Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
enger zog.
»Du hast nicht darauf geachtet«, sagte ich, während ich ihm mitleidig über den Rücken strich. Dann blickte ich zu Sayd. »Was meinst du, wird es auch so sein, wenn wir das nächste Mal in einen Waschbottich schauen?«
Sayd schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ashala hat nie von einer derartigen Verwandlung gesprochen.«
»Wahrscheinlich, weil sie den Anblick schon gewohnt war.«
»Sie war nie auf dem Meer«, bot uns Sayd eine andere Erklärung an. »Sie war immer nur in diesem Land, tausend Jahre lang. Ich kann euch nicht erklären warum, aber wahrscheinlich ist das von Gott geschaffene Meer der einzige wahre Spiegel – jedenfalls für uns.«Im Hafen von Al-Mariyya lagen neben orientalischen Schiffen auch zahlreiche europäische vor Anker, dicke, bauchige Ungetüme mit einem oder zwei Masten, gegen die unsere müde Al Boom wie eine junge Gazelle wirkte.
Gabriel erklärte mir, dass er auf einem ähnlichen Schiff ins Morgenland gereist war. Nur waren die heutigen Schiffe besser ausgestattet und nicht dazu da, Truppen nach Ägypten zu bringen. Schwere hölzerne Lastkräne entluden riesige Warenbündel und Fässer.
»Wo ist Sayd?«, wunderte ich mich, als ich an Deck nur auf Gabriel und Jared traf. Die Bootsleute ließen gerade den Anker zu Wasser und warfen schwere Taue aus, um die Jasmina am Kai zu befestigen. Jared wirkte immer noch grünlich, doch die Nähe zum Land schien seinen Magen zu beruhigen.
»Er wird den Kapitän bezahlen, nehme ich an.« Gabriel reichte mir die Hand. »Wir warten am Steg auf ihn.«
Über die schmale Landungsbrücke eilten wir auf den aus dicken Holzbohlen errichteten Kai. Am Vormittag herrschte hier rege Geschäftigkeit. Schiffe wurden be- oder entladen, Seeleute und Händler hasteten über die Anlegestelle.
In der vorbeiströmenden Menschenmenge entdeckte ich nun auch abendländische Menschen. Einige von ihnen trugen arabische Kleidung, andere christliche. Von Jared und Sayd wusste ich, dass Christen und Juden auf arabischem Boden nicht angetastet werden durften, weil sie das Volk der Schrift waren, nach den alten Schriften lebten, die auch vom Islam verehrt wurden, aber nicht an den Propheten glaubten. Nicht immer wurde die Vorschrift eingehalten, aber die Christen schienen sich auf den ersten Blick harmonisch zwischen den Arabern zu bewegen.
»Da kommt er!«, verkündete Jared, der sich wider Erwarten nicht niedergeworfen hatte, um den Boden zu küssen.
Wir hatten gerade das Ende des Steges erreicht, als Saydhinter uns auftauchte. Sein Bündel hatte er lässig über die Schulter geworfen, ein Dolch steckte an seinem Gürtel und hielt das gewickelte Obergewand zusammen.
»Dann machen wir uns doch am besten auf die Suche nach Pferden und einer Unterkunft«, verkündete er gut gelaunt und ging voran.
Wir hatten uns noch nicht weit vom Schiff entfernt, als dort plötzlich Geschrei laut wurde. Zunächst waren es nur undeutliche Fetzen, dann vernahm ich die Worte Tod und Mord . Ich blickte zu Sayd. Obwohl er die Rufe auch hören musste, zeigte er keine Regung. Mir dämmerte allerdings, welchen Lohn er dem Kapitän gegeben hatte. »Sag, hattest du eine angenehme Unterhaltung mit dem Kapitän?«, fragte ich süßlich auf Französisch, denn ich war sicher, dass niemand hier diese Sprache verstand.
Sayds Mundwinkel zuckten verräterisch. »Gewiss.«
Blitzschnell griff ich in die Öffnung seines Obergewandes, wo er vor einigen Tagen den Geldbeutel getragen hatte. Meine Fingerspitzen berührten prall gefülltes Leder. Sayd verzog noch immer keine Miene.
»Du hast wirklich …«
Ich blickte zu Jared und Gabriel, denen es ebenfalls dämmerte.
»Ich habe getan, was ich tun musste«, antwortete Sayd knapp und zog sein Gewand wieder zurecht.
»Wir hatten doch während der Fahrt keine weiteren Unannehmlichkeiten ...«
»Dennoch konnte ich ihn nicht am Leben lassen, es wäre zu gefährlich gewesen. Er wusste, dass du kein normaler Mensch bist. Damit wäre er für Malkuth die ideale Informationsquelle.«
»Aber …«
»Glaub nicht, dass unser Feind keine Helfer und Spionein den Städten hat. Ist es uns gelungen, Kontakte in Al-Jaza’ir zu knüpfen, kann es ihm auch gelungen sein.«
»Woher soll er denn wissen, dass wir mit dem Schiff dieses Mannes gereist sind?«
»Vielleicht hat uns jemand gesehen. Entscheidend war allerdings, dass er dich angegriffen hat. Niemand legt ungestraft seine Hand an dich, Sayyida.«
»Aber ich hatte ihn mir doch schon selbst
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