Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
glitzerte noch immer in der Nachmittagssonne. Sayd tauchte den Finger hinein und leckte ihn ab. Einen Lidschlag später spie er das Blut angewidert auf den Boden und fluchte leise. »Offenbar hat unser alter Freund noch immer vor, Unsterbliche heranzuziehen.«
»Unsterbliche?« Ich blickte mich verwundert um. »Wie das? Er benötigt dazu Lamienelixier!«
»Eigentlich schon.« Mit Abscheu blickte er auf die Leiche. »Gewiss hält Malkuth seine Derwische an, irgendeinen Ersatz für das Elixier zu finden. Das hier scheint einer ihrer Versuche gewesen zu sein.«
Wir sahen einander entsetzt an. »Er hat also einen Ersatz gefunden?«
Sayd schüttelte den Kopf. »Nein, diese Männer hier waren bei Weitem keine Unsterblichen. Das Elixier, das sie erhalten hatten, hat ihre Kräfte ein wenig erhöht, und ichwill nicht behaupten, dass kein Lamienblut darin enthalten war.«
»Sein eigenes Blut«, warf Gabriel ein und Sayd nickte.
»Oder das von Selim oder Melis. Spuren davon sind zu schmecken, außerdem Menschenblut, das auf irgendeine Weise verändert ist, und eine Zutat, die sie ohnehin bald das Leben gekostet hätte.«
»Gift?«
Sayd nickte »Für Menschen schon. Anscheinend wollten die Derwische testen, ob das Mittel wirklich wirkt. Diese Männer wären wahrscheinlich in ein paar Tagen an der Vergiftung mit diesem Elixier gestorben. Wir haben ihnen einen Gefallen getan, indem wir sie töteten.«
Als er sich erhob, trat Malik zu uns.
»Zu schade, dass der Mann uns entkommen ist«, ärgerte er sich. »Ich bin ihm ein Stück hinterhergeritten, doch sein Pferd war gut und nicht wie meins verwirrt vom Feuer.«
Sayd tat diese Information mit einem Kopfschütteln ab.
»Welcher Mann?«, fragte ich, denn ich hatte nur die armen Teufel gesehen, die die Wahl hatten, durch unsere Klingen oder Malkuths seltsames Elixier zu sterben.
»Ein sehr guter Kämpfer«, antwortete Malik. »Keiner aus unserem Volk, eher ein Franke, wenn man nach dem roten Haar geht.«
Einen Rothaarigen hatte ich unter den Angreifern tatsächlich nicht gesehen.
»Schade nur, dass er ebenfalls an der Vergiftung sterben wird«, setzte Gabriel hinzu.
»Falls er das Elixier genommen hat.« Sayd überlegte. Sein Blick streifte über den Toten, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, dass der Anführer dieses Trupps ebenfalls mit diesem Mittel vergiftet war. Er hatte mehr Unsterblichkeit in den Knochen als die hier.«
»Was soll das heißen?«, fragte Malik.
»Ich erinnere mich beinahe an jedes Gesicht, das mir einmal unter die Augen gekommen ist. So geht es euch allen, glaube ich.« Sayd blickte in die Runde.
»In der Tat«, murmelte Gabriel, und ich wusste, dass er an jene dachte, denen er noch unter Malkuths Herrschaft über die Sephira das Leben nehmen musste.
»Diesen Mann habe ich schon einmal gesehen. Damals war er wesentlich jünger und eingeschlossen in Malkuths Kerker. Ihn hatte ich dazu ausersehen, einer von uns zu werden, sobald wir wieder eine Lamie haben.«
»Aber dann wäre er über hundert Jahre alt!«, wandte Malik ein. »Ich denke, Malkuth hat kein Elixier mehr.«
»Meines Wissens stimmt das auch«, entgegnete Sayd nachdenklich. »Aber vielleicht …«
Gabriel schien zu wissen, worauf er hinauswollte. »Du meinst, er hat ihm sein eigenes Elixier gegeben?«
»Ja. Keine sehr gute Idee, ich weiß, denn wir Männer können die Gabe nicht weitergeben. Aber in irgendeiner Weise scheint es ihm doch gelungen zu sein, wenngleich der Mann, den wir gesehen haben, wesentlich schneller altert als wir. Sollte mich meine Erinnerung nicht täuschen, so ist dieser Mann in hundert Jahren um vierzig gealtert. Was auch immer ihm Malkuth eingeflößt hat, hat ihm ein weiteres Menschenleben geschenkt.« Er blickte auf seine Hand, an der immer noch das Blut des Toten klebte. Normalerweise wurden Blutspuren vom Körper eines Lamienkindes aufgesogen, aber auch Sayds Haut schien sich zu weigern, das verdorbene Blut aufzunehmen. »Auf jeden Fall waren diese Männer hier Versuchstiere für eine neue Art Elixier. Ein Elixier, das er sicher auch dem Anführer versprochen hat, falls es Erfolg zeigt.«
»Und das Elixier hätte sie wirklich nicht unsterblich gemacht?
»Ich glaube nicht«, entgegnete Sayd, während er die Verwundung musterte. »An Verletzungen wie diesen wären auch wir gestorben, doch das hätte anders ausgesehen.«
In diesem Augenblick hatte er wohl wieder Hakim vor sich, den er im Lager von Saladin bekämpft
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