Septemberblut
dann waren sie auch schon da. Am anderen Ende der Halle. Robert riss seinen Herrn in die Deckung eines Rolltors.
Dava kreischte und fiel im Kugelhagel. Der Schütze hatte ihr Herz verfehlt, und jetzt kroch die junge Vampirin wimmernd über den Boden. Ein weiterer Schuss traf ihr Bein. Sie schrie jämmerlich und blieb liegen. Ich sah Kathryn aus der Deckung treten. Sie wollte ihre Vampirin retten. Ich gab ihr Feuerschutz, verschwendete drei meiner Kugeln für Dava, ausgerechnet für sie.
Kathryn zog sie zu sich in Sicherheit.
Jetzt saßen wir alle in der Falle, großartig. Ich sah dorthin, wo ich meinen Meister vermutete. » Curtis, verdammt, hör auf mit der Maskerade! «
» Ich höre dich laut und deutlich, Julius « , erwiderte er gereizt.
Er würde es sich nie eingestehen, dass es ein Fehler gewesen war, meine Stimme zu blockieren. Jetzt war unsere Verbindung wieder da, und ich atmete leichter.
Kugeln prallten hin und wieder gegen das Metall über uns. Gordons Vampire hatten das Feuer fast gänzlich eingestellt, aber sie zielten jetzt besser.
Ich konnte sie nicht sehen. Ihre Deckung auf der Balustrade war perfekt. Doch was, wenn ich einen herausholen konnte?Geistige Manipulation war schon immer meine Stärke gewesen. Ich wies Brandon an, sich auf die Empore auf der rechten Seite zu konzentrieren, dann begann ich das zu tun, was ich Fischen nannte.
Ich war mir mittlerweile relativ sicher, dass Gordon es nicht für nötig gehalten hatte, seine Kinder vor den Einflüssen anderer Unsterblicher zu schützen. Und richtig: Ich fand eine junge Frau. Vor wenigen Wochen erst war sie in die Nacht geboren worden.
Die Pistole in ihrer Hand führte sie sicher. In ihrem sterblichen Leben war sie Polizistin gewesen. Neben ihr stand ihr Freund, auch er war verwandelt worden. Ich sah kurz durch seine Augen, über den Lauf seiner Waffe hinab zu der Maschine, unter der wir uns versteckten. Der Geist des jungen Mannes war nur lose mit Gordon verbunden, die Frau war frei von Einfluss. Vielleicht würde ich sogar beide schaffen. Ich konzentrierte mich.
Es war fast zu einfach. Ich brach wie ein Sturm in ihren Geist, riss Gedanken und Gefühle in einen chaotischen Strudel und lenkte ihre Beine wie an Marionettenfäden.
Zwei Schüsse zerrissen die Stille. Ich öffnete die Augen und sah die beiden Vampire von der Empore kippen. Sie waren bereits tot, bevor sie auf dem Betonboden aufschlugen. Zwei weniger.
Brandon blickte sich nach mir um, grinste breit und lud die Pistole nach.
Ich sah die Gefahr, wollte ihn warnen, doch dann krachte der Schuss.
Brandon ließ die Waffe fallen und unterdrückte einen Schrei. Ich griff mir erstaunt an den Arm. Sein Schmerz war auch meiner, wenngleich viel schwächer. Silber. Verdammtes Silber!
Brandon presste eine Hand auf den Oberarm. Die Kugel hattedas Fleisch durchschlagen und war wieder ausgetreten, ohne größeren Schaden anzurichten. Eilig löste ich das Tuch von meinem Hals, kroch zu ihm und band seinen Arm ab.
Brandon biss die Zähne zusammen und hob die Pistole auf.
Wenn es uns gelingen würde, weitere Vampire aus der Deckung zu ziehen, hatten wir eine reelle Chance, hier lebend rauszukommen.
Ich fühlte, wie die Magie in der Halle anschwoll. Curtis, Kathryn und Liliana folgten meinem Beispiel und fischten nach dem Bewusstsein der unsichtbaren Schützen. Erstaunt beobachtete ich das absurde Schauspiel, das Liliana lieferte, als sie einen jungen Unsterblichen aus der Deckung zerrte und ihn zwang, sich die eigene Pistole auf die Brust zu setzen.
Als der Schuss fiel, applaudierte jemand. Kathryn oder Manolo vielleicht.
In Lilianas blauen Augen war nur Raum für Eiseskälte. Sie hatte erst Adrien verloren und jetzt ihren zweitältesten Vampir. Sie maß die Toten mit zweierlei Maß, und ihre Gier nach Rache war noch lange nicht gestillt.
Plötzlich explodierte ein wortloser Schrei in meinem Kopf. » Julius! Hilfe! «
Amber! Es war Amber! Sie war in Gefahr.
Wie ein Sog rissen mich die Siegel in ihren Körper. Ich schloss die Augen und sah nur noch durch ihre. Christina und sie waren eingekeilt zwischen Containern, an denen auch wir vorbeigekommen waren.
Die hohen Behälter versperrten ihnen die Sicht, und die Frauen feuerten verzweifelt auf unsichtbare Feinde. Erst klickte Ambers Pistole leer, dann auch Christinas.
Sie hatten schreckliche Angst. Brandon riss mich am Arm, und ich löste mich aus der Bindung. »Wir müssen hier weg, Julius, wir müssen zu ihnen!«
»Ja«, sagte ich
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