Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
hatte.
»Vielleicht wollte er, dass wir ihr Blut trinken«, warf Malik ein.
Da keiner von uns eine Verletzung davongetragen hat, war das nicht nötig gewesen. Doch wenn …
Sayds spöttisches Schnauben beendete meine Überlegungen. »Dieses Blut hätten wir nicht bei uns behalten, glaub mir. Ashalas Elixier schützt uns vor solchen Dingen. Aber wir sollten damit rechnen, dass er uns ab sofort wieder Schwierigkeiten macht.«
Saul und Ashar nickten bedächtig. »Die Zeit der Ruhe ist für uns vorbei.«
»Wir werden unsere Ordensburg aufsuchen. Alle.« Er blickte zu Gabriel, der abwesend nickte.
»Gut, dann lasst uns die Pferde einfangen!« Sayd wandte sich um und stieß einen schrillen Pfiff aus. Sein Goldfuchs ließ sich allerdings nicht sehen, und so war er wie wir alle gezwungen, sich auf die Suche zu machen.
Endlich gelang es uns, die Pferde wieder einzufangen. Obwohl sie sonst wie Feuer und Wasser waren, hatten sich Nadir und Agalla gemeinsam in Sicherheit gebracht und wollten gar nicht voneinander weichen.
»Und was tun wir jetzt?«, fragte ich Gabriel, der nun, da sich die Sterne am Himmel zeigten, endlich den Mut fand, sein Haus zu betrachten, das Lehen seines alten Freundes, dessen Geschichte beinahe vergessen war.
»Du hast Sayd gehört. Wir werden in die Ordensburg ziehen. Eine andere Wahl haben wir nicht.« Ich spürte deutlichsein Unbehagen. Vom Meer fortgehen zu müssen war schwer für ihn. Und auch ich konnte mir nicht vorstellen, dauerhaft an einem Ort zu leben, an dem ich das Rauschen der Wellen nicht hören und nicht die Gelegenheit haben würde, an den Strand zu laufen, um zu üben oder einfach meinen Gedanken nachzuhängen. Manchmal hatte ich dort meine Chroniken geschrieben, von denen die meisten nun vom Feuer verschlungen worden waren. Nur die Bücher des ersten Jahres waren erhalten geblieben. Natürlich würde ich die Geschehnisse rekonstruieren können, doch wie lange würde ich für hundert Jahre brauchen?
Als das Feuer verloschen war, suchten wir in den Trümmern das wenige zusammen, das die Flammen nicht verzehrt hatten.
Obwohl Gabriel sein altes Schwert fand, wollte er es nicht mitnehmen. Er stieß es neben der Steinmauer in den Sand.
Als ich ihn deswegen verwundert ansah, erklärte er: »Eine neue Zeit ist angebrochen – unser zweites Jahrhundert. Die Reste des ersten können zurückbleiben.«
Unter all dem Schutt und der Asche fand ich auch Überbleibsel der Chroniken. Hier und da ein Stück lederner Einband, eine metallene Schließe oder Papierschnipsel, die vom Feuersturm davongeweht worden waren. Ich sammelte die Pergamentfetzen ein und legte sie in das Tuch, das David mir gegeben hatte. Wenn sie mir auch nicht viel brachten, so würden sie doch Zeugen für das sein, was hier geschehen war.
Als wir fertig waren, zurrten wir die wenigen uns verbliebenen Habseligkeiten auf den Pferden fest. Die Leichname waren inzwischen begraben worden, der Abendwind wehte bereits Sand über die kaum wahrnehmbaren Hügel.
David und Vincenzo hatten das Katapult gefunden, von dem aus das Griechische Feuer auf unser Haus abgeschossen worden war.
»Eine bemerkenswerte Maschine«, sagte Jared beinahe bewundernd. »Klein genug, um von zehn Männern gezogen und von zweien bedient zu werden, aber dennoch groß genug, um solch verheerende Zerstörung anzurichten. Selim und Melis haben noch nichts von ihrem Können eingebüßt. Was meinst du, Sayd, wollen wir die Maschine behalten?«
Nach kurzem Überlegen schüttelte unser Anführer den Kopf. »Nichts, was aus den Händen der Derwische stammt, kommt in unsere Burg. Wer weiß, welche Teufeleien sie eingebaut haben. Ich kann mir vorstellen, dass Malkuth sogar will, dass wir das Katapult mitnehmen.«
»Malkuth wird eher damit gerechnet haben, uns alle zur Hölle zu schicken«, bemerkte Gabriel pragmatisch. »Auch wenn ich kein Verlangen danach habe, ihn wiederzusehen, würde ich doch gern sein Gesicht sehen, wenn ihm sein Krieger von der Niederlage berichtet.«
»Wie soll er schon dreinblicken, was soll er schon tun?«, Ashar hatte sich uns nun ebenfalls hinzugesellt. »Zum Teufel wird er uns wünschen! Und dann erneut versuchen, uns zu schaden. Aber eins ist gewiss. Dein Haus kann er nicht noch einmal niederbrennen, Bruder.« Der hünenhafte Krieger klopfte Gabriel auf die Schulter und wandte sich dann den Pferden zu.
Nachdenklich stand Malkuth vor dem Versuchsaufbau der Derwische. Die Flammen unter den Metallgefäßen und Glaskolben
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