Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
seitdem er ihn sich aus dem Körper gerissen hatte.
Malkuth beugte sich über den Krieger und spürte, dass sich etwas in seiner Brust zusammenzog. Fast war es, als hätte er einen Magnetstein in der Brust, der versuchte mit dem zusammenzukommen, was Hassan in seiner Brust barg.
Malkuth war sicher, dass es mit der Teilung des Elixiers zusammenhing. Die beiden Hälften schienen zu wissen, dass sie zueinandergehörten!
Plötzlich schlug der rothaarige Krieger die Augen auf.
Malkuth schreckte zurück. Nicht aus Entsetzen darüber, dass Hassan ebenfalls ein rotes Auge hatte. Nein, er konnte auf einer Hälfte seines Gesichtsfeldes sich selbst sehen. So als würde er mit einem Auge in einen Spiegel schauen, mit dem anderen aber in einen dunklen Raum.
Zutiefst verwirrt wankte er zurück und hielt sich das rote Auge zu. Ein stechender Schmerz durchzuckte sein Hirn, ließ aber rasch wieder nach.
Während er das rote Auge weiter zuhielt, erhob er sich und kehrte zu der Bahre zurück. Hassans rotes Auge glomm, als würde ein Feuer darin lodern.
Zeichen von Wachheit zeigte er allerdings nicht.
»Was ist Euch …«
»… Gebieter?«, fragten die Zwillinge besorgt.
»Es ist seltsam«, antwortete Malkuth, während er vorsichtig die Hand von seinem roten Auge hob. »Fast erschien es mir, als könnte ich durch mein Auge das sehen, was Hassan sieht.«
Die Derwische blickten einander ratlos an.
Malkuth kümmerte sich nicht um sie und nahm die Hand ganz vom Gesicht. Im gleichen Augenblick setzte der Schmerz wieder ein. Und auch das Bild kehrte zurück. Der Anblick des Kriegers überlagerte sich mit der Ansicht der Decke, an die Hassan starrte.
Erneut schwankte Malkuth, bekam sich aber gleich wieder in den Griff und beugte sich über Hassan. In dem Augenblick tauchte sein eigenes erstaunt dreinblickendes Gesicht mit dem roten Auge vor ihm auf.
Allmählich dämmerte ihm, was geschehen war. DenSchmerz in seiner rechten Kopfhälfte ignorierend bewegte er sich hin und her, drehte dann Hassans Kopf leicht zur Seite.
Das Bild in dem roten Auge veränderte sich in dem Maße, wie Hassan sich bewegte. Er konnte durch das Auge seines Kriegers sehen!
Da das seltsame Doppelbild ihn am Nachdenken hinderte, legte er wieder die Hand vor sein rotes Auge. »Holt mir ein Tuch. Rasch!«
Selim blickte seinen Bruder an, dann eilte er aus dem Raum, um wenig später mit einem Stück weißen Kattuns zurückzukehren. Während Malkuth es über Hassans Auge band, versuchte er sich Ashalas Warnung wieder ins Gedächtnis zurückzurufen.
Wenn ein Mann seine Gabe weitergibt, wird er nur noch ein halbes Leben haben. Oder sagte sie, dass er ein geteiltes Leben haben würde? Den genauen Wortlaut hatte er vergessen, doch so oder so mussten die Worte eine andere Bedeutung haben, als sie bisher angenommen hatten.
Als Hassans Auge bedeckt war, verschwand das Doppelbild. Lediglich ein leichter weißer Schleier trübte Malkuths Sicht auf dem roten Auge.
Langsam wich er von dem Lager zurück und ließ sich auf der Truhe unterhalb des Fensters nieder. Zuvor hatte er es noch nicht so deutlich gespürt, doch jetzt war ihm, als hätte er seine Seele gespalten.
»Gebieter, was …«
»… fühlt Ihr gerade?«
Malkuth starrte auf den Krieger, der, obwohl sein grünes Auge offen war, noch immer nicht den Eindruck machte, wach zu sein.
»Ich weiß nicht. Es ist seltsam. So als würde es mich zweimal geben.«
Die Derwische wisperten sich etwas zu, dann begann Melis: »Es wäre doch möglich, dass Ihr …«
»… über Hassans Körper befehlen könnt.« Überwältigt von ihrer Bedeutung wisperte Selim diese Worte nur.
»Ihr meint, das wäre möglich?«
Die Zwillinge nickten. »Wir haben Geschichten gehört …«, begann Selim.
»… in denen von Wesen die Rede war, die …«
»… ihre Körper tauschen konnten.«
»Vielleicht ist es Euch möglich …«
»… von einem Körper in den anderen zu wechseln.«
Ein geteiltes Leben. Wenn die Derwische recht hatten, musste das die Bedeutung von Ashalas Worten gewesen sein. Nur wie sollte er den anderen Körper steuern? Wie sollte er in ihn hineinwechseln?
Mit Bedauern blickte er auf den alternden Hassan. Warum habe ich es nicht mit Azhar versucht? Sein Körper wäre wesentlich wertvoller gewesen.
Die Derwische traten nun neben Hassan, zogen aus den Ärmeln ihrer Gewänder kleine Nadeln hervor und stachen ihn in die Wangen und die Arme.
»Er zeigt keine …«
»Reaktion«, stellten sie schließlich fest.
»Es
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