Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
war schneller.
»Geh nach draußen, ich hole die Chroniken!«
Auf dem Weg zu dem kleinen Raum, der mir als Schreibkammer und Bibliothek diente, huschte ich schnell in unser Schlafgemach, um Fenrir, das Schwert meines Vaters, zu holen.
Da gab es einen weiteren Einschlag. Rasch schob ich das Schwert in den Rückengurt, den ich mir in Windeseile umlegte, und rannte dann zu dem kleinen Raum, in dem ich die Chroniken aufbewahrte. Qualm biss mir dort in Nase und Augen und verschleierte meine Sicht.
Mein Herz raste. Mochte mich das Elixier auch unsterblich gemacht haben, die Angst vorm Sterben hatte es mir nicht genommen.
Der dritte Einschlag erfolgte so dicht, dass es mich von den Füßen riss. Hart prallte ich gegen die Wand. Vor Schmerz schossen mir Tränen in die Augen.
Während Lehmbrocken auf mich herabprasselten, rappelte ich mich auf und bemerkte zu meinem großen Schrecken, dass meine Bibliothek unverzüglich in Flammen aufging. Die Flüssigkeit, die das Feuer nährte, hatte sich über die Folianten und Schriftrollen verteilt. Lediglich Jareds Feder und zwei Folianten waren verschont geblieben. Ohne lange zu überlegen, griff ich danach und trat den Rückzug an. Vorn erwartete mich die nächste Überraschung. Die Flammen hatten weiter um sich gegriffen, mittlerweile stand der gesamte vordere Teil in Flammen.
Da mein Rückweg versperrt war, lief ich zum Hintereingang.Anstelle der Wand aus Lehm erwartete mich dort eine aus Feuer. Dahinter tobte der Kampf. Klingen trafen klirrend aufeinander, Kampfgeschrei ertönte. Ein weiterer Einschlag traf das Dach des Hauses.
Ich musste unbedingt hier raus!
Doch mittlerweile war ich von Flammen umzingelt. Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg. Würde es mir gelingen, die Flammenwand vor dem Loch zu durchbrechen?
Mein Herz raste wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ein brennender Schmerz breitete sich strahlenförmig in meiner Brust aus. Versengte der Qualm nun meine Lungen?
Dann geschah etwas Merkwürdiges. Als eine Flammenzunge über meinen Arm leckte, spürte ich keine Hitze. Eine klare Flüssigkeit trat aus meinen Poren und überzog meine Haut. Obwohl sich mein Sichtfeld einengte, sah ich plötzlich klarer und entdeckte eine Lücke zwischen den Flammenzungen. Kurzerhand lief ich darauf zu.
Das Feuer zerrte an meinen Haaren und strich über meine Haut, ohne mir etwas anzuhaben. Das Schwert in meiner Hand erwärmte sich, doch ich selbst schien kälter zu werden.
Dann sah ich die schwarz vermummten Gestalten. Malkuths Schergen!
Unbändige Wut nahm mich in Besitz. Es war, als würde ein Ungeheuer durch meine Brust brechen. Mit einem wütenden Aufschrei ließ ich Feder und Folianten in den Sand fallen und rannte auf die Kämpfenden zu. Dabei schwang ich mein Schwert, als müsste ich mich durch dichtes Buschwerk hacken.
»Zur Seite, sie tobt!«, tönte Sayds Stimme verzerrt von der Seite, doch ich kümmerte mich nicht darum. Sämtliche Gedanken verschwanden aus meinem Geist, während ich innerhalb von Sekundenbruchteilen jene ausmachte, die nicht zur Bruderschaft gehörten.
Allerdings erkannte ich sie weniger mit meinen Augen, deren Blick in einen roten Nebel gehüllt war. Ich konnte meine Feinde riechen!
Etwas an ihnen unterschied sie von normalen Menschen. Etwas, das mich zusätzlich in Rage versetzte. Dem ersten Mann, der auf mich zustürzte, schlug ich den Kopf ab, dem zweiten stach ich das Schwert tief in die Brust. Während Blutspritzer mein Gesicht sprenkelten, fielen noch zwei weitere Angreifer unter schnellen Schwertstreichen. Ihre Schreie drangen verzerrt an mein Ohr. Dann war es plötzlich, als würde sich der Zorn in meiner Brust wie ein verschüchtertes Tier in seine Höhle zurückziehen. Der rote Nebel verschwand, meine Sicht klärte sich. Ich bemerkte die blutüberströmten Gesichter meiner Opfer und den abgetrennten Kopf, dessen Lippen sich immer noch bewegten.
Meine Kleider waren voller Ruß und Blut. Schwarzrote Schlieren klebten an meinen Händen. Mein Atem strömte jetzt wieder gleichmäßig durch meine Lungen.
Nach einer Weile umringten mich die Assassinen zögerlich. In den Gesichtern einiger von ihnen sah ich Furcht. Jared murmelte etwas und hielt sein Ankh umklammert, das er um den Hals trug.
Hatte ich ihnen etwa Angst eingejagt? Unsterblichen Kriegern?
In den zahlreichen Kämpfen der vergangenen Jahre hatten mir meine Lamienkräfte gute Dienste geleistet, doch nie zuvor hatte ich die Kontrolle über mich verloren.
Gabriel erkannte als
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