Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
scheint, als sei seine …«
»… eigene Seele abgestorben.«
»Wisst ihr das oder vermutet ihr das nur?« Panik überfiel Malkuth plötzlich. Was, wenn die Hälfte seiner Lebenskraft in einem zur Reglosigkeit verdammten Körper gefangen war? Wenn er durch Hassan zwar sehen, aber nicht handeln konnte?
»Ihr solltet ihm befehlen …« »… sich zu erheben«, schlugen die Zwillinge vor.
Malkuth überlegte, wie er das anstellen sollte. Er erhobsich langsam, ging zu Hassan und zog ihm die Augenbinde herunter. Wieder erschien sein eigenes Bild vor ihm.
»Erhebe dich!«, rief er dem Krieger zu, während er versuchte die Doppelbilder zu ignorieren. »Ich befehle dir, steh auf!«
Doch Hassan rührte sich nicht. Und Malkuth ertrug nun auch die zwei Bilder in seinem Kopf nicht mehr. Wütend schleuderte er dem Krieger das Tuch wieder übers Gesicht und prallte heulend zurück. Das Bild vor seinem roten Auge war wieder weiß verschleiert.
»Ich halte es nicht aus!«, donnerte er wütend und schlug mit der Faust gegen die Wand. »Verdammt, was ist das nur?«
»Ihr solltet vielleicht versuchen …«
»… ihn mit Eurem Geist zu befehlen.«
Malkuth schloss die Augen. Wohltuende Dunkelheit umfing ihn.
Verdammt, warum war ich so leichtsinnig! Warum habe ich ignoriert, was Ashala uns gesagt hat. Sie war es nicht, die mich verraten hat, sondern ihr Geliebter Sayd. Ihr hätte ich vertrauen müssen.
Doch die Zeit zurückdrehen konnte er nicht. Er versuchte also, sich auf den von ihm abgerissenen Teil zu konzentrieren. »Nehmt ihm die Binde ab«, befahl er den Derwischen, während er selbst die Augen geschlossen hielt. So kann mich das Bild nicht wahnsinnig machen.
Als die Derwische seinem Befehl nachkamen, erschien erneut ein fremdes Bild vor seinen Augen. Er sah Selim, der sich über ihn beugte und sein Gesicht betastete.
Erhebe dich , dachte er, doch nichts geschah.
Streck den Arm aus.
Doch Hassan blieb reglos wie zuvor. Auch als er die Befehle wiederholte, änderte sich nichts.
»Verbindet ihm das Auge!«, befahl Malkuth. Als es unter seinen Lidern wieder dunkel wurde, öffnete er die Augen.
»Ihr werdet herausfinden, was es damit auf sich hat. Ihr werdet sämtliche alten Schriften nach einer Lösung durchsuchen, habt ihr das verstanden?«
Die Derwische nickten.
»Was ist mit …«
»… dem Elixier?«
»Lasst es vorerst ruhen! Das hier ist wichtiger!«
Die Derwische verneigten sich und verließen den Raum. Malkuth betrachtete Hassan noch einmal voller Abscheu, dann wandte er sich ebenfalls um.
Am nächsten Morgen, kurz nachdem sich der erste Silberstreif über der Wüste zeigte, fanden wir uns auf dem Hof zusammen. Ebenso wie unsere Gruppe war auch die von David und Saul reisefertig. Neben dem Sack mit seinen persönlichen Dingen hatte unser Schmied eine voluminöse Tasche an seinen Sattel gebunden. Wie ich wusste, enthielt sie alle »Beweisstücke« für das teuflische Werk der Templer.
Auch wir anderen hatten nicht gerade Berge an Gepäck bei uns, aber allein das Pergament, das ich benötigte, um meine Chronik aufzuzeichnen, nahm eine ganze Tasche ein, die ich am Sattel meines Pferdes befestigte. Die Feder, die mir Jared einst geschenkt hatte und die entscheidend gewesen war im Duell gegen Sayd, lag geschützt durch ein Holzkästchen darauf.
»Ich hoffe, ihr merkt euch gut, was ihr erlebt«, sagte ich scherzhaft zu Saul und Vincenzo, als ich mich von ihnen verabschiedete, »ich brauche eure Geschichten für meine Chroniken.«
»Du hättest mit uns kommen sollen«, entgegnete Saul breit lächelnd, dann schweifte sein Blick zu Gabriel, der geradeseine Sattelgurte prüfte. »Aber du kannst dich ja nicht von deinem Liebsten trennen.«
»Sayd hat beschlossen, dass ich mit ihm gehen soll«, wandte ich ein.
Saul lächelte daraufhin hintergründig. »Wie Sayd zu dir steht, wissen wir ebenfalls. Es ist ziemlich egoistisch von ihm, dich für seine Abenteuer einzuspannen, wo unsere doch mindestens genauso unterhaltsam werden.«
Ich spürte, wie ich errötete. Auch so ein, wie Sayd es nannte, menschlicher Zug, der sich erhalten hatte.
Saul klopfte mir lachend auf die Schulter. »Mach dir keine Gedanken, wir kommen schon zurecht.«
Damit fielen wir uns in die Arme.
»Wenn es dich beruhigt, werde ich ein paar Niederschriften für dich machen«, bot Vincenzo sich an. »Ich kann nicht versprechen, dass du meine Schrift lesen kannst, aber du hast ja eine ganze Ewigkeit, um sie zu entziffern.«
»Ihr solltet
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