erneut in den Sand zu werfen. Meine Hand verwischte dabei Sayds Blutstropfen, und seltsamerweise fragte ich mich in diesem Augenblick, warum seine Wunden sich nicht sofort schlossen, wie es bei Gabriel der Fall gewesen war.
Zeit, darüber nachzudenken, hatte ich allerdings nicht, denn wieder schoss Sayd auf mich zu. Zwei Wunden noch , dachte ich ängstlich, und zum ersten Mal wünschte ich mir, dass ich ein Mädchen wie alle anderen wäre, ein Mädchen, das von seinem Bräutigam träumt und keine anderen Sorgen hat als die Aussteuer und die Blumen für die Brautkrone.
Doch ich war Einar Skallagrimms Tochter! Ich war über das Meer gekommen und hatte als Einzige den Untergang unseres Schiffes überlebt. Ich war von den Göttern dazu ausersehen, meinen Glauben hochzuhalten und darauf zu achten, dass man die Asen , unsere Götterfamilie, nicht vergaß.
So schnell ich konnte, wälzte ich mich herum, zog meineBeine an und hieb sie Sayd mit voller Wucht in die Magengrube. Überrascht von dem Angriff taumelte er zurück und ließ dabei seinen Dolch fallen.
Während die Klinge beim Aufprall in den Sand ein leichtes Klirren vernehmen ließ, sprang ich wieder in die Höhe. Meine Wunden pulsten und brannten, das gerinnende Blut klebte unangenehm kalt an meiner Haut fest. Meine Augen fixierten meinen Gegner, der ein wenig Abstand genommen hatte.
Für einen Moment glaubte ich, Enttäuschung in Sayds Augen aufflackern zu sehen. Doch noch hatte er mich nicht besiegt. Und er blutete ebenso wie ich!
Ich gewährte ihm den gleichen Gefallen wie er zuvor mir: Ich ließ ihn seine Waffe aufheben. Dann stürmte ich mit einem wilden Kampfschrei erneut voran.
Malkuth fühlte sich wie betäubt, während unter ihm die Klingen gegeneinanderschlugen und das Geschrei der Christen gen Himmel stieg. Ein paar der Kämpfer traten den Rückzug an, das Zelt des Königs wackelte unter den Windstößen.
Einige von Saladins Soldaten brachen bereits in Jubelschreie aus, doch offenbar untersagte der Sultan es ihnen, denn er wusste, solange das Zelt des Königs stand, würden die Franken weiterkämpfen. Mit den letzten Resten ihrer Kraft warfen sie sich gegen den Feind, versuchten, in ihrem eigenen Tod so viele Muslime wie möglich mitzunehmen.
Ihnen war offenbar nicht klar, was Malkuth schon lange wusste: Diese Schlacht konnten sie nicht gewinnen. Das Einzige, was sie erreichen konnten, war, ihrem Gott ohne den Makel der Feigheit
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