Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
seiner Hilfe einem Mann das Fleisch von den Knochen schälen und ihn darunter begraben. Der Sturm hält ganze Armeen auf, und selbst der beste Stahl ist machtlos gegen ihn. Der Sturm vermag sogar, einen König zu stürzen.«
Er machte eine bedächtige Pause, dann fügte er hinzu: »Wir sind dieser Sturm, Laurina. Auch wir können Könige zu Fall bringen und das Ende von Menschen besiegeln. Uns kann dieser Sturm da draußen nichts anhaben, denn die Wunden, die er schlägt, verheilen augenblicklich. Denk immer daran, welches Geschenk du erhalten wirst.«
Seine Stimme ließ einen Schauer über meinen Körper laufen. Fast meinte ich, dass sein Atem meine Wange streifte. Doch als ich mich zur Seite wandte, war er verschwunden, als sei er ein Geist.
Zweites Buch :
Blut und Schweiß
Sommer 1187
16
M alkuth beugte sich vor und betrachtete das Modell Jerusalems, das auf einem der Tische aufgebaut war. Zahlreiche kleine Zinnfiguren waren in Kampfformation um die Stadt aufgestellt worden. Die kleinen Soldaten waren allesamt in verschiedenen Farben bemalt und stellten sowohl muslimische als auch Frankenkrieger dar.
»Man sagt, der Unverschämte rückt gen Tiberias, nahe dem See Genezareth, vor«, sagte der Emir, während er sich eine besonders prachtvoll bemalte Figur herausgriff und sie betrachtete. Sie stellte einen Mann mit schwarzem Bart, schwarzem Turban und mit rotem Stoff abgesetzten Waffenrock dar. Saladin, den Führer des Hauses der Ayyubiden.
Malkuth hatte den Handwerker, der diese Figuren gefertigt hatte, dazu angehalten, besondere Sorgfalt auf die Darstellung des Sultans zu legen, damit er nie die Gestalt des Mannes vergaß, der seinen Gönner, den Kalifen Nureddin, verraten und somit auch ihn seiner Macht beraubt hatte. In Wirklichkeit ist er gar nicht mal so beeindruckend , ging es Malkuth wieder einmal durch den Sinn. Der Sultan war recht schmächtig und klein, sein Bart war ebenso wie sein Haar kurz geschnitten. Man könnte ihn für einen gewöhnlichen Soldaten halten. Und doch hatte er die Macht über das Land an sich gerissen …
Seit das geschehen war, sprach nur selten jemand von Nureddins Freunden seinen Namen aus. Sie nannten ihn »den Unverschämten«, »den Undankbaren« oder »den Verräter«. Auch Malkuth sprach Saladins Namen nur dann aus, wenn er einen Angriff auf ihn plante.
»Hast du darüber Kunde, Sayd?«
Der Emir wandte sich dem Anführer seiner Assassinenzu, der zusammen mit seinen Kameraden Malik, Hakim, David und Ashar vor ihm stand.
»Es gibt zahlreiche Gerüchte«, entgegnete Sayd. »Die Spannungen zwischen den Franken und dem Sultan …«
»Nenn ihn nicht so!«, keifte Malkuth mit rot leuchtenden Augen plötzlich los. »Du weißt genau, dass er nicht der rechtmäßige Sultan ist! Er ist ein unverschämter Thronräuber, nichts weiter!«
Sayd, der solche Ausbrüche schon kannte, neigte den Kopf. »Verzeiht, Gebieter, ich wollte Euch nicht verärgern. Ich benutzte das Wort nur der Einfachheit halber.«
Malkuth atmete tief durch, woraufhin sich das Flackern in seinen Augen wieder legte. »Also, was ist mit den Spannungen zwischen den Franken und dem Unverschämten?«
»Vor einigen Monaten überfiel der Franke Renaud de Chatillon, der bei uns als Brins Arnat bekannt ist, eine Karawane, die auf dem Weg nach Mekka war. Es handelte sich um friedliche Pilger, doch er metzelte sie nieder und rief ihnen spöttisch zu, dass Allah ihnen helfen solle.«
Malkuth spie wütend aus. »Und mit solchen Leuten paktiert der Unverschämte!«
»Er paktiert mit einem anderen, mit Raymund von Tripolis«, wagte Sayd zu widersprechen. »Saladin hat geschworen, Arnat eigenhändig zu töten wegen seiner Vergehen. Ihr könnt von Saladin halten, was Ihr wollt, aber ich bin sicher, dass er sein Versprechen einhalten wird.«
Malkuth warf ihm bei der Erwähnung des Namens einen bösen Blick zu. Doch seine Augen blieben dunkel.
»Wenn er denn noch dazu kommt! Ich will, dass er stirbt, und zwar so schnell wie möglich. Deshalb wirst du dich mit deinen hier anwesenden Männern nach Jerusalem begeben. Wenn Saladin in der Nähe sein Lager aufgeschlagen hat, werdet ihr dafür sorgen, dass sein Platz demnächst frei wird.«
»Ihr wisst aber, dass er noch einen Bruder hat, dem die Herrschaft zufallen könnte«, gab Sayd zu bedenken.
»Ja, das weiß ich. Ihn werdet ihr ebenfalls töten. Soweit ich erfahren habe, weicht er seinem Bruder mittlerweile nicht mehr von der Seite, selbst der Sohn des
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