Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
schwarze Rauch ganz nahe war, entstieg ihm plötzlich eine feste Gestalt. Offenbar war der Mann von den Dschinn getragen worden. Sein rotes Haar wehte im Wind, sein rotes Auge leuchtete wie ein Edelstein.
»Das ist der Krieger, mit dem wir es damals bei eurem Haus zu tun hatten«, raunte Sayd mir zu.
»Er hat uns auch befragt«, fügte David hinzu.
»Er sieht recht ungesund aus«, bemerkte ich, die den Rothaarigen nun zum ersten Mal sah. »Seht ihr das schwarze Auge? Das ist auch nicht mehr sein eigenes.«
»Meine Freunde!«, sagte der Rothaarige und breitete die Arme aus, bevor wir weiter über sein seltsames Erscheinungsbild lästern konnten. Unser Gegenüber mochte mit seiner eigenen Stimme sprechen, doch die überhebliche Geste kannte ich noch gut. »So sehen wir uns also wieder.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du noch hässlicher werden kannst«, gab Sayd eisig zurück. »Was ist geschehen, Malkuth? Hast du etwa geglaubt, schlauer als Ashala zu sein?«
»Sagen wir es so, ich habe ihre Warnung unterschätzt. Doch der Nachteil hat sich zum Vorteil gewandelt.«
»Es gibt dich zweimal«, meldete ich mich zu Wort. »Was für ein Vorteil soll das sein?«
Nun wandte sich der Rothaarige mir zu. »Laurina! Beim letzten Mal hättest du mich beinahe umgebracht. Doch ich versichere dir, das wird nicht noch einmal geschehen.«
»Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher«, gab ich zurück und schwang Fenrir um mein Handgelenk. »Immerhin habe ich im Gegensatz zu dir nicht nur eine halbe Gabe in meinem Leib. Und was macht es schon für einen Unterschied, ob man einen Körper tötet oder zwei, wenn man sich jemanden wie dich vom Hals schaffen kann?«
Der Rothaarige stieß ein grimmiges Knurren aus, das so gar nicht zu Malkuth passte.
Als ich kurz zu Sayd blickte, hob der eine Augenbraue. Offenbar hatte er den gleichen Gedanken wie ich. Nicht nur Malkuth bewohnte den Körper.
»Wie ich sehe, ist es euch gelungen, eure Gefährten zu befreien«, fuhr der Rothaarige ungerührt fort. »Eigentlich sollten sie mein Pfand sein, doch nun habe ich euch alle hier. Auch die Lamie.«
»Ich war noch nie jemand, der seine Zeit gern mit Reden verschwendet«, sagte Sayd. »Lass uns endlich kämpfen, dann haben wir die Sache hinter uns.«
»So, dann wollt ihr also nicht mein Angebot hören?«
»Warum sollten wir?« Wütend spuckte David aus.
»Weil vielleicht Menschenleben auf dem Spiel stehen. Lass mich raten, Sayd, du bist hier, weil du die Katharer schützen willst.«
»Der Versuch ist der Vater des Misserfolgs«, entgegnete Sayd, ohne den Rothaarigen aus den Augen zu lassen. »Ich werde es tun und du wirst mich nicht aufhalten.«
»Nur zu schade, dass der oberste Fürst der Christen das ganz anders sieht. Er hat vor Kurzem eine göttliche Eingebung gehabt und ist jetzt der Ansicht, dass es gut sei, die Katharer zu vernichten.«
»Der Papst ist entweder blind oder dumm, wenn er dich für einen Sendboten Gottes halten konnte«, entgegnete Vincenzo schneidend.
Der Rothaarige schnalzte mit der Zunge. »Was wird bloß dein Gott zu solchen Worten sagen, wenn du ihm erst gegenüberstehst.«
»Keine Ahnung, aber das ist nicht deine Sache, Missgeburt.«
Wieder tönte ein unmenschliches Schnarren aus dem Mund des Mannes.
»Nun, vielleicht solltet ihr euch doch anhören, was ich zusagen habe. Für das Leben der Menschen dieses Dorfes und des ganzen Landstrichs verlange ich nur eines.«
Etwas krampfte sich ahnungsvoll in mir zusammen.
»Laurina?«, fragte Sayd spöttisch. »Nun, du kannst sie selbst fragen, was sie davon hält. Wir haben nicht über sie zu bestimmen.«
Das rote und das schwarze Auge richteten sich auf mich. »Ich will nicht die ganze Lamie. Ich weiß, dass sie mir nicht dienen würde. Ich will eine Phiole ihres Elixiers. Jene Phiole, die ihr mir gestohlen habt.«
»Nur über meine Leiche«, platzte es aus mir heraus. »Außerdem solltest du selbst kommen, wenn du kein Feigling bist, und nicht deine Marionette schicken.«
»Nun, ich wollte Blutvergießen vermeiden. Aber wenn ihr es so wollt.«
Ohne dass er einen sichtbaren Befehl gegeben hätte, schossen die Dschinn plötzlich auf die Häuser zu.
»Los!«, rief Sayd, woraufhin wir herumwirbelten und ihnen hinterherjagten.
Malkuths zweites Ich schickte uns ein spöttisches Lachen hinterher, doch das war unwichtig, als unsere Waffen auf die der Dschinn trafen. Ein wildes Gefecht entbrannte, in dem es jeder von uns mit drei oder vier Dschinn
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