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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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erwachte.
    Amber entglitt meinem Einfluss, riss den Kopf zurück und ihr Körper wurde steif in meinen Armen.
    Ich hielt sie fest und wusste im gleichen Moment, dass ich ihr weh tat. Aber ich konnte sie nicht vollständig betäuben, dann wäre alles umsonst gewesen.
    »Julius, nein, was tust du!« Sie schrie und versuchte, mich von sich zu stoßen. Doch es war zu spät. Ambers Herz raste und rief nach mir in wildem Trommelstakkato.
    Beute, die sich wehrte, war so viel aufregender!
    Kurzerhand erstickte ich ihren Schrei und hielt ihre Arme fest. Jetzt sah sie meine Raubtieraugen. Mit letzter Anstrengung bäumte sie sich noch einmal auf. Ihr Fuß zertrümmerte die morsche Armlehne der Bank und versetzte die Schaukel in unharmonische Schwingungen.
    Amber konnte nicht fliehen. Ein kehliges Lachen entrang sich meiner Kehle.
    Doch ein letzter Blick in ihre Augen ernüchterte mich. Sie hatte schreckliche Angst. Ihre Gedanken waren wie laute Schreie. » Ich will nicht sterben. Bitte, bitte, ich will nicht sterben! «
    »Du wirst nicht sterben!« sagte ich, doch sie hörte nicht auf mich und kämpfte nur noch stärker.
    » Warum ist denn hier niemand? Warum? « , hörte ich ihre Gedanken toben, während sie versuchte, mich in die Hand zu beißen.
    Bilder rasten durch ihren Kopf: ihr toter Bruder, blutbedeckte Laken, ihre weinende Mutter, meine brennenden Augen.
    Eshatte keinen Sinn, ihr zu erklären, was geschah, nicht jetzt! Wir hatten ohnehin keine Wahl, weder sie noch ich. Entschlossen bog ich Ambers Kopf zurück. Ihre Muskeln zitterten bei dem Versuch, mir Paroli zu bieten. Aber es kostete mich keinerlei Anstrengung, ihren Widerstand zu überwinden.
    »Verzeih mir!«, sagte ich, dann sanken meine Zähne in ihr warmes, weiches Fleisch. Ich ritzte ihre Halsschlagader und trank. Trank in tiefen, langen Zügen die Sonne aus ihrer Haut.
    Augenblicklich strömte meine Magie in ihren Körper und teilte meine Wonne mit ihr. Sie radierte die Angst vollständig aus Ambers Körper heraus und füllte ihn mit Hingabe und Lust.
    Vampirmagie. Bei allen anderen Opfern hätte ich in diesem Moment auch die Erinnerung an den Biss, mein Aussehen und den Schmerz gelöscht. Nicht bei ihr. Ihr nahm ich nur den Schmerz.
    Mit jedem Herzschlag ergoss sich mehr von Ambers traumhaftem Nektar in meine Kehle.
    In einer uralten, wortlosen Sprache knüpfte ich ein unzerreißbares Band. Es war der erste Schritt auf dem Weg, die junge Frau zu meiner Dienerin zu machen.
    Ambers Gegenwehr erstarb und meine Magie entfaltete volle Wirkung. Lust prickelte als warmes, wohliges Gefühl durch ihren Körper. Sie konnte nicht anders, als meine Nähe zu suchen, und drängte sich an mich.
    Mit zitternden Fingern strich sie mir über den Rücken, spielte mit meinem Haar und flüsterte meinen Namen, wie etwas Kostbares, Heimliches.
    Ich trank lange. Dann war es endlich genug und ich schluckte die letzten Tropfen hinunter. Ich wollte, durfte sie nicht töten.
    Amberpresste eine Hand auf die Wunde und sah mich an. Ihre Augen glichen denen eines erschrockenen Kindes, das erkennen muss, dass die Welt nicht immer fair spielt.
    Ich starrte in ihre Ozeanaugen, leckte das Blut von meinen Lippen und fühlte mich auf eine seltsame Weise schuldig.
    Noch immer tanzte Magie zwischen uns, und die geteilte Wonne wich nur langsam aus unseren Körpern. Mein Einfluss auf ihr Bewusstsein ließ nach und damit auch die Kraft, die mich für eine Weile unwiderstehlich gemacht hatte. Amber sah mich unverwandt an. Meine Augen bekamen unter ihrem Blick langsam ihre normale Farbe zurück.
    Ich spürte Gedanken aufblitzen. » Vampir! «
    »Ja, das bin ich!«
    Angst brach durch und war im nächsten Moment wieder fort, weil ich es nicht wollte. Sie sollte mich nicht fürchten und sie konnte es nicht, wenn ich es verhinderte.
    Amber öffnete kurz den Mund, dann verschluckte sie die Worte, die sie sagen wollte. Es war noch zu früh, ihre Gedanken ein wildes Durcheinander.
    Verstört ließ sie sich gegen die hölzerne Lehne sinken. Wir saßen einfach nur da und schwiegen über all das, was wir voneinander erfahren hatten. Das Blut war wie eine Brücke gewesen. Während ich getrunken hatte, hatte ich ihre Gedanken geschaut, ihren Kummer, ihre Einsamkeit. Ich zog Amber in meine Arme, und sie zitterte.
    Der Blutverlust ließ sie in der warmen Nacht frösteln. Die Hollywoodschaukel wiegte sanft hin und her und barg uns in einen süßen Alptraum.
    »Du hast mein Blut getrunken, Julius«, flüsterte

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