Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
Glas griff, eine Handvoll Fische heraushob und sie dann in den Bottich warf. Wenig später schossen Tentakel aus der Wasseroberfläche, und auch ohne genau erkennen zu können,was dort vor sich ging, wusste ich, was das Schicksal der Fische war.
    »Du presst Tinte aus einem Kraken?«, fragte ich, denn für nichts anderes hielt ich das Tentakeltier.
    »Es ist ein Tintenfisch«, berichtigte er mich. »Wenn er Angst hat, sondert er eine Tinte ab, die man zum Schreiben benutzen kann.«
    »Aber die Tinte würde im Wasser landen.«
    »Nicht, wenn man so schnell ist, den Tintenfisch zu greifen, bevor er sich erschrecken kann.«
    Nachdem er eine weitere Handvoll Fische in den Bottich befördert hatte, stellte er das Glas wieder in den Schatten zurück.
    »Ich muss zugeben, in der ersten Zeit habe ich mir bei dem Versuch, das Tier anzuzapfen, sehr oft die Kleider ruiniert, weil der Tintenfisch seine Tinte abgab, bevor ich ein Gefäß darunterhalten konnte. Aber schließlich war ich schnell genug und jetzt geht nur sehr selten etwas verloren.«
    Sosehr mich der Gedanke abstieß, dass er das Tier quälte, um an die Tinte zu kommen, war ich doch neugierig, wie das funktionieren könnte. »Dann ist der Tintenfisch nicht giftig?«
    »Nicht für uns Menschen. Die Saugnäpfe an seinen Tentakeln sind ein wenig unangenehm, aber der Bursche in meinem Fass ist ja noch jung und nicht besonders groß.«
    »Und wird er denn nicht größer?« Von Seeleuten hatte ich gehört, dass es Kraken gab, die ganze Schiffe in die Tiefe reißen konnten.
    »Doch, ein wenig schon. Wenn er einige Zeit bei mir Dienst getan hat, lasse ich ihn wieder frei.«
    »Gibt es denn keine andere Möglichkeit, um Tinte zu gewinnen? Im Frankenland soll man Tinte aus Eicheln oder Galläpfeln herstellen.«
    »Eicheln gibt es bei uns nicht. Galläpfel schon, und tatsächlich wird daraus auch Tinte hergestellt, aber das dauert mir zu lange. Ein Tintenfisch kann auf einmal eine große Menge Tinte absondern, und nach wenigen Stunden bildet sie sich nach. Das Tier erleidet dadurch keinen Schaden, glaub mir.«
    Nach diesem kurzen Exkurs in die Wunder des Hinterzimmers begannen wir nun wirklich mit dem Unterricht. Jared erklärte mir zunächst die Schrift, dann nannte er mir einzelne Wörter und zeigte mir die Buchstaben dazu.
    Es erschien mir ungewohnt, eine Schrift auf diese Weise zu lernen. Die Frankensprache hatte ich allein dadurch gelernt, dass ich sie gehört habe, ebenso die Sprache der Angelsachsen und Germanen. Doch Jared bestand darauf, dass ich die Worte auch gleich geschrieben sah. Auf diese Weise lernte ich die wichtigsten Wendungen, mit denen es mir gelingen würde, mich in einer Stadt durchzufragen, mit einem Händler zu feilschen oder nach einem Namen zu fragen.
    Pausen ließ mir Jared nicht einmal beim Essen, während dessen er mir erklärte, wie die einzelnen Speisen hießen und geschrieben wurden. Couscous, Datteln, Feigen und einen Kichererbsenbrei namens Hummus, alles konnte ich anschließend zu Papier bringen.
    Zwischendurch ließen sich Leute in Jareds Haus blicken, um eine Schreibarbeit in Auftrag zu geben. Bis auf wenige Ausnahmen wimmelte er sie wieder ab, und als es ihm schließlich zu viel wurde, verschloss er seine Tür, um sich ausschließlich seiner Schülerin zu widmen, die seine Sprache offenbar innerhalb weniger Stunden erlernen sollte.
    Als ich am Abend mit einem Magen voller Hummus, den Jared selbst zubereitet hatte, auf mein Lager kroch, war ich todmüde. Unter meinen geschlossenen Lidern sah ich nochimmer die seltsam geschwungenen Bögen und Punkte der arabischen Schrift.
    Sie verfolgten mich sogar bis in den Traum, wo Käfer und Skorpione mit Zetteln auf dem Rücken vor mir entlangmarschierten und sogar der Tintenfisch eines seiner Tentakel aus dem Wasser reckte und mir eine Schriftrolle zeigte, die ich lesen sollte.
    Erst mit dem morgendlichen Ruf der Muezzins war es vorbei. Als ich die Augen öffnete, blickte ich in Jareds feixendes Gesicht. Erschrocken stellte ich fest, dass er mich wohl schon seit einer Weile im Schlaf beobachtet hatte.
    »Offenbar hat mein Unterricht gut gefruchtet«, sagte er, während er mir die Hand reichte, um mir aufzuhelfen. Die Decke hatte den Boden nicht so gut abgepolstert, wie sie sollte, denn meine Knochen schmerzten, als sei Thor mit seinem Wagen über mich hinweggerollt. »Du hast im Schlaf arabisch gesprochen.«
    Ich zog verwundert die Augenbrauen hoch. Hatte ich die Zettel, die mir von Käfern und

Weitere Kostenlose Bücher