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Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Lurche?
    »Such dir einen Platz«, sagte er und deute auf einen niedrigen Tisch, der mit allerhand seltsamen Gläsern vollgestellt war. Eine dicke Kerze wurde von ihrem eigenen heruntergeflossenen Wachs an der Tischplatte festgehalten.
    Ich setzte mich auf eines der nicht mehr ganz sauberen Kissen und wartete auf meinen Lehrmeister.
    Dieser erschien wenig später mit einigen Schriftrollen, die er auf dem Tisch ablegte. Dann entzündete er die Kerze. In dem unsteten Licht wirkten seine Augen wie Edelsteine.
    Jared nahm nun ebenfalls Platz und starrte mich an.
    Abwartend zog ich die Augenbrauen hoch, doch errührte sich nicht. Sein an meinem Gesicht klebender Blick war mir unangenehm, aber ich erwiderte ihn so furchtlos wie möglich.
    »Und?«, sprach ich ihn schließlich an. »Willst du mir nun deine Sprache beibringen oder wollen wir uns gegenseitig anstarren?«
    Jared starrte noch eine Weile weiter, dann entrollte er eine der Schriftrollen. Die farbige Zeichnung darauf glich der, die ich an der Wand des vorderen Raumes gesehen hatte. Der Mann mit dem Lendenschurz und dem wolfsähnlichen Kopf. Auch er hielt einen Stab und ein Henkelkreuz.
    »Was, meinst du, ist das?«
    Mich reizte es, zu antworten: ein bemaltes Stück Papyrus, aber ich wollte es mir nicht gleich zu Anfang mit meinem Lehrmeister verscherzen. Natürlich wusste ich, dass er nach der Bedeutung des Bildes fragte. Und gleichzeitig fragte ich mich, was das mit seiner Sprache zu tun hatte.
    »Ich nehme an, dass es ein Gott ist«, antwortete ich. »Ein Gott mit einem Wolfskopf.«
    »Der Kopf ist der eines Schakals, aber bis dahin war es richtig. Das ist Anubis, der Gott der Totenriten. Mein Gott.«
    Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. »Dann glaubst du nicht an den Gott, den die Muezzins jeden Tag preisen?«
    Jared schüttelte bedächtig den Kopf. »Nicht mehr. Früher einmal dachte ich, dass Allah besser sei als die alten Götter meines Volkes. Ich bin Ägypter, musst du wissen. Doch schon bald habe ich gemerkt, dass Allah allein zu viel zu tun hat, um sich um all seine Kinder zu kümmern. Da bin ich zu meinem alten Gott zurückgekehrt. Dadurch, dass sich die meisten von ihm abgewendet haben, hat er nun mehr Zeit für die wenigen, die an ihn glauben, und ist mir gnädig.«
    Jared blickte mich nun prüfend an. »Dein Vater wollteauch keinen einzelnen Gott anerkennen. Hat er dir je den Grund gesagt?«
    Ertappt lächelte ich. »Mein Vater war der Meinung, dass ein Gott für unser Volk nicht reichen würde. Er befürchtete, dass ihm die Arbeit zu viel werden könnte, denn unser Volk ist streitlustig und das Land, in dem wir leben, rau.«
    »Es ist schade, dass dein Vater nicht mehr unter uns weilt. Ich hätte mich gern mit ihm unterhalten.«
    »Dafür kannst du dich jetzt mit seiner Tochter unterhalten. Glaube mir, ich teile die Ansicht meines Vaters, dass ein Gott allein nicht genug für alle Menschen ist. Je mehr Götter, desto besser geht es einem Volk.«
    »Nun, da magst du recht haben. Meine Vorfahren waren jedenfalls ein großes Volk. Sie errichteten mächtige Bauwerke und Mausoleen. Ihre Toten balsamierten sie ein und schlossen sie in goldene Sarkophage, in denen sie die Reise ins Totenreich antraten. Die Ägypter verehrten viele Götter, doch inzwischen sind die meisten von ihnen vergessen.«
    »Warum hast du dir gerade den Totengott ausgesucht?«
    »Warum du eine Fruchtbarkeitsgöttin? Zudem noch eine, die gefallene Kämpfer vom Schlachtfeld holt.«
    »Weil ich mich mit ihr verbunden fühle.«
    »Siehst du, und genau so fühle ich mich Anubis verbunden. Weil ich den Tod bringe. Oder das ewige Leben. Es so zu nennen, gefällt mir ehrlich gesagt besser.« Das leise Kichern, das er daraufhin ausstieß, ließ in mir die Frage aufkommen, ob er ähnlich verrückt war wie die Derwisch-Zwillinge in der Festung.
    Da ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte, deutete ich auf die Käfige neben uns. »Was sind das eigentlich für Käfer dort hinten?«
    Ein paar Exemplare hatten die engmaschigen Wände erklommen. Noch nie zuvor hatte ich so große Käfer gesehen.
    »Skarabäen«, antwortete Jared, während er das Pergament wieder vorsichtig zusammenrollte. »Manche nennen sie auch Pillendreher, weil sie eine Kugel aus Mist formen, die als Nahrung für ihre Larven dient. Sie sind das Symbol der Auferstehung in meinem Volk. Einem Toten legte man früher einen Skarabäus aus Stein auf die Brust, damit er auferstehen konnte.«
    Eine Ahnung überkam

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