Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
Gedanken an ein helles Licht, das sich ihr erst genähert hatte und dann, als ich ihrem Körper mein Blut einflößte, weiter und weiter in die Ferne rückte. Die Totenmagie hatte ihre Seele eingefangen, bevor sie davongeflogen war.
    Enttäuscht ließ ich von ihr ab. Ich musste bis morgen warten. Der heraufziehende Tag würde ihren Verstand klären. Es war kaum noch Zeit, bevor die Sonne aufging.
    Wir mussten jetzt endgültig gehen. Brandon hob Christina vom Tisch, und erst jetzt bemerkten wir Curtis, der sich gegen den Türrahmen lehnte und uns anscheinend schon seit einer Weile beobachtete.
    Seine Augen funkelten eisig. Ich konnte seine Gefühle nicht lesen.
    Er hatte sich massiv abgeschirmt, starrte uns einfach nur an, und seine Augen sprühten kaltes Feuer.
    Der Meistervampir hatte alles Menschliche abgestreift wie eine nutzlose Hülle. Seine Haut war bläulich und durchscheinend wie Milchglas.
    Brandons Furcht überrollte mich. Ich war jetzt sein Meister, und er suchte Schutz bei mir. Ich fühlte die Präsenz des Indianers in meinem Rücken. Er blieb hinter mir stehen und drückte Christina an sich.
    Kommewas wolle, wir mussten an Curtis vorbei, um in die Schlafkammern zu gelangen. Entschlossen ging ich auf ihn zu und schickte eine wortlose Botschaft der Unterwerfung.
    Er war mein Meister, ich würde nie mit der Hierarchie brechen.
    Ich bat um Schutz für mich und die Meinen, wie er ihn mir vor all den Jahren geschworen hatte. Curtis musste sich an das Gelübde der Commendatio halten, auch wenn es ihm missfiel.
    Der Meistervampir starrte mich wütend an, auf meinen geneigten Kopf, die entblößten Handgelenke. Nichts an meinem Verhalten war unkorrekt.
    Er musste die Demutsgesten akzeptieren. Schließlich gab er widerwillig die Tür frei und ließ uns passieren.
    »Danke, Curtis«, sagte ich leise und blieb vor ihm stehen, bis Brandon Christina an ihm vorbei in das Entree getragen hatte. Erst dann wagte ich, ihnen zu folgen.
    Ich hatte in den Augen meines Meisters ein Versprechen roher Gewalt gesehen, und mich schauderte bei dem Gedanken an morgen. Jetzt zeigte mir Curtis sein neutrales Statuengesicht, das er immer dann zur Schau trug, wenn er wirklich wütend war. Und zum ersten Mal ahnte ich, wie sehr ich ihn enttäuscht hatte.
    Brandon wartete auf mich. Ich deutete gegen Curtis eine Verbeugung an und schloss nach einem letzten Blick in das Gesicht meines Meisters zu ihnen auf.
    Sobald wir den ersten Fuß auf die Treppe setzten, fiel die Spannung von uns ab. Wir eilten hinab und verloren kein einziges Wort über das, was geschehen war.
    In Brandons Kammer betteten wir Christina in seinen Sarg, und sie fiel sofort in einen tiefen Erschöpfungsschlaf. Als die Sonne den Horizont berührte und die Lähmung einsetzte,war sie längst im Reich der Träume. Brandon schloss den Sarg, sobald er sicher war, dass Christina nicht mehr aufwachen würde, dann suchte er sich einige Decken zusammen und bereitete sich auf dem Boden neben dem Sarg ein Lager.
    Wenig später lag ich allein in meiner Kammer.
    In den letzten Minuten, die mir noch geblieben waren, hatte ich geduscht und das ganze ekelhafte, tote Blut von meinem Körper gewaschen.
    Frische Verbände lagen auf den Wunden. Sie pochten heftig gegen den Stoff. Jetzt, da ich Ruhe hatte, taten sie plötzlich viel mehr weh.
    Ich hatte mehrere Streifschüsse erlitten und mir starke Prellungen und wohl auch die eine oder andere Verstauchung zugezogen. Die Wunde an meinem Arm, wo eine Stahlkugel das Fleisch durchschlagen hatte, war fast nicht mehr zu sehen. Das viele Vampirblut, das ich getrunken hatte, beschleunigte die Heilung.
    Ich hatte es gerade noch rechtzeitig in den Sarg geschafft, bevor die Sonne auch mich zur Ruhe zwang. Nun lag ich in meinen seidenen Decken und starrte zu dem altmodischen Eisenbett hinüber, in dem Amber und ich einander geliebt hatten. Auf die Lampe, die sie mir am Vorabend angelassen hatte.
    Während das Licht viele Meter über mir die Welt erhellte, kroch der Tod als kalter Herrscher meine Beine hinauf und tastete mit seinen spitzen Fingern nach meinem Herzen. Fast sehnte ich mich danach, endlich nichts mehr zu wissen und endlich nichts mehr zu spüren.
    Meine Welt war ohne Amber mit einem Schlag leer geworden und hatte für mich ihren Zauber verloren. Ich war allein, ohne meine Geliebte. Allein, ohne ein Gefühl für sie.
    Mit letzter Kraft schlug ich den Sarg zu, betätigte die Verriegelung und floh den Tag mit dem Geräusch einrastender

Weitere Kostenlose Bücher