Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
vorgenommen.«
»Du hättest ihn töten sollen.«
»Aber das Schiff brauchte einen Kapitän!«, entgegnete ich und nahm seinen Einwand, dass ich das Schiff doch hätte führen können, gleich vorweg: »Was hätte die Mannschaft dazu gesagt, dass sich eine weißhaarige Frau als neuer Schiffsführer ausruft?«
»Sie hat richtig gehandelt, Sayd, das weißt du«, stand mir Gabriel bei.
Sayd nickte. »Und deshalb habe ich es auch übernommen, ihn zum Schweigen zu bringen.«
Während wir nun wieder schweigend nebeneinandergingen, fiel mir ein, was er an dem Tag gesagt hatte, als wir nach der Jasmina gesucht hatten.
»Du hast Tariqs Auswahl dieses Schiffes zugestimmt, damit es dir nicht leidtun muss, bei einem Zwischenfall jemanden zu töten.«
Sayd nickte. »Ich habe geahnt, dass die Reise nicht so glatt abgehen würde. Wie du von ihm selbst gehört hast, hätte er dich ohne Weiteres als Sklavin an irgendeinen Edlen aus Al-Andalus verschachert. Wenn nicht sogar an den Emir von Granada. Und jetzt reden wir nicht mehr darüber, Worte holen ihn nicht zurück.«
Ich blickte noch einmal über die Schulter, doch außer dem Mast sah ich von der Jasmina nichts mehr.
»Du solltest es unterlassen, mir einfach ins Gewand zugreifen, Laurina«, setzte Sayd hinzu, als wir ein paar Schritte schweigend nebeneinandergegangen waren. »Es wäre möglich, dass du in eine meiner Nadeln greifst und dich verletzt.«
»Als ob du deine Nadeln offen unter dem Hemd tragen würdest!«, entgegnete ich bissig, verkniff mir aber weitere Äußerungen, denn ich spürte, dass Sayd mir wegen meines Handelns grollte.
15
M alkuth gewahrte die Reiter, als sie die große Düne nahe seinem Unterschlupf überquerten. Eingehüllt wurden sie von einer Staubwolke, die eigentlich zu groß war für den Trupp, der vor Wochen die Burg verlassen hatte. In höchster Erregung krallte Malkuth seine Finger in den Fenstersims. Wochen waren vergangen, seit Azhar ausgezogen war, um die Dschinn zu finden. In letzter Zeit hatte Malkuth nicht mehr mit seiner Rückkehr gerechnet.
Doch die Staubwolke, die sich seinem Unterschlupf näherte, verlieh ihm neue Zuversicht. Entschlossen schlug Malkuth seinen Mantel zurück und eilte die Wendeltreppe des Turms hinunter.
In der vergangenen Woche hatte er einige hoffnungsvolle Nachrichten bezüglich der Assassinen erhalten, die nach Messina aufgebrochen waren. Seine Spione hatten ihm berichtet, dass sie auf dem Weg nach Rom seien. Mit der Unterstützung der Dschinn könnte er versuchen, die Männer in seine Gewalt zu bekommen.
Sayd sorgt sich um seine Brüder , ging es Malkuth durch den Kopf. Ein Gefäß voll Lamienelixier ist ein sehr geringer Preis für ihr Leben, den er gerne zahlen wird.
Unten angekommen gab er den Wachen Anweisung, die Reiter auf der Stelle einzulassen. Dann straffte er sich und ging seinen Gästen entgegen. Als Azhar durch den Torbogen ritt, trat ein triumphierendes Lächeln auf sein Gesicht.
An seiner Seite ging eine unverschleierte Frau in Männerkleidern. Auf den ersten Blick hielt Malkuth sie für eine Angehörige eines der Berbervölker, von denen einige Frauen als Anführerinnen akzeptierten. Doch dann sah er die Hufe unter dem Saum ihres Gewandes.
Aisha Qandishas Begleiter waren ebenso wenig menschlich wie sie selbst. Nur noch verschwommen waren menschliche Körper zu erkennen. Knochen, Muskeln und Haut waren von einer rauchartigen Substanz umgeben – genau so, wie die alten Schriften sie beschrieben. Seine Soldaten waren nicht unter den Ankommenden. Hatte Aisha sie auf der Stelle gefordert?
»Willkommen in meiner Burg.« Malkuth hob seine Hände. »Azhar, stell mir unseren Gast vor!«
»Das ist die Lalla Aisha«, antwortete der Krieger. »Die Herrin der Dschinn.«
Malkuth versuchte sich seine Freude nicht allzu offensichtlich ansehen zu lassen. »Obwohl ich mir die Göttin der Dschinn anders vorgestellt habe, heiße ich Euch willkommen.«
»Wie hast du dir mich denn vorgestellt?«, entgegnete die Frau. »Sollte ich keinen menschlichen Körper haben? In dir schlummert ebenfalls der Keim einer Göttin. Hast du deshalb keinen Körper aus Fleisch und Blut?«
»Meine Göttin war anders als Ihr.«
»Und deshalb bin ich es auch, die dir jetzt Hilfe anbieten kann, wo deine Göttin versagt hat.«
»Ihr seid also eingeweiht?«
»Dein Krieger erzählte mir davon. Und ich bin gewillt, dir zu helfen, wenn du gewillt bist, mir Respekt zu zollen und mir ein Opfer darzubringen.«
»Das werde ich,
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