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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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verriet den Clan: Leonhardt.
    Eine Frau zielte und schoss. Gordons Vampir fiel mit schrillem Kreischen, zuckte, und der Meister wusste um seinen Tod, noch ehe der Körper aufgehört hatte, sich zu bewegen. Ein leiser Fluch kam über die Lippen des engelsgleichen Unsterblichen. Weder Curtis noch sein verdammter Jäger waren in dieser Gruppe.
    Gordon hob das Gewehr, zielte sorgfältig und drückte ab. Der Kopf der Vampirin wurde zurückgerissen, ein roter Nebel verließ ihre Stirn, und sie fiel wie ein Stein.
    Die beiden überlebenden Leonhardt gingen in Deckung und eröffneten das Feuer auf die Stelle, wo sie den Schützen vermuteten, doch Gordon war bereits fort. Er lief zum Herzen des Labyrinths, dorthin, wo bald zwei Clans vernichtet werden würden.

    Einkurz aufwallendes Verlustgefühl, Bitterkeit. Brandons Kopf ruckte herum, ich starrte ihn an, während wir Liliana im Laufschritt folgten. »Wer?«, fragte Brandon erschüttert.
    Ich schluckte. »Eivi.« Unser erster Verlust. Gordon hatte schon so viele der Seinen eingebüßt, und wir trafen noch immer auf neue.
    Gordon hatte sich weit von den alten Pfaden entfernt. So weit, wie sich niemand hatte vorstellen können. Bauernopfer, das war es, worauf wir bislang getroffen waren. Bauernopfer eines Königs, der es nie darauf abgesehen hatte, die Macht mit seinem Volk zu teilen.
    Spätestens als ein großkalibriges Silbergeschoss einem von Lilianas Vampiren das Herz zerfetzte, mussten wir erkennen, dass jetzt nach anderen Regeln gespielt wurde.
    Wir waren in einer großen Halle, als es geschah. Sie war dunkel und bis auf ein paar alte Maschinen leer und ohne Deckung.
    Der Schuss hallte von den Wänden. Die Kugel verließ den Körper des Vampirs vor mir in einem Purpurnebel und prallte von meiner Weste ab. Der Unglückliche wurde wie von einer gewaltigen Faust gegen mich geschleudert.
    Er hatte nicht einmal geschrien. Das Silber musste sein Herz pulverisiert haben. Tod. Aus. Liliana brach in die Knie, presste die Hände auf ihre Brust und schrie entsetzlich.
    Im nächsten Augenblick verwandelte sich die Fabrikhalle in ein höllisches Inferno. Der Lärm der Schüsse war ohrenbetäubend. Mündungsfeuer blitzte von den Laufgängen wie Dämonenaugen.
    Ich fasste Liliana am Arm und zerrte sie zu einer Maschine, deren Ausleger wie die Arme eines Riesen in die Luft ragten.
    Gestank von Schmieröl und Dreck. Ein Kugelhagel ging aufuns nieder, schlug Funken am Metall, zerfetzte den Betonboden zu Staub und Splittern.
    Liliana lag in meinen Armen, presste die Hand über ihr Herz und versuchte, den Schmerz zu überwinden. Der tote Vampir war ihr Geschöpf gewesen, und ein Teil von ihr starb mit ihm. Ich strich ihr über das rabenschwarze Haar und wiegte sie hin und her wie ein Baby.
    Schließlich löste sich Liliana von mir, rutschte zu ihrer Vampirin Sally und schmiegte sich an sie.
    Brandon war unter die Maschine gekrochen und erwiderte das Feuer.
    Ich suchte nach einem guten Standort, als plötzlich ein roter Punkt auf meiner Brust auftauchte. Die Wucht des Aufpralls schleuderte mich nach hinten und presste alle Luft aus meiner Lunge.
    »Scheiße!«, fluchte ich, sobald ich wieder atmen konnte. »Wir müssen hier weg, die knallen uns ab wie die Karnickel!«
    Aber wohin? Wohin nur? Ich sah mich um. Es gab viel freie Fläche in alle Richtungen. Die Schützen auf den Laufgängen weit über uns hatten perfekte Sicht, und sie benutzten Silbermunition. Wenn Gordon wollte, konnte er uns hier in Schach halten, bis die Sonne aufging. Vielleicht war genau das sein Plan. Sobald das Licht unsere Bewegungen lähmte, würden uns seine Diener einfach abstechen können. So weit durfte es nicht kommen.
    Ich musste nachdenken und kroch tiefer unter das schützende Metall, bis ich vor den roten Laserpunkten in Sicherheit war.
    Brandon schoss und traf. Ein junger Vampir kippte von der Empore und schlug mit einem dumpfen Knall auf den Beton zehn Meter darunter.
    Ich ließ die Hälfte von meiner Silbermunition über den Bodenzu ihm gleiten. Er war offensichtlich ein guter Schütze und in einer besseren Position als ich.
    In diesem Moment hörte ich Schritte. Sie waren federleicht.
    Es waren mindestens sechs Personen, Vampire, und sie rannten. Curtis, es war Curtis! Und er lief genau in die Falle.
    » Nein « , rief ich tonlos, » kommt nicht näher! « Doch der Meister hatte mich ausgesperrt.
    »Curtis, verschwinde!«, schrie ich, diesmal laut.
    Mein Ruf wurde von einer Gewehrsalve beantwortet, und

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