Septemberblut
Teil meines Schmerzes durch das Siegel, das uns verband. Sie blickte zu Boden, errötete und drückte kurz meine Hand.
»Es tut mir leid, dass ich von dir genommen habe, Amber. Vergib mir.«
Sie nickte. War das ein Ja? Mehr würde ich in diesem Moment wohl nicht bekommen.
Nach Minuten des Schweigens fragte sie: »Und was wird jetzt? Sehen wir uns wieder, bin ich nun so eine Art unfreiwillige Blutbar für dich, oder was?«
»Du hast wirklich keine besonders schöne Art, dich auszudrücken, Amber Connan. Wie wäre es, wenn wir uns wie zwei normale Sterbliche verabreden und ins Kino gehen würden oder tanzen?«
Jetzt, da sie das Siegel trug, konnte ich es ruhiger angehen lassen. Sie musste mir vertrauen, außerdem wollte ich sie wirklich gerne kennenlernen. Sie hatte mich neugierig gemacht.
»Ins Kino?«, fragte sie ungläubig.
»Warumnicht? Wir können machen, was du willst, nur eben nach Sonnenuntergang.«
Sie schüttelte den Kopf und lehnte sich vor. Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken, wieder und wieder, bis ich fühlte, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich.
»Ich glaub das alles nicht«, murmelte sie, dann ließ sie zu, dass ich sie wieder in meine Arme zog. Erleichtert spürte ich ihren Herzschlag ruhiger werden.
Zwischenzeitlich war ich mir nicht mehr so sicher gewesen, ob Amber wirklich mein geworden war. Einen Menschen an sich zu binden war weitaus komplexer, als ihm in einem unbeobachteten Augenblick Blut einzuflößen, das verstand ich jetzt.
Aber im Moment war alles vergessen. Mein Magen war voll, ich saß an einem Plätzchen, das jeden Dichter vor Neid erblassen ließ, hatte eine Frau an meiner Seite, deren warme Haut köstlich duftete, und ich hatte den Auftrag meines Meisters erfüllt. Ich war voll und ganz mit mir zufrieden. Glücklich stieß ich uns mit den Füßen ab und genoss das sachte Schwingen der Hollywoodschaukel.
Kapitel8
Plötzlich waren sie da.
Eindringlinge in meinem Revier! Ich spürte die Totenmagie fremder Vampire. Es waren zwei, vielleicht drei.
Sie kamen näher, und sie waren auf der Jagd! Ihre Absicht zu töten hing wie ein unsichtbares Versprechen in der Luft.
Ich straffte meine Schultern und strengte meine Sinne an. Wer waren sie? Es konnte nur eine Antwort geben: Daniel GordonsClan! Sie waren auf der Suche nach dem Messer, doch ich war ihnen zuvorgekommen.
Ich schob Amber unsanft von mir und sprang auf.
Mit einer Hand griff ich nach ihrer Tasche, mit der anderen zog ich die junge Frau hinter mir her. »Komm, wir müssen verschwinden!«
Sie stolperte durch das Gras und spürte meine Furcht, als sei es ihre eigene. Das Siegel funktionierte, jetzt wusste ich es mit Sicherheit. Palmenblätter schlugen in unsere Gesichter, dann waren wir zurück auf der Straße vor dem Bungalow. Ich sah mich hektisch um.
Amber starrte mich erschrocken an, besonders meine Augen, die wieder von dunklem zu sehr hellem Braun gewechselt hatten. Ihr Körper spiegelte meine Gefühle. »Julius, was ist denn?«, brachte sie hervor.
»Andere Vampire, sie haben uns aufgespürt!«
Die Kraft des Messers pulsierte durch die Tasche, und meine Hand verkrampfte sich schmerzhaft. Das ging nicht mehr lange gut.
Die Vampire hatten uns den Rückweg zum Boulevard abgeschnitten.
Einen Verfolger konnte ich sogar noch aus dieser Entfernung ausmachen. Er stand unter dem Straßenschild Ecke Sunset. Ein Riese, schwarz in einer Korona aus Scheinwerferlicht. Autos rasten an ihm vorbei.
Ich drückte Amber die Tasche in die Hand. »Nimm das Messer und lass es auf keinen Fall los.«
Sie öffnete den Reißverschluss mit zitternden Fingern. Sobald Amber die Holzklinge in der Hand hielt, packte ich sie am Arm und hetzte los. Fort von hier, den Berg hinauf in die Dunkelheit.
Die Jäger hatten uns eingekreist und nur einen Fluchtweg gelassen.
Undwir rannten genau dorthin, wo sie uns haben wollten. Palmen flankierten die Straße. Endlose Reihen huschten an uns vorbei und trotzdem kam es mir vor, als bewegten wir uns kaum von der Stelle. Verfluchte menschliche Langsamkeit.
Ich war ein guter Kämpfer, doch drei Vampire waren eindeutig zu viel. Und der Meistervampir Gordon hatte sicherlich nicht seine schwächsten und jüngsten Kreaturen geschickt.
Wir überquerten eine verlassene Kreuzung. Amber stolperte über den Bordstein. Sie streifte ihre Schuhe ab und rannte jetzt barfuß, aber noch immer nicht schnell genug.
Wir mussten nur laufen, laufen, dann konnten wir es schaffen!
Ambers Atem ging immer
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