Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
fand bald heraus, dass wir uns nur noch gut eine Woche entfernt von Al-Jaza’ir befanden, von wo aus wir uns nach Al-Andalus einschiffen wollten.
Allerdings gingen allmählich unsere Wasservorräte zur Neige. Obwohl wir Möglichkeiten hatten, Wasser aus der Luft zu gewinnen, kam uns die kleine Siedlung, die wir etwas weiter im Hinterland entdeckten, sehr gelegen.
»Das Dorf sieht nicht sonderlich belebt aus«, stellte Gabriel fest, nachdem er den Flecken eine Weile beobachtet hatte.
»Das tun Dörfer in dieser Gegend zu dieser Zeit nie«, entgegnete Jared. »Im tieferen Ägypten kann man von einigen Orten glauben, dass sie ausgestorben wären, doch das ändert sich, sobald die Sonne sinkt.«
»Wir brauchen auf jeden Fall frisches Wasser«, sagte Sayd. »Wenn es dort schon keine Menschen gibt, dann vielleicht wenigstens einen funktionierenden Brunnen.«
»So, wie es da aussieht, führt der Brunnen nur Sand«, behauptete Gabriel.
»Solange wir den Kopf nicht über den Brunnenrand halten, können wir das nicht wissen.« Sayd trieb sein Pferd an.
Auch als wir näher kamen, zeigte sich niemand. Nur eine getigerte Katze saß träge vor einem der Fenster.
Dass das Dorf nicht unbewohnt war, spürte ich sofort. Obwohl die Hitze ein wenig nachließ und die Schatten länger wurden, hockten sie in ihren Behausungen. Waren sie Fremden gegenüber derart misstrauisch? Oder warteten sie auf irgendetwas?
Was ich zunächst für Vogelgezwitscher hielt, entpuppte sich als das schrille Quietschen einer Noria, die zwischen den niedrigen Lehmbauten von einem ausgemergelten Esel angetrieben wurde. Viel Fruchtbarkeit hatte der Brunnen dem Landstrich nicht gebracht. Hier und da wuchsen Dattelpalmen, doch die Äcker waren trocken und rissig. Die Ziegen, die sich neben den Häusern herumtrieben, wirkten mager. Noch immer war kein Mensch zu sehen. Nicht einmal einen Ziegenhirten schien es zu geben. So, wie der Esel aussah, lief er aus Gewohnheit. Futter schien er für seine Arbeit nicht mehr zu bekommen.
»Offenbar ist niemand hier«, murmelte Jared, während er sich wachsam umsah.
Mir gefiel dieser Ort nicht. Gabriel schien es ähnlich zu gehen.
»Findet ihr nicht auch, dass es ein wenig zu ruhig ist?«, flüsterte ich. Keiner der Männer antwortete mir, jedenfalls nicht mit Worten. Die Art, wie sie die Hände unter ihre Gewänder schoben, sprach allerdings Bände.
»Seht ihr den Baum dort drüben?«, fragte Sayd dann. »Den mit den aufgepfropften Ästen?«
Dieser hässliche, verwachsene Baum war nicht zu übersehen. Darunter stand ein kleiner Käfig aus Schilfrohr. Etwas Dunkles befand sich darin, das ich nicht genau identifizieren konnte.
»Ich glaube, das Dorf ist doch bewohnt«, behauptete Jared.
»Woran siehst du das?«, fragte Gabriel.
»Glaubst du denn, dass die Hühner dort drüben freiwillig bei dieser Hitze in den Käfig gegangen sind?«
Wir saßen ab und gingen zu dem hässlichen Baum. Drei Hühner mit schwarz-rotem Gefieder drängten sich in dem Gebilde aus Schilfrohr. Sie wirkten ziemlich schwach und gackerten kläglich, als sie uns sahen.
»Nicht einmal Wasser haben die Ärmsten«, ich wollte schon die Klappe öffnen, als Sayd mein Handgelenk umfasste.
»Lass das lieber bleiben, Sayyida . Das hier sieht nach einer Opfergabe aus.«
»Eine Opfergabe? Für wen?«
Plötzlich ertönte ein Rauschen hinter uns. Beinahe gleichzeitig wirbelten wir herum und erblickten eine dunkle Rauchwolke, die sich dem Dorf rasch näherte. »Dschinn!«, zischte Sayd, dann riss er seine Krummdolche hervor.
»Was sind Dschinn?«, fragte ich, während ich mein Schwert aus dem Rückenhalfter zog. Den Begriff hatte ich in irgendeinem Märchen gelesen, doch dass es sie wirklich geben sollte, war mir neu.
»Staub und Rauch«, antwortete Jared, der seinen Fingerdurch den Ring seines Ankh schob, den er vom Lederband gelöst hatte. »Die wohl unangenehmsten Wüstengestalten im ganzen Maghreb!«
Kaum waren seine Worte verklungen, tauchten aus den vermeintlichen Staubwolken Männer auf. Oder besser gesagt Gestalten, deren Umrisse Männern glichen.
Ich zählte zunächst nur sieben, dann hörte ich auf zu zählen, denn drei von ihnen stürmten auf mich zu. Sie trugen schwarz-rote Gewänder, die tatsächlich aus Staub und Rauch zu bestehen schienen. Einer von ihnen ging in einer schwarzen Lederrüstung, über der ein roter Umhang wehte. Auf dem Kopf trug er einen Helm, der mich an Abbildungen aus dem antiken Rom erinnerte.
»Es wäre von
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