Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
und sah eher als wir die dunkle Wolke, die über unsere Köpfe hinweg auf den Mann zuschoss.
Fluchend riss Vincenzo seine Waffe hoch. Wie viele Dschinn hatte Malkuth bloß in diese Gegend entsandt?
Wir stürmten der Wolke hinterher, doch plötzlich machten die Dschinn kehrt, und als wir begriffen und uns zu dem Rothaarigen umdrehten, strömte die schwarze Wolke bereits über ihn und entfernte sich dann in Windeseile.
Sayd stieß einen Fluch aus. »Sie haben ihn mitgenommen!«
Offenbar waren die Dschinn schlauer als gedacht.
»Wahrscheinlich bringen sie Malkuth sein kaputtes Spielzeug zurück«, mutmaßte Saul.
»Wo er es von seinen Derwischen reparieren lassen wird«, fügte Sayd hinzu und schleuderte wütend seinen Dolch von sich. Die Klinge bohrte sich in einen Fensterladen in der Nähe, hinter dem im nächsten Augenblick ein blasses Gesicht auftauchte.
»Es wird eine Weile dauern, bis ihm das gelingt«, wandte Belemoth ein. »Außerdem müssen sie erst wieder in seinen Unterschlupf zurück.«
David sagte nichts. Er war einfach zu wütend. Auf die Dschinn und offenbar auch ein wenig auf sich selbst.
»Wir haben jetzt ein ganz anderes Problem.« Vincenzo deutete hinter sich. »Was machen wir mit den Leichnamen? Und was erzählen wir den Dorfbewohnern?«
Ich blickte wieder zu dem Fensterladen, in dem Sayds Messer steckte. Das Gesicht, das wohl einem Kind gehörte, war weiterhin zu sehen.
»Wir werden die Leichen aus dem Dorf bringen und dann verbrennen. Anschließend sollten wir uns neue Pferde suchen.« Sayd deutete auf unsere Reittiere. Eines lag auf der Seite und atmete schwer. Zwei waren bereits tot. Zwei sanken gerade auf die Knie und das letzte schwankte bedrohlich. Keine Frage, das Elixier tötete ihr eigenes Blut ab. DerAnblick der leidenden Tiere trieb Tränen in meine Augen, und ich schwor mir, dass ich ohne guten Grund nie mehr zu diesem Mittel greifen würde.
Als es dunkel vor seinen Augen wurde, schreckte Malkuth hoch und blickte sich verwirrt im großen Saal um. Abendsonne fiel durch die ornamentverzierten Fenster und zeichnete merkwürdige Bilder auf den Steinboden.
War es Laurina und Sayd gelungen, Hassan zu töten?
Er deckte das gesunde Auge ab und spürte dem Schleier auf dem roten nach, doch der war verschwunden. Angst überfiel ihn.
Was geschah jetzt mit seiner Gabe? War sie auf immer verloren?
»Warum schaust du so besorgt drein?«, fragte Aisha, während sie auf ihn zu schwebte. Sie musste sich schon eine ganze Weile im Saal befunden haben, ohne dass Malkuth davon etwas mitbekommen hatte.
»Ich vermute, dass Hassan getötet wurde.«
Aisha verzog ungläubig das Gesicht. »Das ist nicht möglich! Ihm wohnt ein Dschinn inne.«
Für einen Moment erstarrte sie. Malkuth wusste, dass sie nun Kontakt zu ihren Dschinn aufnahm. Nach einer Weile wich die Starre von ihr. »Der Lamie ist es gelungen, den Dschinn aus dem Körper auszutreiben und deinem Vasallen den Kopf abzuschlagen.«
Malkuth schnappte scharf nach Luft.
»Ich habe sie angewiesen, den Körper hierher zurückzubringen. Wenn ich ihm erneut meinen Geist einhauche, wird er beinahe wieder der Alte sein.«
»Aber sie haben ihm den Kopf abgeschlagen!«
Aisha sah ihn verständnislos an. »Na und? Dein Elixier wird den Körper dazu bringen, sich zu heilen. Und mit dem Dschinn in sich wird er wieder aufstehen und dir erneut als Auge dienen.«
Malkuth sah die Dschinnkönigin erschüttert an. Sagte sie die Wahrheit? Starben ihre Körper auch dann nicht, wenn die Seele entschwebt war? Aber er hatte doch deutlich gesehen, dass Ashalas Körper zerfallen war …
Weil Sayd ihr das Elixier abgenommen hat, sagte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Und zwar alles.
Malkuth biss die Zähne zusammen, dass es knirschte. Ashalas Körper hätte ihnen das fehlende Elixier liefern können – sie hätten nur ein wenig davon in ihrem Körper lassen müssen.
»Du solltest deinen Derwischen befehlen, alles bereitzuhalten. In zwei Tagen werden die Dschinn hier sein.«
»Nein, jetzt noch nicht«, kreischte Malkuth, den es fast wahnsinnig machte, nicht mehr selbst an den Ort des Geschehens blicken zu können. »Ich will selbst dorthin! Über das Meer! Und zwar unverzüglich! Immerhin habt Ihr mit meiner Hilfe neue Dschinn erschaffen können!«
»Dafür habe ich auch einiges getan.« Aishas Miene verfinsterte sich. »Und was gibst du mir diesmal im Austausch?«
Malkuth starrte sie entsetzt an. Hatte dieses Weib denn niemals genug?
»Du
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