Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Unverschämten reitet im Heer mit.«
Sayd wunderte es nicht, dass Malkuth davon wusste. Der Emir hatte einige Spione in Saladins Heer, Männer, die er entweder mit dem Tod ihrer Verwandten erpresste oder sie reichlich bezahlte. Keiner von denen war jedoch gerissen und erfahren genug, um an den Sultan heranzukommen und ihn zu töten. Dessen war sich der Emir bewusst, und so beließ er es dabei, dass sie für ihn spionierten.
»Wünscht Ihr auch den Tod des Prinzen?«
Malkuth schüttelte den Kopf. »Nein, der Knabe kann meinetwegen verschont bleiben. Bringt ihn mir als Geisel, vielleicht bringt er mir noch etwas Gold ein.«
Nun richtete er seinen Blick auf jeden einzelnen der Assassinen. »Denkt immer daran, dass wir, so es Allahs Wille ist, schon bald eine neue Lamie haben. Das heißt, weitere Kämpfer für meine Sache. Wenn meine Armee groß genug ist, werde ich der Herrscher über dieses Reich sein. Und dann werde ich jedem einzelnen Christen, der sich gegen mich stellt, die Haut abziehen lassen!« Welch Elend wird dann über dieses Land kommen , schoss es Sayd durch den Kopf, doch diesen Gedanken verdrängte er schnell wieder, denn er war gefährlich.
»Wir werden uns um diese Angelegenheit kümmern«, entgegnete er also rasch, um keine Zweifel an seiner Loyalität aufkommen zu lassen.
»Da Gabriel nicht verfügbar ist, wirst du an seiner Stelle Hakim mitnehmen«, setzte der Emir hinzu, woraufhin sich Sayds Miene verfinsterte.
Ausgerechnet ihn , dachte er, doch er ließ sich nicht anmerken, dass er dies für keine gute Idee hielt. »Wie Ihr wünscht.«
»Zuvor habe ich aber noch einen anderen Auftrag für dich«, sagte Malkuth mit einem zufriedenen Lächeln.
Sayd legte seine Hand auf die Brust und verneigte sich. »Ich stehe zu Euren Diensten, Gebieter.«
Der Emir bedeutete den anderen, sich zurückzuziehen, dann hieß er Sayd, neben ihn ans Fenster zu treten.
»Ich habe Kunde davon erhalten, dass ein Gesandter des Unverschämten auf dem Weg nach Kairo ist, um dessen Neffen einen Besuch abzustatten. Sein Name ist Mahab al-Tabr. Töte ihn, bevor er den Palast erreichen kann.«
»Betrachtet die Angelegenheit als erledigt«, entgegnete Sayd mit einer leichten Verbeugung, dann zog er sich zurück.
Den misstrauischen Blick des Emirs spürte er, doch er ließ sich nichts anmerken. Dass er nicht gegen Saladin gewettert hatte, wie es Malkuth vielleicht erwartete, hatte ihn ein wenig Vertrauen gekostet, das spürte er nur allzu deutlich. Vielleicht sollte deshalb auch Hakim mitkommen.
Doch er wäre nicht schon seit vielen Jahren der Amir , also der Truppenführer Malkuths, wenn er sich von solchen Dingen verunsichern lassen würde. Was getan werden musste, würde er tun, egal wer ihm dabei auf die Finger sah.
In den vergangenen Wochen hatte ich so viel Neues gelernt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Die Holzstöcke wichen unseren Schwertern, was ich zunächst sehr begrüßte. Doch dann musste ich einsehen, dass es mir auch mit Fenrir nicht leichter fiel, gegen Gabriel zu kämpfen.
Früher hatte ich immer gedacht, dass die Übungen, denen mich mein Vater unterworfen hatte, schwierig gewesenseien, doch gegen das, was Gabriel von mir verlangte, waren sie ein Kinderspiel.
Seine Reflexe waren durch die Verwandlung in einen Unsterblichen ungleich schneller als die meinen, und es gelang mir nur selten, ihn wirklich in Bedrängnis zu bringen. Ich mühte mich redlich, doch Gabriel hatte nicht vor, mir einen Sieg zu schenken.
»Letztlich nützt es dir nichts, wenn ich dich gewinnen lasse«, sagte er immer dann, wenn ich wütend mit dem Schwert die Luft zerteilte und in den Sand stampfte.
»Sayd mag vielleicht darauf bestanden haben, dich zu einer Adeptin zu machen, doch er wird dich in der Prüfung nicht schonen. Merkt er, dass du ihm nicht gewachsen bist, wird er erst mit dir spielen und dich dann mit der siebten Wunde töten.«
»Nicht eher?«
»Nein, nicht eher, denn so ist es Brauch. Selbst wenn die Adeptin oder ein männlicher Anwärter bereits sechs Wunden davongetragen hat, traut man ihm immer noch zu, den Meister zu schlagen.«
»Und wenn die siebte Wunde keine tödliche ist?«
Gabriel lachte spöttisch auf. »Die siebte Wunde ist bei Sayd immer tödlich. Das ist etwas, das die Lehrmeister ihren Adeptinnen gern verschweigen und sie in dem Glauben lassen, dass es nur um sieben Wunden geht, die wieder verheilen. Keine deiner Wunden wird verheilen, wenn es zur siebten kommt. Ich will, dass meine
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