Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
durchsetzt. Ihr werdet ihn nie davon abbringen können. Diese Leute können furchtbar halsstarrig sein.«
»Nun, dann waltet eures Amtes«, wies Malkuth die Zwillinge an.
»Halt ihn fest ...«
»... damit wir ...«
»... eine Probe nehmen können.«
Hassan trat ohne Umschweife neben den Mann, packte seinen linken Arm und hob die Klinge.
»Nein, bitte, Ihr könnt nicht ...«, wimmerte der Mann. Der Rest der Worte ging in einem Schrei unter. Hassans Klinge bohrte sich gnadenlos in die Armbeuge. Der hervorsprudelnde Blutschwall wurde von Melis aufgefangen.
»Das Blut riecht ...«
»... anders«, vervollständige Selim Melis’ Satz.
»Ich weiß«, entgegnete Malkuth, unbeeindruckt vom Schmerzensschrei des Katharers. »Sie behaupten, durch Reinigung ihres Körpers Unsterblichkeit zu erlangen. Das sollten wir nicht unerforscht lassen.«
Als die Schüssel voll war, zog Hassan das Messer aus der Wunde und leckte es ab. Auch wenn das Blut seinen körperlichen Kräften nichts hinzufügte, genoss er es.
»Vergießt noch nicht zu viel von dem Blut, vielleicht ist es uns tatsächlich nützlich«, mahnte Malkuth, während die anderen Gefangenen vor Grauen aufstöhnten.
Während sein Bruder die gefüllte Blutschüssel wegschaffte, zog Selim ein Tuch unter seinem Gewand hervor und wickelte es um die Wunde. Erst dann ließ Hassan den Katharer wieder los. Entsetzt über das, was ihm geschehen war,prallte der Mann zurück. »Ihr seid des Teufels!«, raunte er, dann sprach er ein Gebet, das Malkuth nicht verstand.
Der Unsterbliche lachte auf. »Du hast keine Ahnung vom Teufel, Bursche! Aber vielleicht kannst du mir noch nützlich sein. So lange verschone ich dich und deine Kameraden.«
Auf Malkuths Wink hin schloss sich ihm der Krieger wieder an. Die Zwillinge waren bereits verschwunden, die Wachen vor der Tür senkten ergeben den Kopf, als ihr Herr an ihnen vorüberschritt.
3
V om höchsten Raum seiner Burg blickte Sayd auf die Wüste hinaus. Es war eine alte Gewohnheit, die er sich über mehr als hundert Jahre bewahrt hatte. Im Gegensatz zu damals jedoch, als er auf dem Turm von Malkuths Felsenburg gestanden hatte, konnte ihn jetzt niemand mit einem Befehl von diesem Anblick fortreißen.
Die Sonne rötete sich allmählich, während sie den westlichen Dünen entgegensank, die die Burg wie ein Schildwall umgaben. Der Horizont war von grauem Staub eingehüllt. So tief in der Wüste gab es außer Schlangen, Geiern und Skorpionen keine Tiere, die sich vor Sonnenuntergang blicken ließen.
Sayd liebte diese einsamen Momente. Heute hatte er sie sogar dringend nötig, denn der Besuch bei Gabriel und Laurina vor drei Tagen hatte ihn aufgewühlt. Nur selten gab er sich seinen Erinnerungen hin, doch jetzt übermannten ihn die Bilder der Vergangenheit. Er sah seine Frauen aus seinem sterblichen Leben vor sich, dann Ashalas Gesicht. Eine Galerie der Toten erstand vor seinem geistigen Auge, das letzte Bild von jenem Tag, als er auf das Massaker getroffen war. Dort blieben seine Gedanken hängen wie ein Ärmel an einem vorstehenden Nagel.
Vor sieben Jahren hatte er sich auf die Suche nach seinem Stamm gemacht, nachdem Jared Hinweise erhalten hatte, dass sein Volk noch existierte. Die alten Stammesmitglieder waren ebenso wie seine Frauen längst tot, es gab niemanden, der ihn wiedererkennen konnte.
Als er endlich Spuren fand, war sein Herz voll frohem Mut gewesen. Doch dann hatten die Geier mit den Überresten der Toten auch seine Hoffnungen davongetragen.Anstatt am Lagerfeuer den Geschichten seines Stammes zu lauschen, hatte er jeden Mann, jede Frau, jedes Kind und jeden Greis verbrennen müssen.
Ein Kratzen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. »Komm herein.«
David betrat das Turmzimmer beinahe lautlos, doch der Rauch in seinen Kleidern verriet ihn immer schon von Weitem.
»Was hast du auf dem Herzen, David?« Sayd wandte sich langsam um.
Der Schmied zog leise die Tür hinter sich zu. »Ich habe eine Bitte.«
»Sprich.«
»Ich würde gern mit Saul ins Abendland reisen. Mittlerweile mehren sich die Stimmen gegen die Templer. Vielen sind sie zu reich und zu mächtig, sogar der Frankenkönig hat Schulden bei ihnen. Mir erscheint die Zeit günstig, ihren Sturz voranzutreiben.«
»Und wer soll euch dabei begleiten?«
»Ich dachte an Belemoth und Ashar.«
»Die Templer haben immer noch sehr viel Macht«, gab Sayd zu bedenken.
»Wir wollen den Orden nicht mit unseren Schwertern bekämpfen, sondern mit Verstand«, gab
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