Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
vermeintlichen Teufel derart verstört?
Als sich Jared wieder beruhigt hatte, verließen wir das Gutshaus. Die Mägde mit den Wäschekörben waren verschwunden. Erst jetzt bemerkte ich die gespenstische Stillein den Fluren und Zimmern. Inzwischen waren die neuen Pferde, die wir einem Bauern in Montaillou abgekauft hatten, in den Stall gebracht worden und unsere Brüder in unserem Quartier verschwunden. Als Jared und ich eintraten, erzählte Gabriel gerade von dem Überfall.
»Diese Dschinn haben uns in Schach gehalten, sodass wir nicht ins Wohnhaus gelangen konnten. Wir hatten große Mühe, sie abzuwehren. Dann aus heiterem Himmel zogen sie ab.«
»Habt ihr welche getötet?«, fragte Sayd, woraufhin Gabriel den Kopf schüttelte. »Nein, sie waren kaum greifbar und der Angriff dauerte auch nur wenige Augenblicke, dann schwebten sie wieder nach oben. Anschließend stellten wir fest, dass sie ins Wohnhaus eingedrungen waren. Wir fanden Giselle blutüberströmt an der Treppe, ich habe sie in ihre Kammer getragen.«
Dann war das Blut an seinen Kleidern das von Giselle.
»Sie haben das Mädchen mit einem ziemlich tiefen Stich am Arm verletzt«, fügte Jared hinzu, woraufhin sich alle zu uns umwandten. »Ich nehme an, dass sie eigentlich Laurina haben wollten und sie mit ihr verwechselt haben.«
»Das glaube ich nicht«, warf Vincenzo ein. »Selbst wenn sie ihr ähnlich sähe, hätten die Dschinn gerochen, dass sie es nicht ist.«
»Aber wir ...«, begann ich, doch dann fiel mir wieder sein Ratschlag ein, schmutzige Kleidung überzuziehen.
»Er muss mich mit ihr gesehen haben«, bemerkte Jared niedergeschlagen. »Nein, ich bin sicher, dass er sie verwechselt hat.«
»Oder er wollte uns erpressen«, sagte David und legte Maria auf meiner Schlafstätte ab, was mir ein unwillkürliches Lächeln entlockte – er musste das Kind stundenlang herumgetragen haben. »Vielleicht gibt es zu diesem Gift ein Gegengift.«
Sayd kniff die Lippen zusammen. Offenbar hielt er es für möglich. Doch Malkuth würde nun nicht mehr dazu kommen, seine Erpressung auszusprechen. Sein Handlanger war unbrauchbar, die Dschinn hatten den Körper mitgenommen. Wenn in seiner Tasche das Gegengift war, war Giselle verloren.
»Ich werde mir das Mädchen ansehen«, beschloss Sayd. »Führt mich zu ihr.«
Als wir Giselles Schlafzimmer betraten, summte Madame d’Azième eine Melodie und strich ihrer Enkelin behutsam über den Kopf. Zunächst wirkte sie nicht so, als hätte sie uns bemerkt. Erst als sie mit ihrer Melodie fertig war, zog sie die Hand zurück und sah uns an.
»Sayd möchte sich Giselle ansehen, wenn Ihr nichts dagegen habt.«
Die alte Frau schüttelte den Kopf und erhob sich. Sayd trat neben das Mädchen, hob ihre Augenlider an, befühlte ihre Stirn und besah sich die Wunde.
»Sagt, habt Ihr eine Erklärung für diese Teufelei?«, wandte sich Madame d’Azième während der Untersuchung an ihn. Sie wusste, dass er mit dem Parfait in Kontakt stand, und dementsprechend glaubte sie ihm wohl eher als uns.
Unschlüssig blickte Sayd in die Runde, doch jetzt war nicht der Moment für Geheimnisse. »Diese Wesen waren Dschinn. Blutrünstige Geister aus dem Berberland.«
»Und was hatten sie in meinem Haus zu suchen?« Dass wir von Geistern sprachen, schien sie nicht verwunderlich zu finden.
»Mich«, antwortete ich. »Sie wollten mich haben.«
»Aus welchem Grund?«
»Sie wollten uns alle haben«, fügte Gabriel hinzu. »Jedenfalls uns vier. Auf dem Weg hierher sind wir schon einmalmit ihnen zusammengestoßen und konnten sie vertreiben. Offenbar waren sie angriffslustiger, als wir angenommen hatten.«
Die alte Dame überlegte kurz, dann fragte sie: »Sie werden also wiederkommen?«
»Nein«, antwortete Sayd. »Wir sind ihnen in Montaillou begegnet. Einige von ihnen konnten wir töten, andere sind geflohen. Sie werden uns ganz sicher nicht mehr behelligen.«
Madame d’Azième senkte den Blick, als wollte sie in ihr Innerstes schauen, dann sah sie uns einem nach dem anderen ruhig ins Gesicht, faltete die Hände vor dem Bauch und sagte: »Ich werde Euch nun nicht länger bei Eurer Untersuchung stören. Wenn Ihr mir etwas mitzuteilen habt, findet Ihr mich in meinen Gemächern.«
Damit schritt sie würdevoll zur Tür. Als sie gegangen war, scharten wir uns um das Bett. Jared blieb ein Stück zurück, kreidebleich im Gesicht, als könnte er den Anblick nicht ertragen.
»Erstaunlich, dass sie überlebt hat«, bemerkte Sayd, während
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