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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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schrie ich und lief ins Entree. »Curtis! Bitte! Christina stirbt!«
    Brandon bettete seine Geliebte auf den großen Tisch aus Wurzelholz.
    Sie lag da wie eine Tote.
    »Curtis muss sie verwandeln, Julius, er hat es versprochen«, wimmerte er und versuchte mit fahrigen Bewegungen, ihre unzähligen Wunden zu verbinden.
    Erselbst war mittlerweile zu schwach, um die Verwandlung erfolgreich durchzuführen. Er hatte ihr all seine Kraft gegeben und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Jemand anders musste es tun.
    »Curtis!«, schrie ich wieder. Ich hatte das Gefühl, meine ganze Welt bräche zusammen.
    Mein Meister versteckte sich hinter seinem Schutzwall und Amber war weg, einfach weg, als hätte sich ein Schlund aufgetan und sie vom Erdboden vertilgt.
    Endlich kam Curtis. Er hinkte und stützte sich schwer auf Robert. Bei seinem Anblick wurde mir das Herz leichter und ich gab mich der Hoffnung hin, dass er meine Welt richten würde. Doch das war ein Trugschluss.
    »Was wollt ihr?«, fauchte er.
    Brandon lief zu ihm und kniete nieder. »Du musst sie verwandeln, Curtis, bitte! Christina stirbt, meine Christina stirbt!«
    Curtis stieß Brandon von sich, so dass dieser der Länge nach hinstürzte.
    »Du hast es versprochen«, wimmerte der Indianer und näherte sich Curtis erneut auf Knien.
    Ich konnte es kaum mit ansehen. Niemand sollte sich derart erniedrigen müssen.
    »Curtis, bitte«, drängte ich, doch ich wurde ignoriert.
    Ich fühlte, wie der Meistervampir seine Energie bündelte, dann stieß er den Indianer mit einem unsichtbaren Faustschlag von sich. Brandon krümmte sich auf dem Boden zusammen.
    »Frag deinen neuen Herrn, Brandon Flying Crow. Ich kenne dich nicht mehr!«
    Ungläubig sah ich dem Meister hinterher, der, ohne mich auch nur anzusehen, den Raum verließ.
    Brandon umklammerte meinen Fuß und starrte mich aus seinenschwarzen Augen an. »Bitte«, hauchte er. Nur ein Wort. »Bitte.«
    Ich trat an den Tisch und blickte in Christinas bleiches Antlitz. Ich hatte mir geschworen, niemals Vampire zu schaffen. Doch was hatte ich nicht alles geschworen? Christina starb, weil sie Amber verteidigt hatte, und sie wusste als Einzige, was mit meiner Geliebten geschehen war. Christina musste leben.
    Brandon kam mit letzter Kraft auf die Beine.
    Christinas Blut rann über den Tisch und tropfte auf den Boden. Tropf, tropf. Es war wie eine tickende Uhr, ein Countdown.
    Sie starb.
    »Bitte, Julius, … Meister.«
    Brandon brauchte nichts mehr zu sagen. Ich wusste, was ich zu tun hatte.
    Ich durfte ihm seine Bitte nicht ausschlagen, durfte es nicht! Wer war ich, zu entscheiden, dass er seine Liebe verlieren musste? Ich war nicht wie Curtis.
    »Halte ihren Kopf, Brandon, das macht es ihr leichter.«
    »Du verwandelst sie?«
    Der Vampir konnte sein Glück kaum fassen. Liebevoll strich er Christinas blutverklebtes Haar zurück und entblößte ihren Hals für mich. Ich zögerte kurz und dachte an die Nacht in meiner Gruft auf dem Hollywood Forever, als ich gegen ihren Willen von ihr getrunken hatte. Eine halbe Ewigkeit war das her. Ich schüttelte die dunklen Bilder ab, dann biss ich zu.
    Das Blut rann nur zäh durch meine Kehle, ich hatte bereits mehr als genug getrunken in dieser Nacht und musste mich regelrecht zwingen zu schlucken. Aber Christinas Körper barg ohnehin nicht mehr viel.
    Brandon wisperte leise Koseworte. Ich trank und dachte bei jedem Schluck an Amber.
    Die Sonne würde bald aufgehen. Selbst wenn Christina nachder Verwandlung ansprechbar sein sollte und wusste, was mit Amber geschehen war, konnte ich nicht zu meiner Geliebten. Es wurde Tag, und ich konnte nichts für sie tun!
    Ein Tauziehen zwischen mir und Christinas Herzen begann. Wir kämpften um das letzte bisschen Blut, das letzte Quäntchen Leben.
    Sonst liebe ich diesen Wettstreit. Jetzt war es blanke Notwendigkeit. Christinas Herz klopfte dumpf und dröhnend bis in meinen Hals, dann blieb es stehen, schlug ein letztes Mal, und war dann endgültig still. Ich richtete mich auf und trat zurück.
    Die Sterbende kam mit einem Schlag zu Bewusstsein, öffnete ihre Augen und begann zu zittern.
    Brandon saß hinter ihr auf dem Tisch und wiegte sie verzweifelt in den Armen. Er teilte ihren Schmerz. Seine Geliebte rang mit offenem Mund nach Atem. Luft pfiff durch ihre Kehle. Sie starrte zu Brandon hinauf.
    »Sie stirbt«, sagte ich rau und wischte mir die roten Tropfen vom Kinn. »Gleich ist es vorbei.«
    Doch ich sollte mich irren. Christina kämpfte

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