Septemberblut
Christina, und die starb gerade in der Containerhalle. Das durfte nicht geschehen! Ich musste wissen, wo Amber war!
Ich lief zurück.
In der Dienerin steckte noch weniger Leben als zuvor. Ihr Geist war fort und damit bestand keine Chance für mich, zu erfahren,was ich wissen musste. Jetzt konnte nur noch einer helfen: Curtis.
»Wir müssen hier weg!«, sagte ich und zog Brandon auf die Beine. Er schwankte, suchte mit seinen blutverschmierten Händen nach Halt und rutschte an der Wand des Containers ab. Er war verloren in seinem Schmerz. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, sondern versuchte krampfhaft, Ruhe zu bewahren.
Wenn die Welt aus den Fugen geriet, waren es die kleinen Dinge, die mich auf dem Pfad hielten.
Brandon brauchte mich jetzt, Christina brauchte mich ebenso. Sie musste durchkommen, auch damit ich Amber finden konnte. Ich war Brandons Meister, ich musste ihn schützen, ihn und die Seine, wie ich es gelobt hatte.
»Hilf uns, Julius, bitte. Hilf uns!«
»Wir bringen sie heim«, antwortete ich ruhig, hockte mich hin und zog Christina vorsichtig in meine Arme. Ihre Haut wurde bereits kalt und ihr Atem ging flach, war kaum hörbar. Ihr Kopf kippte nach hinten, als ich aufstand. Es sah nicht gut für sie aus.
Brandon lief voraus.
Während ich sie trug, ließ ich meine Energie in ihren Körper strömen, doch sie verließ sie fast genauso schnell wieder. Es war hoffnungslos. Christina würde uns beide aufzehren und doch sterben, ich konnte den Tod in ihr bereits riechen.
Als wir die große Halle erreichten, rannten wir zum Ausgang, ohne einen Blick auf all die Toten zu werfen.
Ich zwängte mich mit Christina durch die Tür. Ihre Beine baumelten leblos herab.
Draußen wehte uns kühler Wind entgegen. Der Himmel hatte seine tiefe Schwärze bereits eingebüßt. Die Sterne verblassten und der Morgen war nicht mehr weit.
AmAuto legte ich Christina in Brandons Arme. Er setzte sich mit ihr auf die Rückbank. Wieder schenkte er ihr Energie. Viel besaß er jetzt nicht mehr.
Wir mussten es einfach schaffen!
Curtis hatte ihr die Unsterblichkeit versprochen. Wenngleich er sie erst in einiger Zeit verwandeln wollte, so galt doch sein Wort.
Ich fuhr wie der Teufel und nahm eine Ampel nach der anderen bei Rot. Die Fahrt kam mir endlos vor. Immer die gleichen Häuserfronten, Gitter vor dreckigen Scheiben, Graffiti, tote Palmen, das alles im Nachtgelb der Großstadt.
Wütend umklammerte ich das Lenkrad, nahm eine weitere Kurve mit quietschenden Reifen, schaltete höher und raste den Santa Monica Boulevard hinunter. Christinas Ohnmacht war so tief, dass ich bezweifelte, dass sie je wieder daraus erwachen würde. Brandon hielt den Kopf gesenkt und weinte stumm.
Ich brachte kein Wort über die Lippen. Ich konnte jetzt nichts sagen, ich konnte es einfach nicht.
Draußen hämmerte der Motor des Firebird. Im Wagen war es schrecklich still und stickig. Die Luft roch nach Tod. Ich bremste, riss das Lenkrad herum und der Wagen rutschte auf den Parkplatz hinter dem Lafayette.
Curtis war bereits zurück. Seine Limousine stand auf dem angestammten Platz neben der Tür.
»Nein, nein, nein!«, wimmerte Brandon plötzlich, dann presste er seinen Mund auf den seiner Dienerin. Christinas Atem hatte ausgesetzt.
Kapitel42
Ich stieg aus dem Wagen, riss die Hintertür auf und wusste selbst nicht, was ich tat. Im nächsten Moment war ich erfüllt von brennender Magie.
»Brandon, hilf mir, lass mich ein!«
Seine Schilde fielen. Ich tobte durch seinen Geist, fand die Siegel, stürzte weiter zu Christina und presste meine Magie in ihren Körper. Sie bäumte sich auf, und plötzlich atmete sie wieder.
Ich kippte geschwächt zurück und konnte mich gerade noch an der Autotür festhalten. Brandon starrte mich an, als sähe er mich zum ersten Mal, dann taumelte er mit seiner sterbenden Geliebten in den Armen zur Hintertür.
Er wiederholte Christinas Namen, erst leise, dann immer lauter, wie ein Mantra. Als wir das Entree betraten, schrie er seine Verzweiflung heraus, brüllte wie ein verwundetes Tier.
Er schleppte Christina in den Versammlungsraum und hinterließ dabei eine Blutspur. Ich folgte ihm wie betäubt.
Amber war fort! Brandon hielt seine sterbende Dienerin in den Armen, aber Amber war fort, wie von der Erde getilgt. Ich streckte meine Sinne, doch mein Meister hatte sich wieder abgeschirmt. Das konnte er nicht machen. Nicht jetzt! Christina brauchte ihn. Wir brauchten ihn!
»Curtis! Hörst du mich, verdammt!«,
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