Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Erster, dass meine Raserei aufgehört hatte. Er ließ sein Schwert fallen und schloss mich in seine Arme. Seine Berührung und seine Wärme erweckten ein Glücksgefühl in mir, das mit dem Durchbrechen eines Sonnenstrahls durch finstere Gewitterwolken zu vergleichen war. Ja, jetzt war das Untier endgültig fort.
»Ich dachte schon, ich hätte dich in den Flammen verloren«, flüsterte er sanft in mein Haar, das sicher nicht besser aussah, als der Rest meines Körpers.
»Ich bin eben unsterblich.« Meine Stimme klang heiser, als hätte ich die ganze Zeit über aus vollem Halse geschrien.
»Aber Feuer gehört eigentlich zu den Dingen, die uns töten können.« Gabriel entließ mich aus seiner Umarmung und nahm vorsichtig mein Gesicht in seine Hände. Ich versuchte zu lächeln.
»Ich kann mir nicht erklären, was passiert ist. Plötzlich trat eine Flüssigkeit aus meinen Poren, benetzte meine Haut, meine Kleider und mein Haar. Dann kam die Wut.«
»Wahrscheinlich liegt es an dem Elixier«, meldete sich Sayd zu Wort, der seine Dolche wieder unter der Djellaba hatte verschwinden lassen. »Du bist jetzt eine richtige Lamie.«
Das klang fast so, als hätte ich den letzten Rest Menschlichkeit verloren. War dem wirklich so? Aber ich spürte doch noch immer, wie mein Herz schlug, ich hatte dieselben Gedanken wie zuvor.
»Verfügte Ashala auch über die Kraft, dem Feuer zu trotzen?«, fragte ich.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Sayd. »Ich habe Ashala nie in einem Zustand wie deinem gesehen. Malkuth hütete sie wie seinen Augapfel. Sie hatte nie einen Grund, so wütend zu werden.«
»Und woher wusstest du, dass ich getobt habe?«
»Wie du gesehen hast, hat dein Anblick sogar uns erschüttert«, antwortete Gabriel an seiner Stelle und deutete in die Runde. Vincenzo und Saul waren offensichtlich immer noch ganz entsetzt, und Malik schüttelte nur ungläubig den Kopf.
»Du hast ausgesehen wie der leibhaftige Teufel«, setzte mein Gefährte hinzu. »Ein schöner Teufel, der die Kreuzrittersicher dazu gebracht hätte, sich die Hosen nass zu machen.«
»Und nicht nur die Kreuzritter.« Sayd lachte schallend.
Ich sah ihn zunächst unsicher an, dann stimmte ich mit ein. Nun war der Bann gebrochen. Meine Brüder kamen wieder zu mir. Einige zogen mich in ihre Arme, andere wahrten respektvollen Abstand. Mein Wutanfall würde ihnen wie auch mir in der nächsten Zeit noch zu denken geben, doch in diesem Augenblick konnten wir glücklich feststellen, dass die Unsrigen am Leben waren.
Gabriels Anwesen jedoch war verloren. Nicht nur das Wohnhaus, auch der Stall hatte einen Einschlag abbekommen, der die Pferde dazu gebracht hatte, sich von ihren Leinen loszureißen und zu fliehen. Den Brunnen hatten die Geschosse immerhin nicht getroffen, doch das wenige Wasser, das er führte, würde nicht ausreichen, um die Flammen zu löschen.
»Flüssiges Feuer kannst du nicht so leicht mit Wasser bekämpfen«, erklärte Jared bedauernd, während er versonnen die Rauchwolke beobachtete, die in den Himmel stieg. »Es besteht zumeist aus Pech und anderen Zutaten, eine schreckliche Erfindung, die die Griechen da gemacht haben. Ehe man genug Wasser zum Löschen herbeigeschafft hat, ist das Haus längst abgebrannt.«
Wie zur Bestätigung seiner Worte fiel eine Wand mit lautem Getöse in sich zusammen. Ein Funkenwirbel stob auf, während die Flammen nun neue Nahrung fanden und sich gierig darüber hermachten.
Suchend blickte ich mich nach Gabriel um. Er wollte anscheinend nicht zusehen, wie sein Haus ganz und gar zu Asche wurde. Zusammen mit Sayd und den anderen stand er vor den Toten, die sie abseits des Anwesens aufgereiht hatten.
Als ich zu ihnen trat, sagte Ashar gerade: »Ich verstehe nicht, warum Malkuth uns Männer wie diese schickt.«
»Er hat geglaubt, dass Gabriel und ich allein im Haus sind.«
»Dann hätte er selbst kommen sollen«, bemerkte Gabriel finster.
»Du weißt doch, wie es letztes Mal geendet hat, als ihr mit Malkuth allein wart.« David lachte und klopfte mir auf die Schulter. »Er hat sich seit hundert Jahren nicht in die Nähe von Laurina gewagt.«
Aber er hatte nicht vergessen, wo er mich finden konnte.
Da gab es noch das, was ich während des Kampfes bemerkt hatte. »Die Männer hatten irgendwas in ihrem Blut«, platzte es aus mir heraus. »Ich habe es gerochen; es hat meinen Zorn noch mehr angestachelt.«
Sayd sah mich verwundert an, dann hockte er sich neben einen der Toten.
Das Blut an dessen Wunde
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